Gesellschaft | Grenzen

Messners Mahnung

Reinhold Messner spricht sich klar gegen eine "wieder sichtbare" Grenze am Brenner aus. Und warnt vor dem Aufwind der Rechten in Österreich: "Das macht mir Angst."

“Ich werde dafür kämpfen, damit diese Grenze nie Wirklichkeit wird.” Am Rande des Internationalen Bergfilm-Festivals im Trentino hat Reinhold Messner, angesprochen auf die aktuelle Situation in Italien, Österreich und am Brenner, am 1. Mai deutliche Worte gefunden. “Diese Grenze, die dort jetzt errichtet wird, macht mich wütend und ist schlecht auch für euch”, sagt der Extrembergsteiger in einem Videointerview den Trentiner Journalisten. Südtiroler und Trentiner seien immer ein kleiner Teil Europas gewesen, auch als es noch kein geeintes Europa gegeben habe, so Messner. Er erinnert sich an die symbolträchtige Öffnung der Grenzen zwischen Österreich und Italien und wie er sich gefreut habe, “ohne den Personalausweis vorweisen zu müssen, die Grenze zu überqueren”. “Und jetzt geht man her und beraubt uns Südtiroler dieses Gefühls, nicht mehr zwischen zwei Stühlen zu sitzen und Europäer zu sein”, wettert Messner, “jene Südtiroler, die wieder zu Österreich wollen sehen jetzt, wer ihre Freunde sind”.

Harsche Kritik übt er an der österreichischen Regierung, deren inneren Zerstrittenheit die Südtiroler es zu verdanken hätten, dass am Brenner nun eine “wieder sichtbare” Grenze in Vorbereitung sei. Bedenklich findet der Extrembergsteiger auch die politische Richtung, die Österreich nicht erst bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen eingeschlagen hätte: Dadurch dass die zwei Regierungsparteien ÖVP und SPÖ sich untereinander uneins sind und “anstatt zu regieren nur schauen, wo sie dem jeweils anderen Wählerstimmen wegschnappen können”, habe eine andere Partei großen Zuwachs bekommen, nämlich die FPÖ. “Diese Partei macht mir Angst”, gesteht Messner. Allen voran sei es Heinz Christian Strache, der Parteichef, der “noch schlimmer als sein Vorgänger Jörg Haider” sei. Für Österreich werde es sehr schwer werden, diese Partei aufzuhalten, sagt Messner voraus, und ist überzeugt, dass die FPÖ auch die kommenden Nationalratswahlen gewinnen wird. Österreich sei allerdings nicht das einzige Land, in dem nationalistischer Egoismus zunehme, erinnert der Bergsteiger und nennt Polen, Ungarn und Frankreich als weitere Beispiele. Durch diese Entwicklung “riskieren wir, den großen gemeinsamen Wert, den die Europäische Union darstellt, zu verlieren”, mahnt Mennser. Um Europa weiterzubringen, müsste man bereit sein, zusammenzuarbeiten, Kompromisse einzugehen und gemeinsam Probleme zu lösen – “auch jenes der Flüchtlinge”.

Das Interview auf dem Youtube-Kanal des Trentino.