Gesellschaft | aus dem leben

Mit Rolli und Trompeten

Simon Guichard hat zwei Träume: Mit seiner Trompete will er es aufs Konservatorium schaffen. Für den zweiten Wunsch hofft er auf die Unterstützung anderer.
Simon Guichard
Foto: Anton Ludwig Wilhalm

Warum er mit dem Trompetespielen angefangen hat, weiß Simon Guichard ganz genau: “An Heiligabend und in der Osternacht hat der Dirigent unserer Musikkapelle in unserer Kirche immer Trompete gespielt – das hat mich total fasziniert und ich bin meinen Eltern so lange auf die Nerven gegangen, bis ich Trompete lernen durfte.” Wer Simon Guichard nicht kennt, für den hört sich seine Lebensgeschichte zunächst wie viele andere an: Ein kleiner Junge träumt davon, mit seinem Instrument große Karriere zu machen, übt hart dafür und freut sich über jeden Auftritt. Und doch ist bei Simon Guichard vieles ganz anders.

Der junge Mann, der in Brixen lebt, ist gehörlos. “Ich habe ein Cochlear-Implantat”, erklärt er im Chat, über den ihn salto.bz kontaktiert hat. Mit seiner Hörprothese kann er zwar hören, “aber das ist elektronisches Hören – klingt vermutlich anders, als Du hörst”. Wegen seiner Gehörlosigkeit muss Simon Guichard sehr viel auf seiner Trompete üben, “täglich drei bis vier Stunden”. Mit sechs Jahren hat er angefangen und irgendwann den Trompetenlehrer und Bozenbrass-Musiker Anton Ludwig Wilhalm kennen gelernt. “Ich habe ihn nach einem Konzert um Trompetentipps gefragt und ihm eine Aufnahme geschickt”, erinnert sich Simon, “seitdem unterrichtet er mich”. Wenn er nicht für die Schule lernt, übt er auch in diesen Tagen fleißig. “Im Moment bereite ich mich auf die Brassweek im Juni vor, die hoffentlich stattfindet.” Sein großer Traum bleibt es, “so gut zu werden, dass ich die Aufnahme an einem Konservatorium bestehe”, verrät Simon.

 

Doch der quirlige junge Mann hat noch einen Traum. Den will er sich nun mit Unterstützung anderer erfüllen. Vor einigen Wochen hat Simon Guichard eine Funding-Kampagne gestartet, über die er die Summe für einen “Outdoor-Rolli” zusammenkriegen möchte, einen Rollstuhl, mit dem er sich auch bei widrigen Bedingungen im Freien bewegen kann. Warum die Funding-Kampagne? “Es ist so: Ich habe keine Eltern mehr und die Krankenkasse finanziert so etwas leider nicht, weil ich ja schon einen Rolli habe. Aber ob man damit im Winter fahren kann, interessiert die Kasse leider nicht.” So kommt es, dass er vor allem in der kalten Jahreszeit Wochen oder Monate nicht aus dem Haus kann. “Ihr wisst ja seit Corona, wie das ist, wenn man nicht raus kann.”

 

Mit einem Outdoor-Rolli würde sich in seinem Leben sehr viel ändern, betont Simon Guichard: “Ich könnte auch bei Schnee raus, könnte meine Freunde besuchen, die auf der Alm wohnen und bräuchte nicht immer einen Chauffeur.” “Vor allen Dingen aber wäre ich bei Schnee nicht wochenlang eingesperrt”, wiederholt er. Bisher ist er in vielen Dingen auf Hilfe angewiesen: beim Schwimmbad-, Konzert- oder Schulbesuch. “Das ist voll nervig.”

 

Simon hat bereits zwei Testfahrten mit zwei in Frage kommenden Rollstühlen absolviert. Für den Schritt hin in ein noch selbstständigeres Leben bittet er mit der Funding-Kampagne “Einen Outdoorrollstuhl für Simon” um Unterstützung. Von den 8.000 Euro, die für die Anschaffung nötig sind, ist bereits ein gutes Viertel da. Erst am Dienstag hat ein anonymer Spender 500 Euro hinterlegt.