Umwelt | Landwirtschaft

Wie steht es um Bio?

In Südtirol gibt es knapp 2.000 Bio-Landwirtschaftsbetriebe. Der Verband Bioland Südtirol fordert, dass diese mehr unterstützt werden, damit sich Bauern auch in Zukunft noch für Bio entscheiden und die hohen Kosten der Branche gesenkt werden.
Bioland
Foto: SALTO
  • Am 23. September wird in der Europäischen Union der Tag des Bioanbaus begangen. Bioland Südtirol nutzt diesen Anlass, um einen Einblick in die Biolandwirtschaft in Italien und Südtirol zu geben. 
    2023 verfügte Italien über eine biologische Anbaufläche von 2,5 Millionen Hektar, das sind knapp 20 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche des Landes. Der größte Teil der Bio-Flächen liegt im Süden (58 Prozent). Im Norden dominiert Südtirol mit einem Bio-Anteil von 21 Prozent der gesamtlandwirtschaftlichen Fläche. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei sieben Prozent, durch die Zertifizierung von etwa 150 bis 170 Almwiesen machte Südtirol aber einen großen Sprung. Den prozentual höchsten Anteil hat die Toskana mit 37,5 Prozent. Insgesamt gibt es in Italien 84.000 Bio-Betriebe, die meisten in ganz Europa.
    Im Stiefelstaat erreichte Bio 2023 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro. 2,5 Milliarden Euro gehen dabei auf Einzelhandelsketten zurück, die den Markt dominieren. Wie Bioland Südtirol Geschäftsführer Reinhard Verdorfer erklärt, würde der Anteil der Bio-Anbauflächen in Italien schneller steigen als der Markt. 2023 war der besagte Umsatz um über fünf Prozent gestiegen. „Das ist hauptsächlich auf Preissteigerungen zurückzuführen“, so Verdorfer.

  • Reinhard Verdorfer: „Langfristig wollen wir in Südtirol einen Warenkorbanteil von 25 Prozent erreichen.“ Foto: SALTO
  • Biologische Landwirtschaft in Südtirol

    In Südtirol gibt es knapp 2.000 Betriebe (1.959), die im nationalen Verzeichnis der ökologisch wirtschaftenden Unternehmen eingetragen sind. Der Großteil davon (1.535) sind Produzenten, während nur 15 von ihnen Aufbereiter beziehungsweise Importeure sind. Flächenmäßig machen Almen und Weiden mit fast 50.000 ha den größten Teil in Südtirols Bio-Landwirtschaft aus. Die kleinsten Flächen stellen Wiesen dar (4.116 ha).
    In Südtirol gibt es eine Reihe von Bioverbänden. Im größten, Bioland, sind 1.032 Mitglieder vertreten, gegründet wurde er im Jahr 1991. Wie der Verband erklärt, stagniert die Mitgliederzahl in den letzten Jahren. Grund hierfür seien mitunter die steigenden Kosten. Aufgrund dessen wünscht sich Bioland Südtirol mehr Förderung vom Land. Besonders die Biokontrollkosten, die sich in Südtirol jährlich auf insgesamt eine Million Euro belaufen und die jeder Biobauer selbst zu tragen hat, sollten gefördert und rückerstattet werden, so der O-Ton des Verbandes.

  • Ziele und Herausforderungen

    In Italien nimmt der Anteil an Bio-Lebensmitteln im Warenkorb der Konsumenten ab und beläuft sich aktuell auf 3,5 Prozent. In Südtirol wird der Anteil auf etwa sechs Prozent geschätzt, während es in Deutschland sieben und in Österreich elf Prozent sind. „Langfristig wollen wir in Südtirol einen Warenkorbanteil von 25 Prozent erreichen, damit auf jedem Teller etwas aus biologischem Anbau landet“, erklärt Verdorfer. Hier wünscht man sich auch politische Unterstützung, damit in Mensen, Schulen, Kindereinrichtungen, öffentlichen Einrichtungen wie Altersheime und Krankenhäuser mehr Bio auf die Teller kommt.
    Bis 2026 will Bioland Klarheit über Bio-Produkte schaffen und das Vertrauen in Bio-Produkte stärken, ein Netzwerk aufbauen und die regionale Bio-Infrastruktur in Italien festigen, die Werte eines biologischeren Lebensstils vermitteln sowie die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Bio-Produkte in Italien fördern. Hierfür ist der Verband mit einer „Roadshow“ in verschiedenen italienischen Städten unterwegs, nimmt an Messen teil und ist in verschiedenen Medien und auf Social Media zu sehen.

  • Die Almwirtschaft: Südtirol hat seine Biofläche stark ausgeweitet. Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
  • Südtirols Bio-Landwirtschaft hat auch mit Herausforderungen zu kämpfen, so etwa auch mit dem Nachhaltigkeits-Trend. Wie Verdorfer erläutert, habe es vor 20 Jahren keinen Unterschied zwischen einem Bioprodukt und einem nachhaltigen Produkt gegeben. Heute gebe es aber viele Produkte, die Teilbereiche von Bio vertreten, aber nicht Bio sind. Durch verschiedene Labels sei es für Konsumenten aber schwer zu erkennen, um welche Art von Produkt es sich handelt. Bio tue sich daher oft schwerer, da ihre Produkte meist teurer sind.

  • Bio Fair Südtirol

    Bioland Südtirol hat ein Gastronomie- und Tourismusprojekt gestartet. „Bio Fair Südtirol“ verfolgt das Ziel, mehr Bio auf die Teller zu bringen, Landwirtschaft mit Tourismus zu verknüpfen und den Gästen der Betriebe eine garantierte Qualität zu bieten. Aktuell gibt es bereits 17 Gastronomie-Partner, die durch ein dreistufiges Modell (Gold, Silber, Bronze) eingeteilt werden. Einmal im Jahr findet eine Kontrolle statt. Auch Pflichtprodukte wie Milch, Wein und Äpfel sind vorgesehen.