Politik | Gastbeitrag

100 Tage Donald Trump

Was will der US-Präsident? Politikexperte Roland Benedikter von der Eurac analysiert die ersten Monate seiner Amtszeit – die Wirtschaft der USA schrumpft bereits.
Trump White House
Foto: Twitter White House
  • Donald Trump verfolgt seit dem 20. Januar ein großes Ziel: den Staatshaushalt der USA zu sanieren. Die USA halten heute ein Drittel der gesamten Weltschulden, nämlich 36 Billionen Dollar an Verbindlichkeiten. Das ist nicht durchzuhalten. Das Ziel, für das Trump in die Geschichte eingehen will, ist, diese Schulden innerhalb von vier Jahren auf die Hälfte zu reduzieren. Er will das nicht mit höheren Steuern oder Sparen erreichen, sondern mit Kostenverringerung und Ankurbelung der Binnenwirtschaft. Bei alledem bezeichnet er sich ganz bewusst als “Dealmacher”: als Geschäftsmann, nicht als Politiker. Trump sieht sich nämlich nicht als Staatsmann im Dienst der wichtigsten Demokratie der Welt, sondern als Sanierer einer Weltmacht. Dazu stellt er heute die ganze Welt auf den Kopf. Er hat 

     

    1. einen Handelskrieg gegen die ganze Welt erklärt mit Zöllen und Einfuhrbeschränkungen, vor allem gegen China, um das Handelsdefizit zu verringern;
    2. er verfolgt die Strategie, die Produktion der US-Firmen in die USA zurückzuzwingen;
    3. er lässt fossile Energien im großen Stil auch in Umweltgebieten fördern. Und seine Emissäre suchen auf der ganzen Welt nach Ressourcen, die man sichern könnte. So zum Beispiel in Westafrika, etwa Guinea, wo es Militärdiktaturen gibt, aber im Herbst Wahlen stattfinden;
    4. er erhebt Anspruch auf ressourcenreiche Gebiete wie Grönland, die auch sicherheitspolitisch von Belang sind;
    5. er übt Druck auf Gratisdurchfahrt durch Schifffahrtswege wie den Panama- und Suezkanal aus, worüber die USA einen großen Teil ihres Handels abwickeln;
    6. er will um jeden Preis alle Kriege beenden, aber nicht aus humanitären Gründen, sondern um Kosten zu sparen, während alle anderen mehr bezahlen sollen, vor allem Europa;
    7. er tritt aus globalen Abkommen wie dem Pariser Klimaabkommen, der Weltbildungsorganisation UNESCO und dem UNO-Menschenrechtsrat aus;
    8. und er ist dabei, 10.000ende Beamte zu entlassen, die Mittel für Bildung und Universitäten radikal zu kürzen und das föderale Bildungsministerium abzuschaffen.

     

    Trump hat damit in kurzer Zeit Maßnahmen auf allen Ebenen gesetzt, um die USA und ihre Stellung in der Welt völlig zu verändern. Dabei hat er allerdings bereits in den ersten drei Monaten einen Teil seiner Wählerschaft verloren und die historisch mit niedrigsten Umfragewerte eines Präsidenten in einer solch frühen Phase der Amtszeit. Die kommenden Monate versprechen nur dann Besserung der Zustimmungswerte, wenn sich die Wirtschaft massiv verbessert. Das ist für die Amerikaner seit jeher ausschlaggebend. Die bereits im Herbst 2026 anstehenden Midterm-Wahlen, wo ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt werden, dürften für Trump Verluste bringen, weil US-Präsidenten diese Wahlen meist verlieren und Trump von vielen als Gefahr für die Demokratie gesehen wird. Zu befürchten steht, dass Trump bei schlechten Umfragewerten Konflikte nach außen schüren könnte, um nach innen die Reihen zu schließen. Was immer auch die kommenden Monate und Jahre bringen mögen: Wahrscheinlich ist, dass Trump auch weiterhin der große Unterbrecher der Weltpolitik bleiben wird.

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Salto User
ergo Sa., 03.05.2025 - 11:42

Das Interessante an Trump ist, dass er sehr gut die Probleme identifiziert, aber unglaublich inkompetent in deren Lösung (und korrupt) ist.

Vielleicht ist er nicht einmal überdurchschnittlich gut im Erkennen von Problemen, doch weil er ungefiltert spricht, sich nicht um politische Korrektheit schert und keine Angst hat, Gefühle zu verletzen, spricht er häufig genau die Probleme an, die die Mehrheit ebenfalls wahrnimmt, aber aus gesellschaftlichen Tabugründen nicht öffentlich benennen würde.

Es ist wünschenswert, dass die Menschen bei uns ähnlich radikal ihre Meinung äußern wie Trump es tut, da es in unserer Gesellschaft viele Probleme gibt, die nicht gelöst werden, weil es als Tabu empfunden wird, sie anzusprechen.

Die politische Korrektheit, die von den Linken eingeführt und angestrebt wird, fügt unserer Gesellschaft und Demokratie immensen Schaden zu. Und als wäre das nicht genug, haben sie auch noch die Frechheit, moralische Überlegenheit zu behaupten.

Sa., 03.05.2025 - 11:42 Permalink