Resistanbul*

Etwas Unerwartetes ereignet sich dieser Tage in der Türkei.

Sechshundert Bäume haben eine zivilen Aufstand ausgelöst.

Schneller als ein Lauffeuer verbreiten sich die Proteste, Kundgebungen, Besetzungen, es ist, als sei der Widerstand einer Hand voll UmweltschützerInnen der Funke gewesen, auf denehntausende gewartet hatten.
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Foto: LPA/Tiberio Sorvillo

Wir wissen, die türkische Linke hat eine lange und stolze Geschichte, zum Beispiel ein 1968er Jahr, nicht weniger kämpferisch als in Italien oder Deutschland, zum Beispiel den Widerstand gegen die putschenden Militärs in den 1970ern und 1980ern.

Doch schien es in den letzten Jahren, als hätte der Dreiklee aus Übergang zur Demokratie, Wahlsieg der moderaten Islamisten und rasantem neoliberalen Wirtschaftswachstum die Opposition obsolet werden lassen. Die Gegenstimme gegen die islamo-kapitalistische Modernisierung der Türkei war so schwach, dass sie kaum zu hören war.

Heute, auf einmal, ist sie wieder zu hören.

Nur, ist es ein „türkischer Frühling“, wie jetzt überall berichtet wird? Ist es ein Überspringen der arabischen Revolutionen auf die Türkei?

Ich glaube nicht.

Die türkische Regierung ist frei gewählt, sie hat wahrscheinlich noch immer die Mehrheit der TürkInnen auf ihrer Seite, einfach weil sie es schafft, eine relativ große Gruppe der „Modernisierungsgewinner“ zu mobilisieren.

Doch die Regierung hat es in der Hand, aus einer demokratischen Protestwelle, die ihr einen Kompromiss abringen will, ein Ernstnehmen ihrer Opposition, etwas anderes werden zu lassen, einen wirklichen Aufstand, den sie niederschlägt, anstatt mit ihm zu verhandeln.

Es liegt an der Regierung, ob sie die Normalität der WutbürgerInnen anerkennt, und damit ihre eigene demokratische Normalität beweist, oder ob sie autoritär reagiert, und damit einen Frühling, früher oder später, provoziert.

Ich hoffe, es wird bald Sommer in Istanbul.

 

 

* Das Resistanbul habe ich von der www.taz.de abgekupfert.