"Dieser brüske Statthalter namens Hager..."
Boris Podrecca ist müde. Am Sonntag fährt der bekannte Architekt auf Urlaub und möchte Bozen „für eine Weile vergessen können“. Wochenlang hat er nun mit seinem Team Nächte durchgearbeitet, um das Projekt fertigzustellen, das die Erlebnishaus GmbH am kommenden Freitag bei der Gemeinde Bozen abgeben will. Das Projekt ist fertig, nun fehlen nur noch letzte verwaltungstechnische Details, verkündete er am Samstag im Morgengespräch von RAI Südtirol. Ein Gebäude mit drei Armen, in den Bahnhofspark, die Südtiroler Straße sowie die Garibaldistraße. 12 Stockwerke, vier davon unter der Erde, ein Hotel, drei Stockwerke mit Wohnungen, ein Restaurant mit Sky-Bar ganz oben, sowie ein Seminarzentrum mit mehreren Sälen: Das sind einige der Rahmendaten, mit denen Podrecca das Projekt beschreibt. Das große Kongresszentrum soll dagegen auf dem Bahnhofsgelände entstehen. „Ich kann mir nicht selber in die Suppe spucken“, spielte der Architekt im Gespräch auf das Arbo-Projekt an, bei dem er ebenso die architektonische Verantwortung trägt. Somit ist sein Projekt auch als Ergänzung zum Bahnhofsprojekt konziipiert, das vorerst noch ein Traum bleiben soll. „Alles ist im Dialog“, sagt Podrecca.
Interessant aber auch, was er der RAI über den Dialog mit der Konkurrenz zu erzählen hat. Zusammenarbeit mit Renè Benko? Klar, die habe er natürlich gesucht, beteuert der Architekt. „Benko ist ein ganz ein toller Typ, jemand der zuhören kann - in Gegensatz zu seinem Statthalter, der sehr brüsk ist und das leider zum Schluss miniert hat.“ Denn er habe aktiv eine Zusammenarbeit mit Benkos Architekt David Chipperfield angestrebt, sagt Boris Podrecca. Nach ersten Gesprächen sei es auch zu einem Treffen in Benkos Villa in Sirmione gekommen. „Ich habe gesagt, David, wir geben beide im Mai ab, ich beeinflusse dich, du beeinflusst mich, und wir schauen, wo es Synergien gibt.“ Doch, „dieser Hager oder Häger, ich weiß nicht wie er heißt, hat das ganze brüsk unterbunden“, so Podrecca.
„Ständig beißt man sich hier in die Wadl, bei so etwas möchte ich nicht mitmachen.“
„Sehr, sehr bereuen“ würde er es allerdings, wenn Chipperfields Projekt nächste Woche tatsächlich nicht eingereicht würde, stelllt er auch gegenüber der Samstagsausgabe der Dolomiten klar, „Dann wäre es wie vor einem Boxkampf, bei dem ein Boxer einfach in der Umkleidekabine bleibt“. Keine Hand vor den Mund nimmt sich der Architekt allerdings auch hinsichtlich der „berlusconiartigen Bombardierung“, der die Südtiroler durch die „Leute der Signa“ ausgesetzt waren. Ein Vorgehen, das ihm genauso zuwider ist, wie die weit verbreite „Wadlbeißerei“, wie Podrecca im RAI-Morgengespräch erklärte: „Ständig beißt man sich hier in die Wadln, bei so etwas möchte ich nicht mitmachen.“
Sybillinisch die Antwort des Architekts auf die Frage, wann der Baubeginn ansteht, falls seine Gruppe tatsächlich den Zuschlag für das Projekt bekommt. „Dann fahre ich nach Miami und dann nach Mallorca, und dann kratze ich mir in den Haaren und die Antwort gebe ich ihnen später.“
Brauchen wir wirklich ein
Brauchen wir wirklich ein Kongresszentrum?
Also ich nicht. Hingegen bräuchte es kreative Arbeitsorte für junge UnternehmerInnen. Im fließenden Austausch mit der Uni. Ein Katzensprung. Aber Pofreka, oder wie er heißt muss ja nur einen weiteren Auftrag mit der richtigen politischen Koalition nach Hause bringen. Alle Achtung, da ist dem Gigi und Ladinser wahrlich ein politisches Meisterwerk gelungen.
