Kultur | Jubiläum

Zukunft Bildung

Unter dem Slogan "Bildung kann man nicht downloaden" kommen heute (auch) sämtliche Vertreter*innen von Bildungsausschüssen auf Schloss Maretsch zusammen. Es wird gefeiert
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  • Narzisstische Landtagsabgeordnete, die dazu aufrufen weniger Bücher zu lesen. Immobilienverbrecher, die mit einer gehörigen Portion Prahlerei Bankinstitute schwächen und Milliarden Verluste einfahren. Mittlerweile gehören derartige bildungsferne News oder Zustände zum Alltag. Klar, "blendende" Demagogen hat es immer gegeben, auch dumme Menschen, die von noch dümmeren Wähler*innen nach oben gespült werden. Damit das Bildungs-Niveau in den Landgemeinden Südtirols nicht zu sehr abflacht, bemühen sich seit nunmehr 40 Jahren über 130 Bildungsausschüsse um ein reichhaltiges Bildungsangebot in Südtirol. Und heute feiern sie sich selbst.
     

    Es ist in der Tat ein Aufwärtstrend zu bemerken, im Angebot und bei der Qualität.


    Der Begriff Bildungsausschuss führt sicherlich das ein oder andere Mal zu Gänsehaut oder Stirnrunzeln. „Der Begriff Bildungsausschuss ist sicherlich etwas sperrig, aber mittlerweile eben auch gängige Marke. Sie abzuändern ist nicht so einfach. Dazu bräuchte es eine bessere Bezeichnung, die bisher noch niemand erfunden hat“, kommentiert Martin Peer, der sich im Amt für Weiterbildung seit rund drei Jahrzehnten um die wichtige Errungenschaft Bildungsausschuss kümmert.
    Bildungsausschüsse gibt es in Südtirol seit dem Jahr 1983. Es sind Arbeitsgemeinschaften, die Bildung und Weiterbildung im Dorf fördern oder fördern sollten. Die Vertreterinnen und Vertreter kommen aus den verschiedensten Bereichen, koordinieren Bildungsinitiativen unterschiedlichster Art und sind häufig Impulsgeber. „Angefangen soll alles im Martelltal haben“, erzählt Martin Peer. Dort habe es bereits vor dem bestimmenden Landesgesetz 41 aus dem Jahr 1983, funktionierende Bildungsarbeit im Dorf gegeben. Vom Martelltal strahlte die Idee für weitere Bildungsausschüsse zunächst in den restlichen Vinschgau, bis der berühmtberüchtigte Vinschger Wind immer stärker wehte und die geniale Bildungsidee für Dörfer - Windstoß um Windstoß - in weitere Täler, Landgemeinden, Fraktionen und Weiler beförderte. Auch in der Gemeinde Tiers, so verdichten sich andere Überlieferungen, habe es bereits vor dem Jahr 1983 Initiativen gegeben, die wichtige Anfänge vom Bildungsausschusswesen erkennen lassen. Zum offiziellen Start war es dann vor vier Jahrzehnten gekommen. „Dies nehmen wir zum Anlass, gemeinsam mit dem Amt für Bibliotheken auf Geschafftes zurückzuschauen, unseren Standort zu bestimmen und auch einen Blick auf die Herausforderungen der Zukunft zu werfen“, verspricht Peer zu den Inhalten des heutigen Jubelfestes, welches ab 14 Uhr im Innenhof von Schloss Maretsch abgehalten wird.
     

    Sorgenkinder gibt es natürlich auch


    Initiator der Bildungsausschuss-Denke war – neben anderen – Isidor Trompedeller, der mit neuen Methoden, auf einer Welle der Begeisterung, für immer mehr geistige Frischluft im ländlichen Raum sorgte. Bis heute geht es darum, kreative Köpfe in den Dörfern aktiv zu unterstützen, die vor allem vor Ort was machen wollen. So wurden in den vergangenen vierzig Jahren unzählige Projekte vom Amt für Weiterbildung abgesegnet, finanziell in die Wege geleitet und im Dorf von den dort handelnden ehrenamtlich agierenden Personen umgesetzt. 

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    Sorgenkinder gibt es natürlich auch. Etwa die Großgemeinde Ritten, die zwar viele Bewohnerinnen und Bewohner hat, aber derzeit keinen Bildungsausschuss – abgesehen vom kleinen Dorf Wangen, am Bergrücken Richtung Sarntal. Oder in Andrian. Dort wird es allerdings demnächst ein Treffen bzgl. der Neubildung eines Bildungsausschusses geben, bestätigen Brigitte Schrott (eine der Koordinatorinnen für Bildungsausschüsse auf Bezirksebene), sowie die Kulturbeauftragte von Andrian Astrid Tribus
    Und wie steht es um die Sprache? In Laag im Unterland gibt es einen zweisprachigen Bildungsausschuss, in Leifers einen deutschen und seit kurzem einen italienischen Bildungsausschuss. Im ladinischen Raum gibt es Bildungsausschüsse ebenfalls. Fast das ganze Land ist abgedeckt. „Es ist in der Tat ein Aufwärtstrend zu bemerken, im Angebot und bei der Qualität“, kommentiert Martin Peer die Verbesserung und das immer wieder auftauchende Problem der Nachfolgesuche. „In jüngerer Zeit stoßen durchaus wieder mehrere junge Menschen zum jeweiligen Bildungsausschuss in ihrem  Ort“. Vor allem das will man beim gemeinsamen Festakt zum 40er mit dem Amt für Bibliotheken ausgiebig feiern. 
    Ein Hoch auf die Bildung. Und ihre Ausschüsse.