Wirtschaft | Nachhaltigkeit

Vor der eigenen Haustür essen

In Südtirol wird erprobt, was auf EU-Ebene Schule machen soll: Die Landesregierung gibt grünes Licht für das EU-Pilotprojekt für eine nachhaltigere Lebensmittelpolitik.
Lokaler Anbau
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Den Segen aus Brüssel hat die Vision bereits, mit dem Südtirol einen regionalen Kurswechsel in der Lebensmittelpolitik – nicht nur im Land, sondern auf europäischer Ebene – einleiten will. Schon Anfang vergangenen Jahres präsentierte Landeshauptmann Arno Kompatscher seine Vorschläge für eine nachhaltige EU-Lebensmittelpolitik in Brüssel: lokale Kreisläufe stärken, dadurch Umweltbelastung reduzieren, Einkommen sichern und Nachhaltigkeit fördern. Vor wenigen Monaten war dann Vytenis Andriukaitis in Bozen zu Gast. Der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sagte zu, Kompatschers Konzept für mehr regionale und nachhaltige Nahrungsmittel auf EU-Ebene voranbringen und daher in Südtirol als EU-Pilotprojekt lancieren zu wollen. Am heutigen Dienstag (2. Oktober) hat nun die Landesregierung grünes Licht gegeben. Wofür aber konkret?

 

Drei Säulen für nachhaltige Lebensmittelpolitik

Das Pilotprojekt, für das heute der Startschuss gefallen ist, baut auf drei Säulen auf, wie Landeshauptmann Kompatscher im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung erklärt:

Die erste Säule zielt darauf ab, die Produktion und die Vertriebsstruktur für regionale Lebensmittel zu stärken und weiterzuentwickeln. Geschehen soll das über eine Plattform, auf der lokale Anbieter und Abnehmer wie der Handel oder das Gastgewerbe, aber auch Konsumenten zusammenfinden können. “Nur so kann erreicht werden, dass Abnehmer lokaler Produkte auf ein verlässliches Angebot zählen können”, so Kompatscher.

Die zweite Säule sieht den Aufbau einer Marke mit dem Namen “local & fair” vor. Dieses Label sollen Produktionsstätten von regional angebauten oder verarbeiteten Lebensmitteln auf ihren Produkten anbringen und Gastbetriebe in ihr Menü einfließen lassen können, wenn sie solche Lebensmittel verarbeiten. “Der Begriff ‘fair’ soll festhalten, dass immer dann, wenn keine lokalen Produkte verfügbar sind – etwa Kakao –, auf Produkte aus dem fairen Handel zurückgegriffen wurde”, führt der Landeshauptmann aus. “Eine Garantie für den Konsumenten, aber auch für den Tourismus, für den dieses Markenzeichen ein Alleinstellungsmerkmal sein kann.”

Die dritte Säule sieht vor, das Prinzip des freien Wettbewerbs in der Vergabe von öffentlichen Aufträgen zu korrigieren. “Derzeit ist es nicht möglich, bei öffentlichen Ausschreibungen, etwa für Mensen oder Krankenhäuser, regionalen Produkten den Vorzug zu geben”, erinnert Kompatscher. Das soll sich ändern, indem bei der Bewertung eines Angebots Kriterien eingeführt werden, die regional und nachhaltig produzierte Lebensmittel stärker berücksichtigen.

 

Mit dem Beschluss der Landesregierung wird nun IDM beauftragt, ein Detailkonzept für das Pilotprojekt zu erarbeiten. Dazu sollen zunächst Stakeholder wie der Bauernbund, der HGV oder das Versuchszentrum Laimburg einbezogen werden.

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Profil für Benutzer Alles BIO - tutto BIO
Alles BIO - tu… Mi., 03.10.2018 - 10:32

Wir von Bioland freuen uns, wenn sich die Landesregierung in Sachen Lebensmittel, Umwelt und lokale Kreisläufe einbringt und dazu sogar in Brüssel Vorschläge deponiert. Trotzdem wünschen wir uns, dass man endlich aufhört Schlagwörter wie "nachhaltig", "lokal" oder "naturnah" so zu verwenden, als ob dies bereits der Weisheit letzter Schluss wäre.
Es ist erwiesen, dass die biologische Landwirtschaft die nachhaltigste ist, die wir kennen. Der ökologische Landbau bringt nicht nur gesunde und chemiefreie Lebensmittel hervor, sondern trägt aktiv zu Klimaschutz und Ressourcenschonung bei. Der im link* nachverfolgbare Versuch zeigt die verschiedenen Anbauweisen (biologisch und konventionell) im Langzeitvergleich, die Auswirkungen also auf Ertrag, Boden und Klima.
Warum erkennt die Politik in Südtirol diese wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht endlich an? Die Gesellschaft und die Wirtschaft hat dies in weiten Teilen bereits längst erkannt.
* https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/film-dok-versuch.html

Mi., 03.10.2018 - 10:32 Permalink
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Christian Mair Fr., 05.10.2018 - 13:24

Sehr gute Initiative!

Vielleicht wäre es möglich statt "local&fair" ein Label "made in EuregioTyrol" zusammen mit Trentino und Nordtirol zu gründen?

Fr., 05.10.2018 - 13:24 Permalink