Wirtschaft | Sparkasse

Tag der Wahrheit

Am Dienstag Nachmittag wird die Banca d'Italia dem Verwaltungsrat der Sparkasse den Inspektionsbericht vorstellen. Es soll knüppeldick kommen.

Dass die Situation durchaus ernst ist, zeigt allein schon die hochkarätige Besetzung.
Am Dienstag Nachmittag wird im Verwaltungsrat der Sparkasse mit Ciro Vacca der Chef der Abteilung Bankenaufsicht der Banca d´Italia höchstpersönlich sitzen. Mit ihm eine Reihe von Funktionären aus Rom und die Spitze der Bozner Banca d´Italia Niederlassung.
Es ist kein Höflichkeitsbesuch: Die Funktionäre der Bankenaufsicht werden einen Bericht präsentieren, der die Geschicke der Südtiroler Traditionsbank nachhaltig verändern könnte.

Die Inspektion

Bis zu acht Inspektoren der Banca d´Italia haben fünf Monate lang die Sparkasse auf Herz und Lungen geprüft. Dabei wurde kein Blatt auf dem anderen gelassen. Hunderte von Kreditakten wurden akribisch geprüft, Verfahrensabläufe nachgezeichnet und Dutzende von Bankfunktionären bis hinauf zur Bankspitze mehrmals angehört.
Bis zum 6. Juni sollte der Abschlussbericht der Bankenaufsicht eigentlich vorliegen. Weil die Sache aber weit komplexer ist als ursprünglich angenommen, wurde der Termin auf Ende Juni verlängert.
Am Dienstag 30. Juni wird jetzt der Abschlussbericht von der Bankenaufsicht dem Verwaltungs- und Aufsichtsrat vorgestellt. Dreieinhalb Stunden hat man allein für das gesetzlich vorgesehene Vorlesen und Kommentieren des Berichts reserviert.
Dabei gibt es seit einigen Wochen einen Vorgeschmack, was die ehemaligen aber auch die aktuellen Sparkassengremien zu erwarten haben.

Die Börsenaufsicht

Denn in den vergangenen Monaten gaben sich die Kontrolleure in der Sparkasse die Klinke in der Hand. Nicht nur die Banca d´Italia prüfte die Südtiroler Bank, sondern auch die Börsenaufsicht Consob. Bei dieser Inspektion, die von Mai bis November 2014 dauerte, legte man den Fokus auf die Ausgabe und den Verkauf der Sparkassen-Aktien.
Vor sechs Wochen wurde den ehemaligen Verwaltungs- und Aufsichtsräten der Sparkasse der Consob-Endbericht zugestellt. Es ist eine einzige Watsche. Auf 17 Seiten wird detailliert dargestellt, wie die Sparkasse Risikoprofile nicht eingehalten und Kundenberatungen durchgeführt hat, die nicht immer dem gesetzliche vorgeschriebenen Bestimmungen entsprochen haben. Die Börsenaufsicht kritisiert vor allem die Abläufe in der Bank.
Zudem wird nachgewiesen, dass die Sparkasse die eigenen Aktien im Vergleich mit Konkurrenzpapieren eindeutig besser eingestuft hat, indem man einfach auf zu niedriges Risiko setzte.
Die 15 Verwaltungsräte und die drei Aufsichtsräten haben bereits Anwälte engagiert, die jetzt die Gegenäußerungen vorbereiten. Schon jetzt aber ist klar, dass Strafen von der Börsenaufsicht folgen werden, die insgesamt in Millionenhöhe gehen.

Es ist sicher, dass Strafen von der Börsenaufsicht folgen werden, die insgesamt in Millionenhöhe gehen.

Die Bankenaufsicht

Noch dicker aber dürfte es von der Banca d´Italia kommen. Denn der Bericht – der ob seiner Brisanz bis morgen Nachmittag top topsecret ist – soll eine Reihe von Verfehlungen aufzeigen, die gravierend sind.
Demnach gibt es für das 230 Millionen Loch direkte und persönliche Verantwortungen in der früheren Bankenführung. Vor allem das Exekutivkomitee wird in die Mangel genommen. Auch klare Interessenskonflikte werden aufgezeigt. Zudem bemängelt die Notenbank, dass das Risikomanagement der Sparkasse seit Jahren nicht den vorgeschriebenen Standard erreicht.

[In Absprache mit dem Autor haben wir den ursprünglich letzten Absatz dieses Artikels gelöscht. salto.bz]. 

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G G Di., 30.06.2015 - 13:18

Irgendwie scheint die Südtiroler "Parallelwelt der Obersten" immer mehr ins Wanken zu geraten... Brandstätter, Ebner mit seinen BrennerCom-Konsorten... kann es sein, dass der Fluss der Evolution solche überspitzten Auswüchse von kapitalistischer Egomanie anfängt auszumerzen?

Di., 30.06.2015 - 13:18 Permalink