Fehlerhafte Trikolore? Guter Deal?

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„Im wildprächtigen Martelltal, das in letzter Zeit immer mehr dem Verkehr und dem Skisport erschlossen wurde, fand am vergangenen Sonntag die feierliche Eröffnung des neu erbauten Hotels Valmartello statt. Das Hotel – ein schmucker Bau mit schrägem Dach – erhebt sich auf 2.160 Metern Höhe und verfügt über 200 Betten“, berichtete ein lokales Blatt am 6. März 1937 zum Neubau im Talschluss von Martell. Die Neue Südtiroler Tageszeitung berichtete vergangene Woche (25.5.2025), dass das Land Südtirol und die Bierbrauerei Forst einen Tausch zwischen dem Josefsberg in Algund und dem leerstehenden Hotel im Martelltal anpeilen – und dass dieser Deal für beide Seiten eine Win-win-Situation darstelle. Auch die Architekturzeitschrift Domus widmet dem leerstehenden Gebäude einen ausführlichen Artikel. „In seiner ursprünglichen Fassung“, steht in einer Forschungsarbeit der ETH in Zürich nachzulesen, habe das riesige Hotel „einen grünen Anstrich“, getragen, während der eingeschossige, mit sehr rauem Putz versehene Sockel weiß gefasst war. Rot der Dachaufbau.
Wollte Ponti mit seinem Bau tatsächlich die Nationalflagge nachbilden?
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Paradies auf Erden: Bevor es den heute gängigen Namen "Hotel Paradiso" führte, hieß das Gebäude "Albergo Sportivo Valmartello" Foto: ETH Zürich
Ob der grüne Anstrich vom Architekturgroßmeister und Farbenfreund Gio Ponti selbst stammte – damit sich, wie Zeitzeugen behaupten, „das Gebäude besser in die umgebende Landschaft einfügt“ – ist nicht eindeutig belegt. Unklar ist auch, nach welchen Kriterien Ponti seine Farbkomposition für das später als Hotel Paradiso bekannte Haus auswählte. Die ETH-Forschungsarbeit wirft nach einer genauen Analyse früher Fotoaufnahmen außerdem folgende Frage auf: „Verwirklichten die Auftraggeber dieses Vorhaben fernab jeglicher Besiedlung, um das Hotel Paradiso zu einem Schauplatz faschistischer Selbstdarstellung zu machen und die architektonischen Repräsentationsbedürfnisse der neuen Machthaber zu befriedigen?“ Pontis persönliche Fotografien, die er mit seiner Kamera während der Eröffnungsfeier im Jahr 1937 aufnahm, offenbaren einige neue Facetten der Entwicklung des Hotelbaus. Beim genaueren Hinsehen erkennt man, dass die zur Feier des Tages an den oberen Balkonen angebrachten Flaggen verdreht über das Geländer wehten. Die Bandiere del Regno d'Italia, die Fahnen mitsamt zentralem Wappen des monarchischen Staates, waren also „fehlerhaft“ positioniert worden und erwecken den Anschein, man habe „die Streifen der italienischen Trikolore ebenso horizontal ausrichten“ wollen, „parallel zu den Holzprofilen der Geländer.“
Stellt man sich einen horizontal liegenden Baukörper mit einer weiß gefassten, über zwei Geschosse durchgehenden Sockelzone, den grün bemalten Obergeschossen und einem roten Dachaufbau vor, wird man an die Farben der beschriebenen, waagrecht aufgehängten Trikolore erinnert. Wollte Ponti mit seinem Bau tatsächlich die Nationalflagge nachbilden?
Eine Frage der Farbe: War die Ursprungsfarbe des architektonischen „Kastens“ im Martelltal Rot? Nein – das Hotel war grün. Foto: ETH ZürichAuch im Erscheinungsbild des Hotel-Esszimmers dominierten am Eröffnungstag die Farben der italienischen Trikolore, wirkten innerhalb des großen Raums allerdings „etwas ungewöhnlich“, steht in der Forschungsarbeit nachzulesen. „Die Decke wurde mit einem dunkelroten Anstrich versehen, die Wände mit einem weißen, und der Boden wurde mit grünem Linoleum bedeckt.“ Revolutionäre Architektur? Oder peinliche Angepasstheit?
