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Oberrauch sagt goodbye

Vier Jahre lang war Heiner Oberrauch Präsident des Südtiroler Unternehmerverbandes, nun geht seine Ära zu Ende. Sein ganz persönlicher Rück- und Ausblick.
Heiner Oberrauch
Foto: LK/SALTO
  • Es ist die letzte Pressekonferenz, die Heiner Oberrauch als Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol gibt. Es soll eine besondere sein, weshalb der Verband zu einem lockeren Pressefrühstück auf der Dachterrasse des Hauptsitzes geladen hat.

    Oberrauch gibt sich wie gewohnt professionell und kühl, wirkt jedoch guter Dinge. „Wir stehen heute vor epochalen Veränderungen, geprägt von verschiedenen Herausforderungen“, beginnt der Noch-Präsident seine Rede. Diese Herausforderungen sind in Oberrauchs Augen klar: der Klimawandel, die neue Weltordnung, die Digitalisierung, die Bürokratie und der demografische Wandel. Letzteres scheint für den Oberalp-Chef die größte Sorge zu sein: „In Zukunft werden wir mit 15 Prozent der Arbeitskräfte die gleiche Leistung bringen müssen“, analysiert er. 

    In diesem Zusammenhang spricht Oberrauch auch das Thema des leistbaren Mietwohnraums an. Denn wenn Südtirol sich als Destination für Arbeitnehmer – auch aus dem Ausland – positionieren will, sei leistbares Wohnen eines der zentralen Themen. 

    Generell fordert der Präsident bei allen von ihm angesprochenen Thematiken schnelles Handeln vonseiten der Politik sowie konkrete Investitionen – gerade auch was die Dekarbonisierung betrifft.

    Im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel im Land spricht Oberrauch auch die Abwanderung der Jugend an: „Von 2011 bis 2023 haben 14.000 junge Südtiroler unser Land verlassen. Davon konnten wir nur einen von fünf durch Leute von außen ersetzen.“ Was die Attraktivität für Jugendliche angeht, liege Südtirol an 120. Stelle in Europa. IDM habe deshalb eine neue Aufgabe: Sie sollte sich nicht nur um die Vermarktung Südtirols an Touristen bemühen, sondern die Provinz im Ausland auch als Arbeitnehmerland bewerben. „Wir brauchen eine gezielte und qualifizierte Migration, um unsere Sanität und das Sozialsystem aufrechtzuerhalten“, kommentiert Oberrauch. Zudem müssten teils auch die Gehälter überdacht werden und Pensionisten, die weiterhin arbeiten möchten, diese Möglichkeit gegeben werden, ohne dass sie steuerlich dafür „bestraft“ werden.

     

    „Wir müssen jetzt handeln und ich habe die Zuversicht, dass wir das schaffen.“

     

    Besondere Bedeutung misst das scheidende Oberhaupt des Unternehmerverbandes auch der Digitalisierung bei. Italien stehe in diesem Bereich nicht besonders gut da und auch Südtirol habe noch Hausaufgaben zu erledigen. „Die öffentliche Hand muss diesen Wandel forcieren“, ist sich der Unternehmer sicher. Außerdem gebe es innerhalb der Landesverwaltung weiteres Verbesserungspotenzial: „Wir brauchen endlich eine Spending Review.“ Angesichts der demographischen Veränderungen müsse man sich die Frage stellen, welche die Kernaufgaben der öffentlichen Verwaltung sind und sich auf diese konzentrieren.

  • Reich gedeckter Tisch: Beim Pressefrühstück waren zahlreiche Medienvertreter anwesend. Foto: LK/SALTO
  • Keine Zeit für die Vergangenheit?

    Trotz des Endes seines Amtes zeigt sich Oberrauch nach wie vor zukunftsgewandt, appelliert daran, dass Südtirol stark an das Morgen denken müsse und Mut für zukunftsorientierte Investitionen, Innovation und schnelle Entscheidungen brauche, um auch weiterhin erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben.

    Gegen Ende bekundet er, nicht ganz mit seiner Präsidentschaft zufrieden zu sein: „Es hätte mehr passieren können, trotz schwieriger Zeiten wie der Corona-Pandemie“, so die Selbstkritik. Er habe seine Aufgabe nicht nur darin gesehen, die Anliegen der Industrie weiterzubringen, sondern im gesellschaftlichen Auftrag, Südtirol zukunftsfähig zu gestalten. „Deshalb habe ich meine Präsidentschaft unter das Motto enkeltaugliches Wirtschaften gestellt, damit unsere Kinder einen Gestaltungsrahmen haben, aber dennoch eine lebenswerte Welt vorfinden.“.

    Während seiner Tätigkeit sei ihm aufgefallen, dass Südtirol vergessen habe, zuzuhören. Seinem Nachfolger lege er deshalb nahe, die Ohren zu öffnen, denn der Austausch mit Politik und Verwaltung habe sich nicht immer einfach gestaltet. Die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften hingegen beschreibt Oberrauch als gelungen. Er verweist noch auf einige Errungenschaften der letzten vier Jahre wie die internationale Schule oder die Zurücknahme der IRAP-Erhöhung.

    Schlussendlich betont er jedoch noch einmal die Zeichen der Zeit: „Die große Aufgabe ist, Südtirol zukunftsfähig und wettbewerbsfähig zu gestalten. Wir müssen jetzt handeln und ich habe die Zuversicht, dass wir das schaffen.“

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Hans Punter Sa., 24.05.2025 - 09:44

" Die IDM sollte sich nicht nur um die Vermarktung Südtirols an Touristen bemühen...." eine wahre Aussage aus völlig unverdächtigem Munde. Aber ob sie überhaupt fähig ist, Dinge zu machen, die über die Inseratenschaltug für die Tourismuswerbung hinausgehen, das darf bezweifelt werden. Die Kosten, die sie dem Steuerzahler verursacht und der Nutzen, den sie produziert stehen längst in keinem Verhältnis.

Sa., 24.05.2025 - 09:44 Permalink