Ist er wirklich gestürzt?

Ist er wirklich gestürzt? Silvio Berlusconi, einer mit sieben Leben, oft totgesagt und immer auferstanden? Fünfzehn Prozesse hat er unbeschadet überstanden. Nun ist er gestolpert. Ein Sturz, gegen den sich der Cavaliere mit aller Macht stemmt. In einer nächtlichen TV-Botschaft kündigte der Blender und von der Macht Geblendete einen Neubeginn mit Forza Italia an. Sein Auftritt war surreal. Mit dickem make up und versteinerter Maske stellte sich der 76-jährige zum wiederholten Mal als Opfer roter Roben dar. Er habe Italien zu Wohlstand und internationalem Ansehen geführt, der Dank dafür sei ein Urteil zu vier Jahren Haft. In schummerig gelbem Licht, mit Trikolore und EU-Flagge, demonstrierte Berlusconi die tiefe Kluft zwischen Schein und Realität, die jeden seiner Auftritte kennzeichnet. Seinen Abgang hatte sich der Cavaliere anders vorgestellt . Er wollte als "bester Regierungschef Italiens" in die Geschichte eingehen. Stattdessen wird ihm in wenigen Tagen ein Haftbefehl ins Haus flattern. Dann hat er 30 Tage Zeit, um als Haftersatz zwischen Hausarrest und Sozialdienst zu wählen. Verweigert er beides, wie in einem Interview angekündigt, muß er die Haft antreten. Ob die ohnedies wackelige Regierungskoalition den Sturz des Patriarchen überlebt, ist fraglich. Der Parteichef des Partito Democratico,
Guglielmo Epifani, hat dem Popolo della Libertá wenige Stunden nach dem Urteil des Höchstgerichts die Rute ins Fenster gestellt. Fest steht: im traditionellen Ferienmonat August steuert Italien auf schwere politische Turbulenzen zu. Fest steht auch: wir werden Silvio Berusconi in Zukunft nicht mehr Cavaliere nennen können. Nach der Verurteilung wird ihm der Ehrentitel aberkannt.