Umwelt | Pesitzide

Wer wandert gerne durch Obstbaugebiete?

Ein GEO-Interview mit dem Malser Bürgermeister Ulrich Veith sorgt für ein neues Aufflammen der Pestizid-Diskussion.
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Foto: Foto: Salto.bz

Ist der Malser Bürgermeister Ulrich Veith ein Gift-Sprüher, wenn er in einem auflagenstarken deutschen Reisemagazin wie GEO Saison sagt, dass er niemandem empfehlen würde, in Südtiroler Täler mit Apfelplantagen wandern zu gehen? Eine Frage, die das Land nach Erscheinen der Jänner-Ausgabe des Magazins beschäftigt. Zumindest die Neue Südtiroler Tageszeitung lässt daran in ihrem heutigen Aufmacher wenig Zweifel. Der Malser Bürgermeister treibt die Pestizid-Hysterie an die Spitze, wirft Chefredakteur Arthur Oberhofer Veith darin vor, und verleiht ihm für dieses „unseriöse Verhalten“ den Titel Gift-Sprüher. Ein Vorgehen, das am Mittwoch Vormittag auch auf Facebook zur Diskussion anregte. „Die Neue Südtiroler Tageszeitung schlägt hier wieder einmal einen sehr hetzerischen Unterton an. Boulevard-geschuldet oder Kampagne?“, eröffnete sie Blogger Markus Lobis. Seine Sicht der Dinge: „Veith drückt hier etwas aus, was zur zentralen Frage für die Zukunft des Südtiroler Tourismus werden dürfte.“ Und darauf müsse man schon bessere Antworten haben, als „auf die draufzudreschen, die die Probleme beim Namen nennen!“, kritisiert Lobis auch den Umstand, dass Südtirol „noch keine Strategie für die Kommunikation und Produktentwicklung habe.“

Durchaus kritischer sieht die Sache ein alter Widersacher des Malser Bürgermeisters wie Pepi Stecher: „Da Veith in Glurns (bei)wohnt, geht er regelmäßig durch die Obstanlagen joggen. Schon irgendwie skurril, gell!“.  Doch auch andere User finden dass es der „Veith longsom a bissi übertreibt“ oder es sich nicht anmaßen kann „von Mals aus für ganz Südtirol zu sprechen“. „Danke Uli“ oder  „Hut ab vor Uli Veith, der das Problem beim Namen nennt!“ tönt es dagegen von der anderen Seite.

 

Der Malser Bürgermeister selbst saß am Mittwoch Vormittag im Zug nach Wien und war für salto.bz nicht zu sprechen. Gegenüber der Tageszeitung Dolomiten hatte er jedoch bereits davor erklärt, dass er seine Aussagen gegenüber GEO noch einmal so wiederholen würde. Die Frage, ob er nicht befürchtet, Südtirols Tourismus mit solchen Ausagen Schaden zuzufügen, kontert Ulrich Veith mit einer Gegenfrage: „Wer fügt den Imageschaden zu: Der, der die Mittel ausbringt, oder der, der sagt, dass es so ist?“. Offen diskutieren statt wie in der Vergangenheit immer unter den Teppich zu kehren, dass massiv Gifte benutzt werden, soll die Devise laut ihm heißen. Denn: „Ich glaube wirklich, dass Südtirol umdenken muss. Wir verkaufen ein Land, das wir teilweise nicht mehr sind. Diese Diskussion wäre für Südtirol die Chance, eine Vorbildregion in Europa zu werden.“

Bei IDM und HGV würde man dafür zweifelsohne andere Wege wählen. „Wir werden diesen Herren zur Verantwortung ziehen“, zitiert die Tageszeitung einen hochrangigen Vertreter des Hoteliers- und Gastwirteverbandes. Kontraproduktiv findet auch IDM-Kommunikationschef Thomas Aichner das Interview: „Als Bürgermeister ist man eine öffentliche Person mit einer bestimmten Verantwortung“, sagt er gegenüber der Tageszeitung Dolomiten. „Da muss man wissen, wie weit die persönliche Meinung gehen darf. Man kann als Bürgermeister nicht sagen, Südtirol ist vergiftet, denn das stimmt nicht.“ 