Ob es sich um „eine nationalistisch intendierte Raummontage oder um Zufall“ gehandelt haben könnte, beantwortet der Forschungsbericht nicht, stellt jedoch die Frage: „Will Ponti durch diese Farbgebung die Zugehörigkeit des Hotels Paradiso und des Landes Südtirols zu Italien auf besondere Weise betonen, um jegliche Missverständnisse bei den Alpinisten zu tilgen?“ Es mag banal erscheinen, dass Gio Ponti „die Farben der italienischen Nationalflagge an der Fassade“ verwendete, „um das Hotel als patriotisches Symbol erscheinen zu lassen.“ Auch andere Architekten dieser Zeit erfreuten sich an den Farben der Flagge und setzten – ob bei Möbeln, Bekleidung oder Gebäuden – auf das Farbenspiel Grün–Weiß–Rot.
Tatsache ist, dass die Familie Fuchs – seit 1966 im Besitz des großen Gebäudes – über sechs Jahrzehnte hinweg am Objekt der Begierde nichts realisierte, es zum Geisterhaus verkommen ließ und nun die heiße (baufällige) „Kartoffel“ dem Land zuschieben will...
Architekt mit ausgeprägtem Farbenfetisch: Gio Ponti studierte vor der Planung der Luxusabsteige "Albergo Sportivo Valmartello" die alte "Gruebhütte" im Tal, nahm Maß an den Zimmern und begutachtete die Bettenauslastung. Foto: ETH ZürichLaut Dekret musste an jedem von öffentlicher Hand getragenen Gebäude – und beim Hotel Paradiso bewegte man sich auf dem schmalen Grat zwischen privaten Kapitalgebern und politischer Unterstützung – der Littorio angebracht werden. Jedes Monument, jeder Brunnen, jede Straße, jede Brücke und jeder Kanalschacht sollte die „beständige Präsenz“ des Faschismus ausstrahlen. Es ist gut möglich, dass Ponti durch seine kollektive Akzeptanz ein „unangreifbares Werk vollenden wollte“ und offenbar „den Spagat zwischen einem Symbol für die politische Elite und einer für Touristen verträglichen Baumasse“ versuchte. Bereits im Jahr 1933 entwickelte er seine „Farbenlehre für Innenräume“ und suchte nach einer bestmöglichen Zusammenstellung aller Anstriche und Nuancen – von Decken, Wänden, Türen, Boden, Sofa, Betten, Vorhängen bis hin zu verschiedenen Hölzern. Seine Hotelzimmer im Hotel Paradiso stimmte er genau ab.
Gegenwärtig überlegt das Land Südtirol, den einst vom Mailänder Kaufmann Emilio Penati in Auftrag gegebenen Hotelkomplex im Rahmen eines Win-win-Deals zu tauschen. „Zwischen der Bierbrauerei und dem Land“ sei zwar „eine grundsätzliche Einigung erzielt“ worden – am Ende müsse jedoch „die Landesregierung über das Tauschgeschäft entscheiden.“ Während die Bierbrauerei laut der Neuen Südtiroler Tageszeitung am Josefsberg „eine Art Außenstelle machen würde“, werden für das Hotel in Martell mehrere Verwendungszwecke für die Allgemeinheit angedacht – darunter ein Dokumentationszentrum des Nationalparks Stilfserjoch, eine Forschungseinrichtung oder ein Austragungsort für Kulturinitiativen. Es scheint also in Sachen Ideenfindung noch viel Luft nach oben zu geben.
Tatsache ist, dass die Familie Fuchs – seit 1966 im Besitz des großen Gebäudes – über sechs Jahrzehnte hinweg am Objekt der Begierde nichts realisierte, es zum Geisterhaus verkommen ließ und nun die heiße (baufällige) „Kartoffel“ dem Land zuschieben will, das am Ende darauf sitzen bleiben könnte – wie im mühsamen Fall der nahegelegenen Schaubachhütte.
Diesen…
Diesen Immobilienschrotthaufen im Tausch mit dem Josefsberg tauschen? Ist das Land WAHNSINNIG ???? Tango SVP KORRUPTI????
Würde eine Jugendherberge…
Würde eine Jugendherberge
draus machen wo Jugendliche ,Klassen dort übernachten und
diese wunderbare Landschaft
kennenlernen können.
Würde in Vielen schicher
gut tun.
Kultur haben wir schon und geĥöhrt in die Stadt wo die Leute wohnen.
Das Land genehmigt z.Z. die…
Das Land genehmigt z.Z. die Zerstörung des Schnalstals durch touristischen Wahnsinn, es wird garantiert auch für Martell eine entsprechende Superlösung finden!!