Umwelt | Naturschutz

„Alles nur Illusion“

Vor 15 Jahren wurden die Dolomiten von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Mehr Plage als Segen, meinen die Grünen und richten einen Apell an die Stiftung.
Sellajoch
Foto: Seehauserfoto
  • Am 26. Juni 2009 erklärte die Unesco die Dolomiten zum Weltnaturerbe. Was als Schutzmaßnahme für eines der schönsten Naturwunder der Welt gedacht war, habe sich den Grünen zufolge jedoch als eine Verurteilung eines zu empfindlichen ökologischen, sozialen und kulturellen Ökosystems entpuppt. „Heute sind die Dolomiten mehr denn jeder Gefahr wirtschaftlicher Spekulationen auf Kosten der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit ausgesetzt“, meint Elide Mussner, Co-Sprecherin der Grünen Vërc.

  • Im Visier des Massentourismus

    Monte Pana - Saltria: Ein Beispiel der geplanten Seilbahnen Foto: Nosc Cunfin

    In einer Presseaussendung erklären die Grünen, dass der Verkehr auf den Dolomitenpässen nicht nur in den Sommermonaten außer Kontrolle gerate. Die ständigen Pläne für neue Skilifte, wie die Gondelbahn auf die Langkofelscharte, die Verbindung Saltria-Monte Pana über die Plans de Cunfin oder das Schreckgespenst den Cadore über den Falzarego mit dem Dolomiti Superski zu verbinden, würden Gebiete von großer ökologischer Bedeutung bedrohen. Die immer weiter steigenden Immobilienpreise (In Cortina allein in den letzten fünf Jahren um 20 %, in Badia um 30 % im Vergleich zu 2018) würden die Gentrifizierung und die daraus resultierende Wohnungskrise verstärken und die lokale Bevölkerung dazu zwingen in die Nachbargemeinden zu ziehen und den Ort wohlhabenden Investoren zu überlassen. Der tägliche „Hit-and-Run“-Tourismus von Menschen aus München oder Venedig, die nur anreisen würden, um ein Selfie auf der Seceda oder der Seiser Alm zu machen, entwerte die Qualität der lokalen Wirtschaft. Großereignisse wie die Olympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina oder die Ski-WM 2031 in Gröden, die von der Bevölkerung abgelehnt, aber von wirtschaftlichen Interessengruppen und der Landesregierung durchgeboxt werden würden, weil sie Investitionen bringen, seien eine weitere Beschleunigung einer Entwicklung, die nichts Nachhaltiges an sich hat und geradewegs auf die Bruchwand zuzusteuern scheine.

     

    „Eine schwer zu heilende Plage.“

     

    „Die gefühlte Notwendigkeit, die Dolomiten vor Spekulation und Ausbeutung zu schützen und zu bewahren, die der Idee der Dolomiti UNESCO zugrunde liegt, hat sich als Illusion erwiesen. Die zusätzliche internationale Bekanntheit, die das UNESCO-Label den Dolomiten eingebracht hat, ist nun eine schwer zu heilende Plage“, sagt Luca Bertolini, Co-Sprecher der Grünen Vërc. Die Grünen richten deshalb einen Appell an die Stiftung Dolomites UNESCO, an die Landesregierung, an die Interessengruppen und an die zuständigen Behörden: „Lassen Sie uns die Dolomiten neu denken, lassen Sie uns einen Moment innehalten und zu der edlen Idee zurückkehren, sie zu schützen und zu bewahren, für die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung, die Wirtschaft und das Ökosystem, für eine Zukunft, die das Gemeinwohl als Ziel hat”, so der Wortlaut. 

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mo., 01.07.2024 - 22:40

"Weltkulturerbe" sollte eigentlich besonderen Schutz bedeuten, für einmalige / fragile / sensible / von zu vielen Menschen überrannte Städte / Positionen / landschaftliche Eigenheiten / Bräuche ...
Es ist eigentlich ein Skandal, dass der Tourismus mit seiner Leistung um die nur 10 % von der Gesamtwirtschaft, "Weltkulturerbe" ganz schäbig in der Werbung missbraucht!!!

Mo., 01.07.2024 - 22:40 Permalink