Antwort auf Brauchen wir wirklich ein von Maximilian Ben…
Kann mich den Argumentationen
Kann mich den Argumentationen von Lorenz Brugger absolut anschließen Max. Ein Kongresszentrum ist mehr als nur eine leere Halle. Bozen bräuchte unbedingt einen Ort wo internationale "Gehirne" sich austauschen und Probleme mit Köpfchen zu lösen versuchen. Dabei ist es egal ob es dann um soziales, wirtschaftliches, bildung oder was auch immer geht. Auch eine Vernetzung mit der Uni, die du ansprichst, würden solche Kongresse extrem befruchten.
Nebenbei: bin ich von dir nicht gewohnt, dass du so abfällig über andere Personen sprichst. Podrecca (ein Name wäre nicht schwer zu googeln) hat mit dem Bahnhofsprojekt Weitsicht und für Bozen ein, meiner Meinung nach, wunderbares Projekt gestaltet. Und dass er von Oberrauch und Co. gebeten wurde, dieses Projekt mitzubetreuen macht doch durchaus Sinn. Ein politisches Meisterwerk sieht auf jeden Fall anders aus.
Antwort auf Kann mich den Argumentationen von Klaus Egger
Natürlich weiß ich wie
Natürlich weiß ich wie Podrecca heißt. Was mich stört ist dieses hochnäsige Klischee, das er selbst bedient „dieser Hager oder Häger, ich weiß nicht wie er heißt, hat das ganze brüsk unterbunden“. Also bitte! Und Klaus, tut mir leid, ich traue diesen Herrn (Oberrauch und co + Podrecca) nicht über den Weg. Jetzt wird auf Druck in letzter Sekunde noch ein Projekt aus dem Boden gestampft, dass Bozen die nächsten 40 Jahre charackterisieren wird. Das ist alles eine große Patzerei, nicht nur politisch sondern auch architektonisch... aber ich kann mich ja täuschen. Und das traurige dabei ist, dass sich die selben wieder bestätigen lassen, dass es anscheinend für die hießige Parteienlandschaft keine Alternative zu Spagnolli und Landinser gibt. Was haben sie realisiert? Schau dir den Masterplan an. Alles leere Worte... Das stinkt bis in den Himmel hinauf!
Antwort auf Natürlich weiß ich wie von Maximilian Ben…
Passt schon Max, jeder hat
Passt schon Max, jeder hat halt seine Vorkenntnisse. Und da scheinst du mehr infomiert zu sein als ich.
Das ich dir "Namensunkenntnis" unterstellt haben, stört mich jetzt aber mehr. Da habe ich zu wenig darüber nachgedacht um den Link zu kapieren:-).
Antwort auf Kann mich den Argumentationen von Klaus Egger
Sag mal Klaus, eigentlich
Sag mal Klaus, eigentlich wäre ja ein Einkaufszentrum auf dem Bahnhofsgelände vorgesehen gewesen, um das Projekt damit zum Teil querzufinanzieren. Zwei Einkaufszentren innerhalb kurzer Zeit halte ich aber nicht für realisierbar. Wenn jetzt Hotel, Wohnungen und EKZ in ein anderes Projekt ausgelagert werden und das Kongresszentrum im Gegenzug ins Bahnhofsareal wandert, dann wurden doch alle profitträchtigen Komponenten ins privatwirtschaftliche Projekt verschoben während alle kostenintensiven Infrastrukturen im Bahnhofsareal vom Steuerzahler finanziert würden. Letztlich wird das Bahnhofsprojekt dadurch schwerer finanzierbar. Normalerweise wird ein Kongresszentrum durch die angeschlossenen Hotels finanziert (in dem Fall das Alpi, das neue am Busbahnhof und das Laurin) und der Bahnhof sollte vom EKZ mitgetragen werden. Ich kenns aus meiner Erfahrung (Innsbruck) doch eher so, dass die ÖBB zB Geschäfte im Bahnhof miteinplant, um damit den Umbau mitzufinanzieren, oder die Raika, Liftgesellschaft und die Hoteliere sich am Bau von Therme + Thermenhotel beteiligen (Beispiel Längenfeld). In Südtirol hingegen muß das alles die öffentliche Hand machen, während die gewinnträchtigen Bereiche praktischerweise privatisiert werden. Im Vergleich mit den Österreichern lassen sich die Südtiroler doch so schnell über den Tisch ziehen, dass sie die dabei entstehende Reibung als Nestwärme interpretieren!
