Gesellschaft | Schönheitswahn

Die Miss Südtirol Qual

...und warum solche „Schönheitswettbewerbe“ Müll sind.
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Misswahl
Foto: upi

Größe, Gewicht, Taillenumfang, Brustumfang, Schuh- und Kleidergröße, Haar- und Augenfarbe. Viel mehr Angaben werden auf dem Anmeldeformular zur Miss-Südtirol Wahl nicht verlangt. Mädchen* stellen sich also auf die Waage und an das Meterband und senden fleißig ihre Maße an die Zett. Wenn sie Glück haben, den gesellschaftlichen Vorstellungen und den von den Medien gehypten Schönheitsidealen nahe kommen, werden sie eingeladen sich auf eine Bühne zu platzieren und sich vor Publikum auszustellen. Die Zett ruft im Vorfeld fleißig alle „hübschen“ (was auch immer das heißen mag) Mädchen des Landes auf, sich von einer überwiegend männlichen Jury (zumindest in Meran) bewerten und abwerten zu lassen. Und dieses Jahr müssen wir schon das 25. Mal diese schreckliche Laufstegparade mitansehen.

Doch abgesehen von den peinlichen Darbietungen und den affektierten Menschen rund um den Abend, geht es in dieser Kritik um einiges mehr. Viele Frauen sind unzufrieden mit ihrem Aussehen. Über zwei Drittel von ihnen findet sich selbst zu dick. Laut einer Umfrage der Kosmetikfirma Dove bezeichnen sich in Deutschland nur 2 Prozent der Frauen als schön.

Die Idealvorstellung davon, wie ein Mädchen (und auch ein Junge) auszusehen hat, wird uns tagtäglich durch Produktdesigns, Werbung und Medienauftritte unter die Nase gerieben. Bereits Mädchen im Kindesalter werden dazu erzogen hübsch, niedlich und konform zu sein. Dass sie dabei Standards verfolgen, die sie ihr Leben lang wohl nie erreichen werden ist nicht nur dem kapitalistischen Massenkonsum zuträglich. Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu unterdrücken bedeutet auch sie aus öffentlichen Diskursen auszuschließen und von Machtpositionen fern zu halten. Indem Mädchen auf ihr Äußeres reduziert und dabei in ihren geistigen, kreativen und sozialen Fähigkeiten übergangen werden, werden sie in eine dem Patriarchat dienliche Rolle gedrängt: zurückerhaltend, fürsorglich und hübsch. Das größte Ziel in einer solchen von Hierarchien durchdrungenen Gesellschaft ist es für eine Frau angeblich, einem Mann zu gefallen und ihn glücklich zu machen.

Die Zett Miss Südtirol Wahl reproduziert genau solche Mechanismen. Junge Frauen sehen es als eine Bereicherung für sich an, ihren Körper bewerten zu lassen und ein Jahr lang als das „hübsche“ Gesicht Südtirols auf Veranstaltungen herumgereicht zu werden. Dabei wird jungen Mädchen eine Identifikationsplattform geboten, in der sie allein durch ihr Äußeres Anerkennung finden können. Außerdem wir ein Schönheitsideal propagiert unter dem Kinder bereits früh leiden. Die Selbstzweifel die daraus resultieren prägen Menschen ihr Leben lang.

Deshalb plädieren wir dafür, dass solche manipulativen Veranstaltungen abgeschafft werden. Junge Menschen sollen die Möglichkeit haben sich in verschiedensten Arten zu entfalten. Sie sollen ihre Fähigkeiten entdecken und nicht den Fokus auf ihr Äußeres legen müssen. Die Miss-Südtirol Wahl ist auf einem solchen Weg ein Schritt zurück. Anstatt Frauen zu motivieren laut zu werden, mitzureden und mitzugestalten, werden sie dazu ermutigt sich aufzustylen und zu präsentieren und dabei andere bewerten zu lassen, ob sie gut genug sind, oder nicht.