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Peter Gasser Mi., 04.09.2019 - 18:34

Wissen Sie, die 5% Bauern sind es nicht, welche die Umwelt belasten, denn die 5% Bauern produzieren so, wie es die 95% (oder 100%) Konsumenten vorgeben, indem diese bei der Wahl Politiker wählen, welche in ihrem Sinne (im Sinne der Wähler) Gesetze machen, nach denen dann die Bauern produzieren. Der Bürger/Wähler/Konsument stiehlt sich hier nicht, dazu auch noch polternd, aus der Verantwortung. Der überwiegende Großteil der Umweltverschmutzung und Klimagefährdung wird durch die Erzeugung billiger Energie (Kohle, Öl, Gas), durch billigste Transporte per Schiff mit Schweröl, durch die Erzeugung billigster Nahrungs-, Kleidungs-, Gebrauchsartikel und eine ausufernde Spaßgesellschaft, also durch den Konsumenten, verursacht, und nicht durch den Bauern. Die Luft in Ihrer Stadt, durch Sie selbst verpestet, schädigt Sie um ein Vielfaches mehr, als der Spaziergang durch die Obstanlage.
Hier gilt es, ein ausgewogenes Augenmaß zu halten.

Mi., 04.09.2019 - 18:34 Permalink
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Peter Gasser Mi., 04.09.2019 - 19:35

Antwort auf von Sepp.Bacher

Sorry, aber wer macht die Gesetze, wer kauft vorrangig die belastetsten Billigprodukte? Der Bauer? Lesen Sie doch genau. Natürlich ist der Konsument „schuldig“. Wer sonst?
Die etwas teurere „Heumilch“ muss die Produktion einschränken, da die Leute lieber billige H-Milch kaufen. Mit was wird ständig geworben?
„Bei uns kostet es 1.99 statt 2.10 Euro“...
Glauben Sie wirklich, dass Sie regionale, nachhaltig erzeugte wirklich biologische Produkte (bei deren Erzeugung ein mehrfaches an Arbeitsstunden anfällt) billig bekommen?
Und noch Mal: an der Umweltzerstörung und am Klimawandel sind nicht die 5% Bauern „schuld“, sondern die 100% Konsumenten. Und die Luft in den Städten ist weitaus belasteter und ungesünder, als die Luft in den Obstwiesen, samt Spritzen/Sprühen.

Mi., 04.09.2019 - 19:35 Permalink
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Peter Gasser Mi., 04.09.2019 - 19:48

nanana... glauben tu ich nur in der Kirche.
Ich betreibe eine Wärmepumpe, obwohl die installierte Gastherme weniger kosten würde. Mein Auto ist 15 Jahre alt und läuft noch gut. In den letzten Urlaub bin ich mit dem Zug gefahren, vor Ort haben wir die Wochenkarte der öffentlichen Verkehrsmittel besorgt. Fleisch vom Metzger um die Ecke, regional erzeugt. Obst im Garten, getrunken wird Wasser vom Wasserhahn in der Küche, Saft machen wir selbst.
Im Restaurant bestelle ich, wann immer möglich, Trinkwasser vom Wasserhahn, ansonsten Glasflasche. Was ich stets vergesse, ist eine Tasse mit ins Büro zu nehmen, um auf den Plastikbecher am Kaffeeautomaten verzichten zu können. Ich versuche, das meine zu tun. Beruflich kümmere ich mich um den Aufbau regional erzeugter, hochwertiger Lebensmittel.
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ps: sie stellen die Realität auf den Kopf: ein Politiker, der nicht macht, was der Wähler/Konsument will, kann jederzeit abgewählt werden. Zur Zeit traut sich kein Politiker, regionale, nachhaltige, ökologische Lebensmittel per Gesetz zu verordnen: er würde leider sofort abgewählt werden, da der Konsument billige Nahrungsmittel haben will, damit ihm viel Geld für Urlaub, Spass und Güter-Konsum bleibt.
Wir leben, leider, und um es mit Fromm zu sagen, in einer Haben-, und nicht in einer Sein-Gesellschaft.

Mi., 04.09.2019 - 19:48 Permalink