Wirtschaft | Energie

Bye-bye, Edison

Alperia übernimmt vom Energieriesen definitiv die Beteiligungen an neun Südtiroler Großkraftwerken.

Strom und fossile Brennstoffe sind das Geschäft der Edison AG, die sich rühmt, Europas ältestes Energieunternehmen zu sein. In Südtirol war der börsennotierte, von der französischen EDF kontrollierte Energieriese zuletzt an zwei SELEDISON-Kraftwerken in Glurns und Kastelbell und an sieben Hydros-Kraftwerken in Barbian/Waidbruck, Marling, Laas/Martell, Bruneck, Wiesen/Pfitsch, Prembach und Graun beteiligt. Diese Anteile übernimmt mit dem heutigen Tag offiziell die Südtiroler Energiegesellschaft Alperia. Im Gegenzug erhält Edison die Anteile der Alperia an 18 Kraftwerken im Friaul. Damit verabschiedet sich Edison aus dem Land. Das sei das Ende einer „rein auf Gewinn ausgerichteten Energiepolitik“ in Südtirol, freut sich der zuständige Landesrat Richard Theiner.

Der Maschinenraum des Kraftwerks Marling (Quelle: Alperia)

Edison zählt auf dem italienischen Markt 1,2 Millionen Strom- und Gaskunden. Hierzulande debütierte Edison vor 90 Jahren, als die Gesellschaft eine Konzession in Pfitsch erwarb. Ins kollektiven Gedächtnis der Südtiroler hat sich der Name Edison aber vor allem mit dem Staudamm des Reschensees eingegraben. Sechs Tage nach der Unterzeichnung des Options-Abkommens zwischen Hitler und Mussolini, am 29.Juni 1939, legte der damalige Montecatini-Konzern seine Pläne für den Stausee vor, gegen die sogar eine Intervention des Papstes urgiert wurde. Das Projekt sah eine Stauung des Reschensees und des Mittersees auf 1.497 Meter vor, was den Untergang von ganz Graun und eines Großteils von Reschen zu Folge haben würde. Und so geschah es auch: Im Sommer 1950 wurden in den betroffenen Ortschaften alle Gebäude gesprengt und die Region komplett überflutet. Lediglich der romanische Kirchturm von Alt-Graun, der aus dem 14. Jahrhundert stammt, blieb aus Denkmalschutzgründen von der Zerstörung verschont. Heute gehört der aus dem See herausragende Kirchturm zu einem der meistfotografierten Motive Südtirols.

Beliebtes Fotomotiv: der Kirchturm von Altgraun (Quelle: sudtirolfoto.com)

Dank Tauschgeschäft mit Edison ist die Energiegesellschaft Alperia nun im Besitz von 100 Prozent der Hydros-Anteile, ihre Beteiligung an SELEDISON steigt auf 77 Prozent. Die SELEDISON-Beteiligungen von Selfin (15 Prozent) und Vinschger Gemeinden (acht Prozent) bleiben unverändert. Auf die wirtschaftlichen Vorteile der Übernahme weist der Alperia-Vorstandsvorsitzende und frühere SEL-Präsident Wolfram Sparber hin: „Mit der Übernahme der Edison-Anteile bleiben Erträge und Steuern der großen ehemaligen Edison-Kraftwerke zur Gänze in Südtirol.“