Antwort auf Sag mal Klaus, eigentlich von Kurt Spornberger
Hallo Kurt, wohl durchdachte
Hallo Kurt, wohl durchdachte Überlegungen. Nachdem Bekanntwerden des Projektes hat auch BM Spagnolli gemeint, dass es sicherlich nicht zu zwei Einkaufszentren kommt. Wäre ja auch sinnlos. Ist aber auch für das Bahnhofsprojekt kein großes Hinderniss. Denn bezüglich Finanzierung würde ich nicht so weit gehen zu glauben, dass ein Einkaufszentrum einen großen Teil des Bahnhofsprojektes wirksam querfinanzieren könnte. Da sprechen wir vielleicht von ein paar Peanuts.
Ich denke auch, dass wir von einer Aufwertung des Geländes rund um den Bahnhofparks nicht absehen sollten. Denn das lässt sich in ein paar Jahren realisieren, das Bahnhofsprojekt ist ein Projekt von Jahrzehnten. Und da ist die Finanzierung sowieso noch komplett offen.
Und noch ein Wort zum Großen Ganzen weil's grad daher passt: Auch wenn ich auch nicht mit allen Entscheidungen und Ausschreibungsbegingungen einverstanden bin. Auch wenn ich die "Macht" gewisser Bozner Kaufleute nicht gutheiße, ein Kaufhaus, so wie es mit dem Erlebnishaus geplant ist, gibt uns zumindest die Chance, dass Wertschöpfung regional bleibt. Was haben wir alle denn davon, wenn internationale Ketten, Waren um ein paar Euro billiger anbieten, damit diese Firmen kaum Steuern zahlen und in Bangladesch die Produktionshäuser einstürzen und Arbeiter sterben? Dann kauf ich mir lieber ein Hemd weniger, als mit einem Billigprodukt diese Wirtschaft zu unterstützen.
Naja, Bozen als Hauptstadt
Naja, Bozen als Hauptstadt hat keinen einzigen wirklich nutzbaren größeren Veranstaltungsraum... Die Messe ist für manche Kongresse einfach zu groß und wo soll man sonst Veranstaltungen mit 200-300 Leuten abhalten, inklusive aller Nebenleistungen, die da so angeboten werden?
Bezeichnenderweise besitzt Brixen so etwas, Trient ist bekannt für seine Kongressräumlichkeiten. So gesehen bräuchte Bozen durchaus ein Kongresszentrum, aber nicht erst in 20 Jahren sondern eher in den nächsten 2 Jahren um nicht an Bedeutung zu verlieren. Dabei wäre es durchaus denkbar, diesen mit flexibel nutzbaren Räumen für Start-ups und junge Unternehmen zu koppeln, da sie oft die gleichen Infrastrukturen brauchen.
Das wäre aber eine viel zu innovative und zukunftsweisende Idee... Dann lieber ein Einkaufszentrum und das Kongresszentrum kommt dann irgendwann, falls des Bahnhof je umgebaut wird, was man auch anzweifeln darf. Podrecca argumentiert aus seiner Idee heraus, er will sich tatsächlich nicht ins eigene Fleisch schneiden, auch wenn es am Ende die falsche Argumentation ist.
Aber es wäre doch großartig wenn er sein Konzept den neuen Gegebenheiten anpassen würde. Denn dann würde man die Verbindung von Busbahnhofsareal und Bahnhofsareal auch nachvollziehen können. Wenn er dann auch noch architektonisch einen Bogen spannen würde, wäre sein Projekt tatsächlich ein äußerst interessanter Beitrag und wäre auch sicher ganz vorne dabei. Aber er argumentiert aus einer Starre heraus und will sein Bahnhofsprojekt unangetastet lassen, obwohl sich Bedingungen geändert haben. Somit klebt er an ein Konzept einfach mit Klebstoff ein weiteres Projekt dran, überstülpt es mit einer erschreckenden Architektur (Podrecca kann viel mehr und viel besser!!) und verkauft es als zusammenhängendes "Konzept".