Umwelt | Zugverkehr

„Ein Quantensprung“

Während die Bauern den zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie Bozen-Meran heftig kritisieren, sieht der Dachverband für Natur- und Umweltschutz vor allem die Chancen.
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Foto: _erwin_bernhart_i_vinschgerwind
  • Im Plenarsaal des Südtiroler Landtages fand gestern (18. Februar) die Anhörung zum Thema „Bahnlinie Meran-Bozen“ statt. Organisiert wurde der Informationsaustausch auf Antrag von Andreas Leiter Reber, Landtagsabgeordneter der Freien Fraktion, vom IV. Gesetzgebungsausschuss. Zu Wort kamen dabei nicht nur die Vertreter der Bauern und Grundeigentümer, die ihre Kritik im Rahmen einer eigens einberufenen Pressekonferenz wiederholten, sondern auch Daniel Alfreider, Landesrat für Infrastruktur und Mobilität, Joachim Dejaco, Generaldirektor der STA, und Martin Vallazza, Direktor des Ressorts für Infrastruktur und Mobilität, welche die Zielsetzung, Verbesserungen und die technischen Details vorstellten. So soll durch den zweigleisigen Ausbau und die Begradigung die Fahrtzeit verkürzt werden, womit ein Taktfahrplan von vier Zügen pro Stunde ermöglicht wird. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2035 geplant.

     

  • Meraner Bahnlinie: Durch den zweigleisigen Ausbau und die Begradigung der Strecke soll die Fahrzeit nicht nur verkürzt werden, sondern es sollen auch mehr Züge verkehren. Foto: STA AG
  • Während die Bauernvertreter, die Vertreter der Heimatpflegevereine sowie der Terlaner Bürgermeister, Hansjörg Zelger, zahlreiche kritische Einwände vorbrachten und sich beispielsweise für den Erhalt der Bestandsstrecke aussprachen, sieht der Südtiroler Dachverband für Natur- und Umweltschutz vor allem das große Potenzial dieses Projektes. Wie es in seiner aktuellen Pressemitteilung heißt, berücksichtige das Projekt alle Eigenschaften einer modernen Bahn-Infrastruktur, verbinde den Vinschgau und Meran wesentlich besser mit der Landeshauptstadt und sei ein Schlüsselprojekt für die Dekarbonisierung des Verkehrs. „Obwohl das neue Bahnprojekt Meran-Bozen noch ganz am Anfang steht, zeichnen sich die übergeordneten Zielvorgaben schon jetzt gut ab. Zwischen den beiden größten Städten des Landes werden vier Züge pro Stunde verkehren, wobei zwei davon als Schnellzüge in 26 Minuten die Strecke schaffen werden. Dabei handelt es sich um die Vinschger Bahn, welche im Vinschgau alle Bahnhöfe anfährt, ab Meran dann als Schnellzug nach Bozen eilt. Für die Meraner, Untermaiser und Vinschger Pendlerinnen und Pendler wäre dieser Fahrplan ein Quantensprung“, so der Umweltverband, der aber auch festhält, dass es natürlich noch viel Rede- und Klärungsbedarf gebe.

     

    „Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie Meran-Bozen ist ein Jahrhundertprojekt und birgt mehrere Chancen.“

     

    Momentan gehe es um die Auswahl der besten Linienführung, weil die bestehende Strecke an zwei Stellen begradigt werden müsse. Ohne die Begradigung bei Terlan und Burgstall werde es schwierig werden, die 26 Minuten Fahrtzeit zwischen Meran und Bozen zu erreichen. „Dies ist aber eine unumstößliche Zielvorgabe, um die Vinschger und Meraner Bahn in den Südtirol-Takt der Brenner- und Pustertaler Linie zu integrieren. Noch gibt es aber verschiedene Projektvarianten, die gemeinsamen mit der betroffenen Bevölkerung zu diskutieren sind“, erklärt der Dachverband und betont: „Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie Meran-Bozen ist ein Jahrhundertprojekt und birgt mehrere Chancen: Der Projektierungs- und Umsetzungsprozess sollte in partizipativer Weise erfolgen, die Betroffenen benötigen eine zuverlässige Anlaufstelle, die Auskunft geben und Fragen an die zuständigen Stellen vermitteln kann.“ Die neue Bahnlinie wäre dann so attraktiv und leistungsfähig, dass wohl doppelt so viele Bürger wie heute vom Auto auf die Bahn umsteigen würden. Dies wäre ein sehr großer Beitrag für die CO₂-Einsparung im Verkehr. „Und drittens birgt dieses Projekt auch die Chance, echte ökologische Ausgleichsmaßnahmen an der Etsch umzusetzen“, hält Hanspeter Staffler, Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umwelt, fest. Denn große Infrastrukturprojekte müssten zukünftig auch von großen ökologischen Kompensationen begleitet werden.

