Wirtschaft | Tourismuszahlen

Jeder Dritte kommt nicht

Hinter der touristischen Sommersaison 2020 steht ein dickes Minus. Vor allem die Deutschen bleiben aus. Bozen und das Burggrafenamt sind besonders betroffen.
Touristen am Karersee
Foto: Othmar Seehauser

Mit Bangen blicken die Tourismustreibenden auf die unmittelbar bevorstehende Wintersaison. Nicht zuletzt, weil hinter ihnen ein Sommer liegt, hinter dem ein dickes Minus steht. Das belegen nun die Daten des Landesstatistikinstituts ASTAT zur Sommersaison 2020.

Von Mai bis Oktober sind 3,2 Millionen Gäste in Südtirol angekommen. Das sind 1,6 Millionen und damit ein Drittel (33,6%) weniger als im Sommer des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen nimmt gegenüber dem Sommer 2019 um 30,7% (-6,5 Millionen) ab und erreicht 14,6 Millionen.

Bis auf den August – ein Minus von 2,8% bei den Nächtigungen und von 1,5% bei den Ankünften – verbuchen alle Monate des Sommerhalbjahres 2020 zweistellige Abnahmen. Die stärkste prozentuelle Abnahme verzeichnet der Monat Mai: Aufgrund der Corona-Pandemie konnten Beherbergungsbetriebe bekanntlich erst wieder am 25. Mai 2020 öffnen.

 

Den geringsten prozentuellen Nächtigungsrückgang nach Kategorie der Beherbergungsbetriebe gibt es bei den 5-Sterne-Betrieben (-1,6%). Diese Kategorie verbucht zugleich als einzige eine Zunahme bei den Ankünften (+1,3%). Bei den nicht gastgewerblichen Betrieben verzeichnen die Privatquartiere mit -14,4% die geringste Abnahme; sie verbuchen 1,2 Millionen Übernachtungen. Die Betriebe Urlaub auf dem Bauernhof (UaB) verzeichnen mit 1,6 Millionen Übernachtungen den höchsten Wert bei den nicht gastgewerblichen Betrieben, trotz eines Rückgangs von 22,4%.

Die mittlere Aufenthaltsdauer beträgt 4,6 Tage (+0,2 Tage im Vergleich zum Smmer 2019). Am längsten (6,9 Tage) hielten sich die Gäste in den UaB-Betrieben auf, am kürzesten (4,0 Tage) auf den Campingplätzen.

 

Im Pustertal das kleinste Minus

 

Alle Bezirksgemeinschaften verzeichnen sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen Rückgänge im Vergleich zum Sommer 2019. Die stärksten prozentuellen Abnahmen gibt es in Bozen mit -52,1% bei den Ankünften und -45,2% bei den Übernachtungen. Die Zahl der Übernachtungen für die gesamte Sommersaison in Bozen beträgt 237.000. Das Pustertal hingegen verbucht als stärkste Bezirksgemeinschaft mit über 4,4 Millionen Nächtigungen die geringsten prozentuellen Abnahmen (-20,3%).

In der üblich starken Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt werden zahlenmäßig die höchsten Rückgänge registriert. Mit 2,2 Millionen Nächtigungen weniger (-38,2%) als im Sommer 2019 erreicht der Bezirk 3,5 Millionen Übernachtungen.

Die Gemeinden mit den meisten Übernachtungen im Sommer 2020 sind Kastelruth (655.000), Schenna (518.000), Abtei (453.000), Meran (440.000), Tirol (421.000), Wolkenstein (413.000) und Sexten (355.000).

 

Italiener lösen Deutsche ab

 

Die Urlauberzahl ist im Sommer 2020 auch infolge der teilweise geltenden Reisebeschränkungen stark eingebrochen. Aus dem Kernmarkt Deutschland werden 6,3 Millionen Übernachtungen verbucht – das sind 4,9 Millionen weniger (-43,9%) als im Sommer des Vorjahres.

Die Nächtigungszahl der Gäste aus den italienischen Regionen (einschließlich Südtirol) ist für den Sommer 2020 hingegen um 7,2% gestiegen und erreicht 6,7 Millionen; die Ankünfte nehmen um 4,2% zu.

Im Vergleich zum Sommer 2019 urlauben 36,3% weniger Gäste aus der Schweiz in Südtirol: Es werden 740.000 Übernachtungen gemeldet (-421.000). Aus dem Nachbarland Österreich werden im Sommer 2020 insgesamt 347.000 Übernachtungen in Südtirol registriert; das sind 54,8% weniger als im Vergleichszeitraum 2019.

 

Die Verteilung der Gäste nach Herkunft verändert sich im Sommer 2020 leicht: Die bisher größte Gästegruppe aus Deutschland macht im Sommer 2020 nun 42,9% der Gesamtübernachtungen aus (2019: 53,0%), der Anteil der inländischen Gästen beträgt hingegen 45,5% und mit 5,1% halten die Schweizer Gäste den drittgrößten Anteil.

Die inländischen Gäste ziehen vor allem den Urlaub im Juli und August vor. Am Spitzentag, dem 19. August 2020, werden 154.000 Übernachtungen nur von Gästen aus Italien gezählt. Die meisten inländischen Gäste kommen aus den Regionen Lombardei (1,7 Millionen Übernachtungen; +14,0% im Vergleich zum Sommer 2019), Venetien (1,2 Millionen; +13,7%) und Emilia-Romagna (1,0 Million; +13,7%).

Die Gäste aus Deutschland kommen über die Sommermonate verteilt nach Südtirol. Die bedeutenden Feiertage wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam hatten im Sommer 2020 keine Auswirkungen auf die Übernachtungszahlen, da bis Mitte Juni die Grenzen geschlossen waren. Der Höchstwert der deutschen Gäste wird am 18. September 2020 mit 72.000 Nächtigungen erhoben.