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Bitte keinen Transport

Der Sieg von Franz Locher bei den SBB-Vorwahlen kommt nicht von ungefähr. Der Sarner Landtagsabgeordnete spricht die Themen an, die den Bauern unter den Nägeln brennen.
Franz Locher
Foto: Südtiroler Landtag/SVP
Salto.bz: Herr Locher, was sagen Sie zum Wahlausgang? Haben Sie dieses Ergebnis erwartet?
 
Franz Locher: Ich bin mit dem Ergebnis absolut zufrieden. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe in letzter Zeit viele Veranstaltungen besucht und die Resonanz war für mich mehr als positiv. Dass dieses Ergebnis aber so eindeutig ausfällt – rund 500 Stimmen Vorsprung auf die Zweitplatzierte Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer – hat mich dann aber doch überrascht.
 
Was glauben Sie, war ausschlaggebend für das gute Wahlergebnis? Auch das umstrittene Thema Wolf?
 
Natürlich wird das Thema Wolf bei den Bauern und Bäuerinnen stark thematisiert und als Problem wahrgenommen. Aber auch die Milch- und Obstwirtschaft, genauer gesagt die Auszahlungspreise sind eine offene Wunde. Möglicherweise hat auch mein Bemühen um Aufklärung rund um die Borkenkäferthematik und dahingehende Lösungen zu finden, sich im Wahlergebnis widergespiegelt.
 
 
Aber auch die Milch- und Obstwirtschaft, genauer gesagt die Auszahlungspreise sind eine offene Wunde.
 
 
Es handelt sich um Themen, die derzeit einen hohen Druck auf die Landwirte ausüben. Das hat man bei den vielen Versammlungen und den anschließenden Wortmeldungen gespürt und gehört. Auf der Bauernversammlung in Völlan beispielsweise hat man gesehen, um was es den Bauern eigentlich geht. Sie wollen weitermachen, auf der anderen Seite ist die Rentabilität kaum gegeben und auch die Erfolgsaussichten sind ziemlich gering.
 
 
 
 
Welche Ziele haben Sie im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen vor Augen?
 
Mir geht es in erster Linie um die Anerkennung der Landwirtschaft. Wir sehen eine Preisdifferenz zwischen dem Betrag, den der Konsument im Lebensmittelgeschäft ausgibt, und den Betrag, den der Landwirt für sein Produkt erhält. Wenn ein Obstbauer seine Äpfel um 50 Cent pro Kilogramm verkauft und im Geschäft um ein Vielfaches mehr verlangt wird, bleibt dem Bauern die Arbeit, aber nicht viel von der Gewinnspanne. Das sind Wucherpreise, die in eine Richtung gehen, welche die Konsumenten nicht mehr bereit sind, mitzutragen. Auch in der Milchwirtschaft stehen wir vor dem Problem, dass für den Bauern nicht mehr als 50 Cent übrig bleiben – wenn der Preis auf 60 Cent steigt, wird sich die Situation zwar leicht bessern, auf der anderen Seite muss der Konsument mittlerweile 1,79 Euro für einen Liter Milch bezahlen – obwohl das sicher nicht zu viel verlangt ist. Dazwischen liegt allerdings ein großer Spesenbetrag.
 
 
Das sind Wucherpreise, die in eine Richtung gehen, welche die Konsumenten nicht mehr bereit sind, mitzutragen.
 
 
Sie würden den Konsumenten wie auch den Handel stärker in die Pflicht nehmen?
 
Vor allem sollte es unser Ziel sein, die Produktionskosten zu senken. Wenn die Herstellung so teuer ist, dass dem Bauer am Ende nur mehr rund 25 Prozent des Umsatzes bleiben, dann ist das wenig. Wenn die Lebensmittel jedoch billig bleiben sollen, werden mehr öffentliche Gelder für die Produktion in die Hand genommen werden müssen. Durch die Preisexplosion im Energiesektor und bei den Verpackungsmaterialien hatten die Sennereien im vergangenen Jahr enorme Ausgaben – nicht die gesamten Kosten konnten an den Handel weitergegeben werden.
 
 
 
 
 
Hanspeter Staffler von den Grünen tritt ebenfalls für eine umfangreiche Förderung der Landwirtschaft ein. Wie er meinte, dürfe man in der Landwirtschaft nicht „marktgläubig“ sein. Sehen Sie die Gefahr, dass der Anreiz für die Lebensmittelproduktion dann verloren geht?
 
Unser Ziel muss es sein, eine Landwirtschaft aufrecht zu erhalten, die Lebensmittel für uns produziert. Die Wiesen, Felder und Obstgärten müssen weiterhin aktiv bearbeitet werden. Subventionen für Flächenstilllegungen oder eine Produktionsweise, die nur geringe Erträge bringt, hat keinen Sinn. Subventionen und die Produktion müssen in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen.
 
 
Subventionen für Flächenstilllegungen oder eine Produktionsweise, die nur geringe Erträge bringt, hat keinen Sinn.
 
 
Ich plädiere dafür, jene Betriebe zu unterstützen, die aktive Milch- und Viehwirtschaft betreiben sowie Obst- und Weinanbau wie auch andere landwirtschaftliche Produktionstätigkeiten. Förderungen sollten also jene erhalten, welche aktive Bauern sind. Das muss der Sinn der Sache sein. Das Ziel muss eine Landwirtschaft sein, die Lebensmittel auf den Markt bringt. Wenn der Bauer nur wegen der Förderungen Lebensmittel herstellt, fehlt das Erfolgsgefühl. Am Ende des Tages ist das keine Genugtuung.
 
Aber die Grünen wären zufrieden …
 
Wir müssen uns fragen, was wir in Zukunft wollen. Wollen wir Nahrungsmittel auf unserem Tisch haben, die lange Transportwege hinter sich haben oder legen wir die Priorität künftig auf regionale Lebensmittel? Vor allem bei Gemüse ist das ein reales Szenario. Würden wir vermehrt auf Milch, Joghurt, Mozzarella, Butter, Frischmilch, Eier und heimisches Saisongemüse zurückgreifen, dann würden wir das Problem wesentlich entschärfen.