Teller, Teller, Plattenteller

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Die Redewendung „Piano, piano“ stammt bekanntlich aus dem Italienischen und bedeutet wörtlich übersetzt: Man soll nichts überstürzen, sondern die Dinge mit Ruhe und Geduld angehen, um schließlich ans Ziel zu gelangen. In hektischen Zeiten tut diese feinsinnige und beruhigende Aufforderung besonders gut.
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PIANO PIANO nennt sich auch ein neuer Treffpunkt im schmucken Steinachviertel der Stadt Meran, gleich neben jenem Geschäftslokal, an dem noch vor einigen Monaten der Ost West Club sein Zuhause hatte – bevor er nach jahrelangem Hin und Her die Koffer packte und auf die andere Stadtseite zog. Mit Wehmut ging der Club – die Rollläden sind inzwischen heruntergezogen –, doch die Tür nebenan steht seit gestern offen für Neues wie Altes: Die ehemaligen Räume einer Schneiderei wurden in einen Musikladen verwandelt – für Menschen, die sich der Schallplattenkultur verschrieben haben.
...dank Alessandro Cappelli und Thomas Strappazzon hat diese wichtige kulturelle Erfindung auch in der alten Kurstadt wieder eine Zukunft.
Piano, piano lautete auch das Motto der beiden Betreiber Thomas Strappazzon und Alessandro Cappelli für ihre Geschäftsidee. Vor rund einem Jahr kam es zu ersten Gesprächen. Strappazzon ist in Meran und darüber hinaus kein Unbekannter – ob unter dem Künstlernamen Strappi ai piatti hinter dem Plattenteller oder als Chefkoch im Gasthaus Meteo in der Gilf: Strappazzon setzt – ob in der Küche oder am DJ-Pult – nur auf feinste Zutaten. Und im Fall des neuen Ladens auch auf richtig guten alten Stoff. „Die Stoffbahnen sind noch ein Überbleibsel von der Schneiderei“, schwärmt der stolze Plattenladenbetreiber. Sie greifen das Quadrat einer Schallplattenhülle kongenial im Raum auf. Die Schallplatten selbst sind natürlich auch im PIANO PIANO rund – wie die meisten Teller in der Küche von Thomas Strappazzon.So rund wie die vielen Schallplatten im neuen Laden, soll es auch in Zukunft weitergehen. Gemeinsam mit Strappazzon wird Alessandro Cappelli den Plattenladen führen. Bekannt unter dem Künstlernamen Alle, ist der Trentiner ebenfalls als DJ aktiv. Die gemeinsame Leidenschaft für das Wesen der Schallplatte überwindet sogar freundschaftlich Provinz- und Sprachgrenzen und lässt die Meraner Kleinstadtposse zwischen dem Ex-Bürgermeister und der neuen Bürgermeisterin alt aussehen. Dafür pendelt Cappelli auch mit dem Zug von Trient nach Meran. Geöffnet ist der Laden der beiden von Dienstag bis Samstag zwischen 12 bis 20 Uhr.
Die Compact Disc hatte der Schallplatte den Kampf angesagt. Heute wissen wir: die CD hat ihn verloren.
Zur feierlichen Eröffnung kamen gestern Menschen aus nah und fern – sogar aus Metropolen wie Rom und Berlin. Apropos Berlin: Erfunden wurde das Grammophon 1887 von Emil Berliner, einem Hannoveraner, der in Washington D.C. lebte und sich zum Zeitpunkt der ersten europäischen Vorführung 1889 gerade auf Heimaturlaub in Hannover befand. Die Bozner Zeitung berichtete am Martinitag jenes Jahres über dieses Ereignis und die neuartige Methode, Töne in Wellenschrift auf Platten aufzuzeichnen. Seitdem hat die Schallplatte viele Generationen geprägt – bis ihr etwa 100 Jahre später die Compact Disc den Kampf ansagte. Heute wissen wir: die CD hat ihn verloren.
Seit gestern kann man also auch in Meran wieder Schallplatten kaufen. Das war seit rund einem Jahrzehnt gar nicht mehr möglich gewesen, aber piano, piano und dank Alessandro Cappelli und Thomas Strappazzon hat diese wichtige kulturelle Erfindung auch in der alten Kurstadt wieder eine Zukunft.
Endlich! 👏 Bravo!👏 👏
Endlich! 👏 Bravo!👏 👏
Gut, dass im Viertel zur…
Gut, dass im Viertel zur Abwechslung mal ein Geschäft öffnet.