Ein Knaller am Kronplatz
Andrea del Frari, Direktor der Skirama Kronplatz, hat alle Hände voll zu tun. Die Baustelle am Kronplatz auf 2.275 Metern verlangt höchste Aufmerksamkeit und liegt ihm sehr am Herzen. „Es ist zwar keine mega Baustelle", sagt Del Frari, „aber als Bauherren versuchen wir von der Skirama natürlich dabei zu sein und zu schauen, dass es gut weitergeht." Der Baustrom, die Wasserleitungen, die Sicherung der Forststraßen für die 50 Tonnen schweren Betoniermaschinen der Baufirma Kargruber & Stoll, all das und mehr gilt es bestens zu organisieren und durchzudenken. Der Spatenstich zum „Messner Mountain Museum Corones" wurde vor wenigen Wochen, Mitte Juni getan. Im Spätsommer 2014, pünktlich zu Reinhold Messners 70. Geburtstag ist die Eröffnung anberaumt. Bis dahin muss alles picobello pronto sein. „Das wird ein mediales Großereignis für Südtirol“, ist sich Brunecks Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler gewiss, „ein Glück fürs ganze Pustertal sowieso.“
Des Bergsteigers 6. Streich findet allgemein großen Anklang. „Wir sind Feuer und Flamme“, sagt Matthias Santer vom Tourismusverein Olang und liebäugelt mit mehr Sommergästen für Olang: „Da müssen wir aufholen“. Skirama Präsident Matthias Prugger ist überzeugt: „Mit diesem Projekt schreiben wir Geschichte“, und auch Walter Harpf, der sonst so kritische Pustertaler Zeitgeist meint: „Der Messner ist wirklich ein guter Werbeträger und der Kronplatz Wirtschaftsmotor Nummer eins im Pustertal, das ist so.“ Am Kronplatz sei es nun mal wie es sei, heißt es von vielen Seiten, der Berg vermarktet bis ins Letzte, „auf ein Gebäude mehr oder weniger kommt es nicht an“, kommentiert Christine Baumgartner von der Plattform Pro Pustertal. Der Direktor der Skirama bringt es auf den Punkt: „Die Schönheit der Natur haben wir auf dem Kronplatz leider nicht, das muss man klar sagen. Gerade deshalb ist dieses Museum ein absoluter Pluspunkt für den Berg."
Pioniergeister am Berg
Über eins ist Bürgermeister Tschurtschenthaler besonders glücklich: „Es fließen tatsächlich Null komma Null Euro an öffentlichen Geldern.“ Dass die gesamte Investition von der Skirama mit ihren zehn Liftgesellschaften getragen wird, sei ein Glücksfall ebenso wie die Stararchitektin Zaha Hadid, die für das verhältnismäßig günstige Projekt (2, 5 Million Euro) verantwortlich zeichnet.
Ein kräftiges Doppelgespann, das sich werbemäßig gegenseitig befruchten wird, so orakeln die Werbegeister im Pustertal. Reinhold Messner, der 8.000er König, der Museumsbauer und Bücherschreiber, der Grenzgänger und Visionär trifft eine ebenbürtige Dame von Rang und Namen, die 1950 in Bagdad geborene Hadid. Als erste Frau erhielt sie 2004 den Nobelpreis für Architektur, 2009 den japanischen Kulturpreis „Praemium Imperiale“. Ihre Entwürfe waren potentiellen Bauherrn lange Zeit zu gewagt, mittlerweile ziehen ihre prestigereichen Museumsbauten von Glasgow und Michigan über Rom bis ins deutsche Wolfsburg Menschen aus aller Welt an. In diese architektonischen Hadid-Größen reiht sich das Projekt Kronplatz fast zaghaft ein, Del Frari ist sich sicher: „Das Zugpferd Reinhold Messner, der ja der Hausherr des Museums ist, sein Name, bringen dem Architekturbüro von Frau Hadid großen Nutzen." Niemals sonst hätte sich eine Größe wie „sie" auf dieses „Miniprojekt" eingelassen, mutmaßt der Direktor.
Bescheidenes Spektakel
200 Architekten bewegen sich um die Grande Dame des Designs, „dass sie wirklich noch etwas zeichnet, glaube ich nicht", meint Del Frari schmunzelnd. Hadids spektakuläre Bauweise verwandelt sich am Gipfelplateau des Kronplatzes, zwischen Dolomiten und Zentralalpen, in einen fast sanften Umgang mit der Umgebung. Nicht von weither einsichtbar, sondern in den Berg gebaut, hat das MMM Corones eine unterirdische Fläche von 3.600 Kubikmetern, bei 4.000 m³ insgesamt. Ausschließlich der fünf Meter hohe Eingangsbereich soll als Lockmittel in die Landschaft platziert werden. Zentrales Thema im Museum, das ganzjährig geöffnet bleiben soll: „Die großen Wände". Del Frari geht es in erster Linien nicht um einen Gästezuwachs, sondern um einen „Mehrwert für die Marke Kronplatz". Natürlich, der Sommertourismus, der 1,5 Millionen Nächtigungen einfährt, gleichviel wie der Wintertourismus, kann mit Messners und Hadids Hilfe deutlich besser in bestimmte Richtungen gelenkt werden; prognostizierte Zahlen dafür liegen bislang keine vor. Eines kann der Skirama-Macher aber jetzt schon absehen: „Bisher haben die Hoteliere ihren Gästen gesagt 'auf den Kronplatz braucht ihr nicht rauf fahren, da ist eh nichts.' Das wird sich jetzt eindeutig ändern, mit so einer Attraktion können es nicht viele aufnehmen."
Dass Hadid nicht am pc sitzt
Dass Hadid nicht am pc sitzt und strichelt ist kein Geheimnis... umsomehr ihre großartigen Gemälde und Freihandskizzen, deren 'Physiognomien' gebaute Architektur nur erahnen lassen - im Erfahren der Bauten jedoch wieder zu spüren sind.
Eine große Frau der Architektur.
http://butdoesitfloat.com/12736
Die Aussichten, dass dieses Projekt kein "autistischer" Protzbau (wie leider in der jüngeren Vergangenheit öfter vorgekommen, vgl Galaxy Soho in Peking) wird, sind durch den Faktor Messner gut. Ob der Platz nun wirklich gekrönt wird oder das nun die nie dagewesene Spitze des (Kunst)Eisberges Kronplatzes wird, werden wir sehn.
Auf eine besondere Raumerfahrung freuend,
Antwort auf Dass Hadid nicht am pc sitzt von Nord licht -r
und mit dem ausgeschlachteten
und mit dem ausgeschlachteten Berg mitleidend, hadert so mancher, mit der Berechtigung derart aufwendiger Architekturen im alpinen Raum.