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Sigmund Kripp Mi., 19.02.2025 - 13:40

Also ich finde den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Meran Bozen auch sehr nützlich und zukunftsträchtig.
Wir leiden in Südtirol enorm unterm zu viel gewordenen Autoverkehr und jede Verlagerung zu den Öffis bedeutet auch eine Erleichterung!
Einzig beim Bahnhof Terlan denke ich mir: Er ist der einzige an der gesamten Strecke, der direkt im Ortszentrum liegt! Dort sind die Schulen, die Gemeinde, das Altersheim, die Geschäfte, die Kirche, ein Pendlerparkplatz, einfach alle Infrastrukturen!
Wegen ein paar Sekunden Fahrtzeiteinsparung ist seine Verlegung (die ja auch sehr viel Geld kostet!) es einfach nicht wert!

Mi., 19.02.2025 - 13:40 Permalink
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Klemens Riegler Do., 20.02.2025 - 22:33

Antwort auf von Sigmund Kripp

Die Kurve in Terlan kann auch "begradigt" werden, indem schon etwas vorher das "S" entschärft wird. Das verkürzt ebenfalls die Strecke und ließe wohl eine leicht höher Geschwindigkeit zu. Die Entfernung der bestehenden Bahnhofe von den Ortzentren ist auch für mich keine Option. So wie auch am Bozner Hauptbahnhof die Verlegung Richtung "Sibirien" eigentlich Unsinn ist.
Was bringen mir die 75 Sekunden in Terlan, wenn ich in Bozen 6 Minuten länger laufen muss um in den Zug steigen zu können.

Do., 20.02.2025 - 22:33 Permalink
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Sigmund Kripp Fr., 21.02.2025 - 07:45

Antwort auf von Klemens Riegler

@Klemens:
Diese Begradigung würde sehr viel landw. Grund verbrauchen! Ich denke, wenn wir nur die Kurve von Terlan belassen, wie sie ist, kostet das die von Ihnen genannten 75 Sekunden und nicht mehr! Manchmal ist die kleinere Lösung die bessere!
Die einmalig gute Lage des Terlaner Bahnhofes sollte auf jeden Fall unberührt belassen werden! Dieser Bahnhof ist der einzige im Ortszentrum und macht Bahnfahren von und nach Terlan sehr attraktiv!

Fr., 21.02.2025 - 07:45 Permalink
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train watcher Mi., 19.02.2025 - 19:14

Man könnte die jetzige eingleisige Streckenführung bei Terlan samt Bahnhof belassen und einen zweigleisigen bypass längs der Etsch für die Schnellzüge in Erwägung ziehen. Betrieblich etwas komplizierter, aber man behielte auch das zweite Gleis im Bahnhof Terlan als Abstellgleis (für liegengebliebene Züge, für Hockey-Sonderzüge Pustertal-Bozen Süd, Bauzüge ...). Sollte es notwendig sein, müsste man die Gleise im Bahnhof Terlan etwas begradigen, um erhöhte Bahnsteige zu ermöglichen. Ich finde, für diese Variante gäbe es weniger Widerstand, auch weil der Grundverbrauch nicht übermäßig wäre (kein neuer Bahnhof und kein neuer Busbahnhof, keine neuen Stellflächen für Autos).

Mi., 19.02.2025 - 19:14 Permalink
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Salto User
nobody Mi., 19.02.2025 - 21:00

Der Untertitel ist falsch. Die Bauern wehren sich nicht gegen das zweite Gleis, sondern gegen die komplette Neutrassierung. Gegenvorschlag: Einige enge Kurven sollten begradigt werden und das zweite Gleis neben dem bestehenden gebaut werden (zu einem Bruchteil der veranschlagtenKosten), Bahnhöfe und bestehende Parkplätze bleiben. Wer die konkreten Zahlen sieht (Bodenverbrauch, Kosten, Bauzeit, Materialbewegungen), der müsste den Wahnsinn des Projektes erahnen.

Mi., 19.02.2025 - 21:00 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Do., 20.02.2025 - 11:44

Antwort auf von nobody

Genau so würde ich es auch machen. Die Frequenz der Züge kann so erhöht werden, und ob man 3-4 oder 5 Minuten länger unterwegs ist, macht, wenn sonst alles klappt, nicht den Unterschied, ganz besonders wenn man bedenkt, dass uns diese 3-4 oder 5 Minuten einige 100 Millionen € kosten.

Do., 20.02.2025 - 11:44 Permalink
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Salto User
nobody Mi., 19.02.2025 - 21:08

Da wurde auch immer wieder das Monsterprojekt MeBo als tolle Lösung gepriesen. War und ist der selbe Unsinn. Zu groß, zu teuer und zu gefährlich (fehlender Pannenstreifen und zu viele Raser, laufend Unfälle und Staus). Eine breite, zweispurige Straße (wie von Branzoll nach Auer, bei der überholt werden kann, hätte es als Umfahrungsstraße der Dörfer an der Staatsstraße auch getan. Wir reden hier von Meran, nicht von Tokio.

Mi., 19.02.2025 - 21:08 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 19.02.2025 - 21:49

Die aller-wenigsten Bürger können "die auf den Straßen + mit der Eisenbahn eigesparte Zeit," als Zahnärzte / Staranwälte /CEOs usw. verwerten!
Ob eine Fahrt von Bozen nach Meran, wirklich nur 26 Minuten dauern darf ... ...???

Mi., 19.02.2025 - 21:49 Permalink