Gesellschaft | Musikschulen

Kein Wunschkonzert

Nach wie vor bleiben viele Musikschüler auf der Strecke. Mit neuen Musikschullehrer-Stellen und weiteren Maßnahmen sollen die langen Wartelisten abgebaut werden.
Klavierunterricht
Foto: Pixabay

“Das Gröbste haben wir schon hinter uns. Es gab Zeiten, da hat es noch schlimmer ausgesehen.” Es war im Februar 2016, als sich der damalige Landesmusikschuldirektor Josef Feichter auf salto.bz zu einem Thema äußerte, das Jahr für Jahr bei vielen Eltern und Kindern für lange Gesichter sorgt: die langen Wartelisten für die Musikschulen. Ein altbekanntes Problem, das heute, drei Jahre später, immer noch nicht gelöst ist.

 

Wieder kein Platz

 

Über 17.000 Schüler haben im Bildungsjahr 2018/19 eine der 52 deutschen und ladinischen Musikschulen besucht. Zugleich blieben 2.800 auf der Strecke bzw. auf den Wartelisten. “Leider”, kommentiert Bildungslandesrat Philipp Achammer diese Zahl.

Die Einschreibungen für das nächste Jahr sind abgeschlossen. Besonders nachgefragt sind nach wie vor die Instrumentalfächer Klavier, Gitarre und Schlagzeug sowie die musikalische Früherziehung. Derzeit laufen in der Musikschuldirektion des Landes die Zuweisungen für das Musikschuljahr 2019/20. “Auch im kommenden Schuljahr wird nicht allen Anträgen um einen Platz in einer Musikschule beziehungsweise einen Fachwechsel oder vor allem um ein zweites oder drittes Instrumentalfach entsprochen werden können”, heißt es aus der Landesmusikschuldirektion. Wie viele genau auf den Wartelisten landen werden, steht noch nicht fest, erklärt Landesrat Achammer am Dienstag als er im Landtag danach gefragt wird.

Alex Ploner (Team Köllensperger) hatte bei Achammer nachgefragt, denn “in den letzten Wochen haben wieder unzählige Schüler die Information erhalten, dass sie wieder keinen Platz in der Musikschule erhalten, obwohl sie zum Teil schon fünf Jahre darauf warten”, wie Ploner berichtet. Er befürchtet: “Damit verlieren die Kinder die Lust und vor allem die Möglichkeit, an einer Südtiroler Musikschule ein Musikinstrument zu erlernen.”

 

Schrauben und Doktern

 

Was will die Politik tun, um das zu verhindern? Unter anderem am Stellenplan schrauben. Bereits im Vorjahr hat sich die Landesregierung auf eine stufenweise Erhöhung des Kontingents an Musikschullehrpersonen geeinigt. 50 zusätzliche Stellen sollen aufgebaut werden. Zehn davon sind bereits Realität. Weitere zehn hat die Landesregierung just an dem Tag genehmigt, an dem Alex Ploner beim Landesrat nachfragt. Insgesamt 20 Stellen mehr wird es heuer also geben, informiert Achammer. Die zusätzlichen Lehrpersonen werden vor allem in Fächern mit langen Wartelisten eingesetzt. Zudem sollen sie zum Ausbau der musikalischen Grundausbildung und im Instrumentalunterricht mit Grund- und Mittelschulen mitwirken.

Zugleich gesteht Achammer aber ein: “Auch 50 Stellen würden nie ausreichen, um die Wartelisten deutlich abzubauen.” Daher werde man weitere Maßnahmen ins Auge fassen. “Wir möchten den Bildungsweg in der Musikschule besser planen und eine breitere Orientierungsmöglichkeit vor der Wahl des Wunschinstrumentes geben, um die Abbruchquoten zu senken.” Außerdem sollen die Schulgebühren “geringfügig angepasst” werden, kündigt der Landesrat an.

“Wir doktern seit Jahren an einem Problem herum ohne Lösungen zu finden”, bemängelt Alex Ploner in seiner Replik an den Landesrat. Er wünsche sich vom Landesrat, dass man “genauer hinschaut”. Und sich unter anderem auch mit Musikvereinen und -kapellen zusammensetzt. “Musikkapellen federn zum Teil sehr viel ab und bilden zum Beispiel Schlagzeuger aus, die in den Musikschulen nicht untergebracht werden können. Dafür braucht es Wertschätzung.”

Bild
Profil für Benutzer Franz Hilpold
Franz Hilpold Mi., 03.07.2019 - 16:46

Und dabei leistet sich das Land, das Konservatorium abzuschaffen und die Professorinnen und Professoren dort zu erniedrigen und zu verjagen. Die verbleibenden sollen wenig qualifizierten Beschäftigten an der "Uni" Brixen unterstellt werden. Bitte sich nachher nicht über mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten beklagen nachdem man etablierte Ausbildungswege verschlossen hat. Mir kommt vor, im Bereich Musik herrscht beim Land viel Inkompetenz. Schade!

Mi., 03.07.2019 - 16:46 Permalink