Kompatschers Absage
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Die Landesregierung hat gestern (27. August) beschlossen, der Initiative „No Women – No Panel“ der Rai beizutreten und sie landesweit voranzutreiben. „Mit diesem Schritt bekräftigen wir unser Engagement für eine gerechte und ausgewogene Darstellung der Geschlechter in der medialen Berichterstattung und in öffentlichen Diskussionen“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher – und setzt den Beschluss auch gleich in die Tat um.
„Wir brauchen viele frauenfreundliche Männer.“
Denn er sagt überraschenderweise kurzfristig seine Anwesenheit auf dem Podium des „Abends der Wirtschaft“ vom Handels- und Dienstleistungsverband Südtirols (hds) ab, weil dort keine Frau als Gast eingeladen wurde. Der hds reagiert brüskiert, wie seine Direktorin Sabine Mayr gegenüber SALTO mitteilt. Um für keine Unannehmlichkeiten zu sorgen und wohl auch um den medialen Wirbel so klein wie möglich zu halten, soll nun stattdessen Landesrätin Magdalena Amhof am Podium sitzen, zuständig für Arbeit, Personal und Europa. Das Diskussionspanel ist Teil der hds-Abendveranstaltung „Lust auf Zukunft!“, die morgen Abend im Schloss Maretsch in Bozen stattfinden wird.
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„Wir sind etwas überrascht, eine so kurzfristige Änderung zwei Tage vor der Veranstaltung lässt uns perplex zurück und stellt uns vor organisatorische Herausforderungen“, erklärt die hds-Direktorin, Sabine Mayr. Sie teile die Ziele der Initiative „No Women – No Panel“, der das Land gestern mit Beschluss der Landesregierung beigetreten ist.
„In der Diskussionsrunde haben wir den Landeshauptmann und die zuständigen Landesräte für Wirtschaft und Gastronomie, Marco Galateo und Luis Walcher, eingeladen. Dass das jetzt Männer sind, liegt nicht in unserer Macht. Wäre es eine Landesrätin für Wirtschaft, hätten wir natürlich sie eingeladen. Wir können nicht beeinflussen, wie die Landesregierung zusammengesetzt ist“, erklärt Mayr.
Der hds unterstütze die Gleichberechtigung der Geschlechter und werde – wie bereits vorher geplant – ebenso der Initiative „No Women – No Panel“ beitreten. Die hds-Direktorin kann den Schritt des Landeshauptmanns nicht nachvollziehen: „Es geht um die Sache und die Inhalte.“ Kompatscher beweist mit dieser Aktion jedenfalls eine in anderen Belangen stark vermisste Geradlinigkeit.
Das Lob seiner Parteikollegin Ulrike Oberhammer (SVP) lässt nicht lange auf sich warten: Die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit für Frauen begrüßt seinen Schritt in einer Mitteilung an die Medien: „Zu denken, dass auf einer Konferenz ein Thema ohne die Sichtweise von Frauen erforscht und vertieft werden kann und, dass man dabei ‚auf die Substanz und nicht auf die Form achten‘ muss, bedeutet, dass die Erfahrung und der Sachverstand von Frauen nach Meinung vieler immer noch als Dekoration betrachtet werden“, so Oberhammer.
Die Entscheidung Kompatscher sei eine „Geste, die mehr als tausend Worte sagt“. Die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit fordert: „Wir brauchen viele frauenfreundliche Männer, die sich bewusst sind, dass es in einer Gesellschaft von Männern und Frauen nicht nur den Männern vorbehalten ist, das dominante Denken zu gestalten und den gesamten öffentlichen Raum mit ihrer einzigartigen Erfahrung zu besetzen.“
Die InitiativeDer Beitritt ist Teil des Gleichstellungsaktionsplans Ӕquitas der Provinz. Die Kampagne „No Women – No Panel“ war 2018 von der damaligen EU-Kommissarin Mariya Gabriel ins Leben gerufen. Die Rai hat diese Initiative seit 2022 auf regionaler Ebene vorangetrieben, um die Prinzipien der Kampagne auch in Italien zu verbreiten.
Italienweit haben sich bereits zahlreiche öffentliche Einrichtungen und Organisationen der Initiative angeschlossen. Bei einem vom Landesbeirat für Chancengleichheit organisierten Netzwerktreffen am 19. September werden über 50 Organisationen, Verbände und Vereine ebenfalls ein Protokoll unterzeichnen, mit dem sie sich verpflichten, auf eine ausgewogene Darstellung der Geschlechter bei Veranstaltungen und in der Berichterstattung zu achten.
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