Bühne | Video/Impressioni

Ein „Funkoff“ dem Blumenmarkt

Auf den Straßen Bozens brach gestern ab 17 Uhr der Funk aus. Die mit 25 Jahren erfahrenste Marching Band ihrer Art, Funkoff war zum Internationalen Tag des Jazz zu Gast.
Funkoff, World Jazz Day Bolzano
Foto: SALTO
  • Es war das erste Mal, dass man den Ende 2011 von der UNESCO zum Internationalen Tag des Jazz erklärten 30. April offiziell in Bozen feierte. Der Start am Bozner Rathausplatz war pünktlich, mit angenehm knappen Grußworten von Chiara Rabini und Renzo Caramaschi, sowie seitens des Jazzfestival Teams, das noch einmal daran erinnerte, dass Funkoff bereits 2004 beim damals noch kleineren Festival zu Gast war. Man dankte dem Musiker Franz Zanardo ohne den das Event nicht auf den Weg gekommen wäre und bezeichnete ganz nebenbei den 30. April als „fixen Tag außerhalb des Festivals“. Man darf sich gespannt schon mal den 30. April merken und auf weitere Konzert-Angebote außerhalb der Sommerzeit hoffen. Etwas unter ging, dass man seitens des Südtirol Jazz Festival Alto Adige sein Line-Up für heuer, vom 28. Juni bis zum 7. Juli bereits bekanntgab. Die Programmpunkte der 42. Ausgabe sind online, es braucht jedoch noch Orientierungshilfen für Nicht-Experten.

  • Obstmarkt: Die Funkmusiker schafften es, auch ohne dass das Event vorab groß beworben wurde, spontan viele Menschen mitzureißen oder ihnen zumindest einen Moment der kurzen Freude zu schenken. Foto: SALTO

    Nach drei Tracks zum gemeinschaftlichen eingrooven an Ort und Stelle ging es für die Musiker und eine überschaubare Gruppe von Funkfreudigen vom Rathausplatz über die Lauben auf den Obstmarkt, wo wieder kurz Halt war. Es ging ein Stück auf der Museumsstraße und über die Europagalerie zum Universitätsplatz, wo zweiter und letzter Zwischenstop vor dem Ziel, der auch im Stillstand energetisch tanzenden Prozession war. Bewegung ist, ob als hervortretender Solist im spielerischen Duell der Trommler oder als Gruppe von Bläsern, die ihrem Atem eine gemeinsame Stoßrichtung geben, für die Musiker von Funkoff ein wesentlicher Teil der Show und auch ihres unverkennbaren Sounds. Da sind keine Amateure am Werk, es entstehen kaum Pausen und es baut sich eine Energie von einem Song zum nächsten auf. Auch wer anfangs grummelig zum Konzert kam, ließ sich später oft mitreißen.

  • Eindrücke von SALTO-Videomaker Mauro Podini, der sich die Parade mit Funkoff nicht entgehen ließ.
    (c) Mauro Podini/SALTO

  • Ab hier folgt die Kritik für die Organisatoren des Bozner Blumenmarktes. Es bleibt die Frage offen, was dieser mit Jazz am Hut hat. Planmäßige Ankunft war am Bozner Waltherplatz am Ende des Altstadtbummels, vorbei an vielen lächelnden Menschen und zahllosen Smartphones nach etwa einer Stunde. Die Moderatorin auf der Bühne des gestern und heute angesetzten touristischen Blumenfests hieß die Musiker schon von Weitem mit einer marktschreierischen Lautstärke willkommen. Vielleicht kaschierte die Frau damit auch ein Stück weit ihre doch augenscheinliche Nervosität, die wohl damit zu tun hatte, dass ihr wesentliche Grundinformationen zum „giro per tutta la città“ zu fehlen schienen. Wir erinnern daran, dass Funkoff nicht mal bis an die Talferbrücke gelangte.

  • Blumenmarkt: Seit längerem ist nicht mehr vom traditionellen Maimarkt die Rede und der Fokus wird auf den Gast gelegt. Wie auch bei einem Konzert, das an einem Wochentag um 17 Uhr statt findet. Foto: SALTO

    Auf den letzten Metern vereinnahmte man die Konzertparade für den Bozner Blumenmarkt und unterbrach die Performance zwischen den Songs immer wieder mit einem „Wie schön ist es hier am Bozner Blumenfest!“, oder Auskünften zur Pflanze des Jahres, der Begonie Viking Explorer. Wie groß die Schnittmenge zwischen Begonien-Enthusiast:innen und Funk-Fans ist, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls war das erzwungene Stakkato an und für sich lästig. Man ließ sich die Laune nicht gänzlich verderben und Frontman Dario Cecchini klärte die Moderation umsichtig darüber auf, dass Welttag des Jazz sei. Der letzte Akt der Staffette saß dann auch wieder perfekt: Die dynamische Übergabe an die beim letzten Track von der Bühne aus mitjammenden „Seltsamen Senfsamen“ gelang perfekt. Die gebündelte Energie von Funkoff kann dem „schönen“ Bozner Blumenmarkt locker stand halten.