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Foto: © Oswald Stimpfl
Ausflug | Ausflug der Woche

Nach St. Martin im Kofel

Heute sind wir im mittleren Vinschgau auf einer einfachen Rundwanderung am Vinschger Sonnenberg unterwegs.

Länge: 6,7 km

Gehzeit: 2 h 25 min

Höhenmeter: 345

Anfahrt:  Latsch ist bequem auch mit der Vinschgauer Bahn zu erreichen. Die Talstation der Seilbahn nach St. Martin liegt am östlichen Ortsrand von Latsch, am Kreisverkehr der Staatsstraße und neben der Etschbrücke an der Dorfeinfahrt, 10 Gehminuten vom Zugbahnhof entfernt. Abfahrt im Sommer zu jeder halben Stunde, im Winter stündlich. Mittagspause. Sonderfahrten ab 6 Personen möglich. Tel. 0473 622 212, www.bergbahnen-latsch.com
Fahrplan von Bus und Bahn unter suedtirolmobil.info.


Mit der Seilbahn lassen wir rasch die Talsohle und den geschäftigen großen Ort Latsch hinter uns und schweben in die beschauliche Welt eines kleinen Bergdorfes. Neben einem alten Wallfahrtskirchlein in einem winzigen Gebirgsdorf, einem urigen Hofschank, einer beeindruckenden Weitsicht bis zu den fernen Dolomiten queren wir die Steilhänge am Vinschger Sonnenberg auf angenehmen, wenig steilen Wegen.

Die Seilbahn bringt uns in 11 Minuten von Latsch (640 m) nach St. Martin in Kofel (1740m) und überwindet dabei 1100 Höhenmeter. Nahe der Bergstation grüßen zu unserer Rechten das alte Wallfahrtskirchlein St. Martin aus dem 16. Jh., als Kontrast klebt unweit davon der moderne, in Glas und Beton erbaute „Rizzi-Turm“ am Abhang. Wir besichtigen das Kirchlein und spazieren dann zum Aussichtspunkt Dolomitenblick und dem Hofschank Platztair.
 
Ein breiter Feldweg (Mark. Nr. 1, Dolomitenblick) führt von der Bergstation zwischen Kirche und alter Schule in Richtung Nordwesten leicht bergauf, nach wenigen Minuten biegt er nach Südosten ab und quert mit wenig Steigung einen schütteren, felsdurchsetzten Föhren- und Lärchenwald. An einer Wegteilung bleiben wir auf der Aufstiegstrasse, bald sind wir bei einer Geländeterrasse mit Tischen, Bänken und einer Panoramatafel angelangt, bei guter Sicht sind die fernen Dolomiten zu erblicken, Gehzeit ab St. Martin eine knappe Stunde. Es ist ein wunderbarer Platz, um eine selbst mitgebrachte Jause zu verzehren. Wir gehen kurz den Aufstiegsweg zurück, nach 10 Minuten biegen wir links ab, ein Steig bringt uns mit Blick hinüber auf die gegenüberliegende Vinschger Nörderkette mit dem Hasenöhrl, einem guten Dreitausender, ins Martelltal und hinunter in die Talsohle vom Untervinschgau in 30 Minuten zum Hofschank Platztair hinunter.

Zurück gehen wir von Platztair über einen breiten Güterweg mit der Markierung 2 nach St. Martin, wir sind auf einem Teilstück des Vinschger Höhenweges unterwegs, und fahren mit der Seilbahn wieder ins Tal.
 
Als Variante: Sportliche Wanderer mit guten Kniegelenken (Wanderstöcke sind hier nützlich) gehen von der Bergstation nach Latsch zurück. Über steile Wiesen, durch ein schattiges Waldstück und dann durch Föhrenwald gelangen wir zum Ratschillhof (1280 m), einer guten Einkehr. Tel. 0473 623622, kein Ruhetag, ganzjährig geöffnet. Weiter geht es zu den weiten Annenbergerböden. Es ist dies eine mystische, einsame Weidelandschaft mit vereinzelten mächtigen Wacholderbüschen in der Nähe von Schloss Annenberg. Auch das letzte weiterführende Steilstück durch einen felsigen Geländeriegel bis zum Kreisverkehr in Latsch, nahe der Talstation der Seilbahn, hat es in sich, es ist holprig und steil.


Gehzeit ab Bergstation bis Latsch 2 Stunden 25 Minuten, Länge 6,6 km, Höhenmeter im Abstieg 1100.
 

Das Kirchlein St. Martin im Kofel


Laut Überlieferung soll einst die Statue des Kirchenpatrons auf wundersame Weise aus der Kirche St. Martin in Göflan im Tal bei Schlanders in die Höhle am Berg gelangt sein, mehrmals wurde sie zurückgebracht und immer wieder kehrte sie dorthin zurück, bis die Menschen verstanden, dass der hl. Martin am Berg in der Höhle bleiben wollte. Die Weihe der Kirche zu Ehren des hl. Martin ist für 1510 belegt. Die Bauern der Umgebung verehrten ihn als Viehpatrons, wie viele Votivbilder mit Haustieren belegen. Die etwas derbe, aber prächtig verzierte Statue des Heiligen auf dem Pferd steht in der Felsengrotte rechts vom Altar in der Kirche, deshalb heißt das Dörfchen auch St. Martin im Kofel und nicht auf dem Kofel. Die Kirche steht in den Sommermonaten zur Besichtigung offen.
 

„Rizzi-Turm“


Der vom bekannten Architekten Werner Tscholl für den Latscher Unternehmer Walter Rizzi geplante moderne Turm wirkt wie eine Burg des 20. Jahrhunderts, mit geschichtetem Natursteinmauerwerk, den Schießscharten ähnlichen Fenstern und einer Metall-Ziehbrücke. Anfänglich als Refugium des Bauherrn geplant, wird die luxuriöse, mit aller erdenklichen Raffinesse (500 m2 Wohnfläche, Pool, Sauna) ausgestattete Burg von diesem nur sporadisch bewohnt und kann zur Freude exklusiver Gäste gemietet werden. Info: www.turm-chalet.com, Tel. 335 81 85 510
 

Einkehrtipp


Jausenstation Platztair

Schon seit dem 15. Jh. besteht auf einer Geländeschulter eine Hofstelle, ein geschlossener Hof. 1926 brannte der Bauernhof ab, der Neubau, inzwischen auch schon fast hundert Jahre alt, fiel etwas klein und bescheiden aus, damals waren schwere Zeiten. Familie Gamper bewirtschaftet die steilen Wiesen um den 1654 m hoch gelegenen Hof. Frau Monika kümmert sich um den Hofschank, auf der Speisekarte stehen einfache Gerichte der Hausmannskost, Jausen, Eierspeisen und der obligate Apfelstrudel.
Hofschank Platztair, St. Martin im Kofel, 7, von Mitte März bis Mitte November geöffnet, Tel. 320 219 1224

Gasthaus Bergstation St. Martin

Im Gebäude der Seilbahn, Paoramaterrasse, einfache Hausmannskost. Holzknecht Angelika, St. Martin im Kofel, 27, Dienstag Ruhetag, Tel. 334 758 7779

 

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