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Transart natürlich

Transart präsentierte auf der heutigen Pressekonferenz das neue Programm. Und widmet es der Natur. Ein Überblick:
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Foto: Transart

Bereits im Sommer erinnerten der Komponist Eduard Demetz, der Künstler Hubert Kostner und die Choreographin Anastasia Kostner gemeinsam mit dem Ensemble Windkraft am Fuße des Langkofels mit der choreographierten Kunst-Musik-Performance Sasmujel an dessen Erstbesteigung. Heute bei der Pressekonferenz blieb man im Tal. 

 

Mit der Veranstaltung All The Good (Jan Lauwers & Needcompany) eröffnet das Festival am 11. September in der Bozner Bahnhofsremise mit einem Stück welches Zuschauerinnen und Zuschauer unter dem 18. Lebensjahr keinen Einlass gewährt. Das Ende August auf der Ruhrtriennale aufgeführte All The Good beschreibt die Chronik von Verlust und Hoffnung.


Eiskalt wird es bei Polar Force von Speak Perkussion am 12. September im Noi Techpark. Das Stück handelt von der Schönheit, der unfasslichen Weite, der Fragilität und der einzigartigen Komplexität der Antarktis. Eine weiße, aufblasbare Konstruktion – sie bietet Raum für etwa 80 Menschen – wurde für diese Performance entwickelt.


Einer gigantischen, tektonischen Verdichtung gleich präsentiert sich die 5stündige Konzertinstallation Inaudito/Unerhört (Speak Perkussion/Studio Dan) am 13. September. Das übliche Konzertritual wird aufgebrochen, das Publikum wählt sich den eigenen Parcours durch den Veranstaltungsraum (Stiftung Antonio Dalle Nogare) und wird die ungeheure Energie zwischen der wutentbrannten Musik Eastmans und der zenphilosophischen Gelassenheit von Cage auf unerhörte Weise spüren.

Mit Prelude wird die Künstlerin Silvia Hell im Rahmen des Festivals eine Ausstellung in der Galerie Prisma zur Abbildbarkeit von Luft vorbereiten. Die Vernissage findet am 14. September statt.

 

Mit einem aufregenden Line-up in der Ex-Masten-Halle feiert das Festival am 14. September 20 Jahre Mutek. Die Halle wird in einen Park für digitale und elektronische Künste verwandelt, in dem die Projekte des Kollektivs Artificiel von Lucas Paris und Line Katcho faszinierende Klänge mit evokativen Projektionen vermischen. Im zweiten Teil des Abends wird The Advanced Clubbing folgen. Zu hören sind die entschlossenen und rationalen Sounds von Surgeon, einer Legende der internationalen Technoszene, die dunklen Klänge von Rrose, sowie die experimentellen Anordnungen von Edna King.

 

Mit dem Duo Cooking Sections wandert das Festival für das Projekt Florae  in Zusammenarbeit mit Bau  am 15. September auf die Hagner Alm und wirft einen kritisch-künstlerischen Blick auf die Milchwirtschaft.
Performativ führt das in London lebende Künstlerduo Daniel Fernández Pascual & Alon Schwabe mit einem Käsesommelier und einem Botaniker durch die Verkostung. Der Blumenschmuck, der beim Almabtrieb die Kühe ziert, wird in adaptierter Form von Menschen getragen und ausnahmsweise auf der Alm und nicht im Tal zur Schau gestellt.

 

In Voices Appeard – La Passion De Jeanne D'Arc gibt es am 17. September in der Pfarrkirche von Bruneck Bilder und Klänge „zur unbeugsamen Stärke der Seelennatur“ der Heldin aus dem Stummfilm von Carl Theodor Dreyer. Die Bilder werden mit einem sensibel interagierenden Mittelalter-Soundtrack – live gesungen vom renommierten Orlando Consort – verschmelzen.


Das Regenorchester ist ein langjähriges Projekt des österreichischen Musikers Franz Hautzinger, das er Anfang der 90er Jahre in London begonnen hat. Das einzig konstante Mitglied der Formation ist Hautzinger selbst, bei Transart wird er vom phänomenalen Gitarristen und Turntablisten Otomo Yoshihide, dem Poeten am Laptop Christian Fennesz, dem Experten am Bass Luc Ex und dem australischen Schlagzeuger Tony Buck, Mitglied der The Necks, begleitet. Die Zeitreise in die 90er Jahre findet am 18. September im Kult in Marling statt.

 

Den Titel £¥€$ kann man lesen als „lies" (Lügen) oder „eyes" (Augen) oder eben Pfund, Yen, Euro, Dollar. Die belgische Theatergruppe Ontroerend Goed, 2015 bereits einmal zu Gast bei Transart mit dem Stück A Game of You, lädt ins Bozner Museion (19. September), um unter den Mantel des einen Prozents der Superreichen zu schlüpfen, die alle Fäden in der Hand halten und deren Gesichter wir nie zu sehen bekommen.

 

In My Room nennt sich das erste Stück auf Agora, dem neuen Album von Christian Fennesz. Agora entstand im Schlafzimmer, auf minimalem Equipment und Kopfhörern. Es wird 20. September im neuen Glashaus der Bozner Gärtnerei Schullian aufgeführt.

 

Beim Projekt Hotel Paradiso durchmisst der Komponist und Klangarchitekt Benedict Mason mit 10 Solisten und 150 Musikerinnen und Musikern aus Südtirol, Tirol, dem Trentino und den umliegenden Regionen die Energieräume eines freien Naturgeländes.


2013 unternahm Mason eine Reise in das hintere Martelltal und war tief beeindruckt von der Hotelruine Paradiso. Er nahm die Einladung an, ein Werk zu schreiben. Sicherheitstechnische Bedenken der Besitzerin des alten Hotels haben das Festival dazu veranlasst, das Projekt in der ebenso beeindruckenden und vom Windwurf heimgesuchten Latemarregion zur Uraufführung zu bringen.

Mit Musik, Video und Performance werden bei The Magic Power Of North am 24. September künstlerische Sehnsuchtsorte des Nordens in das Vigilius Mountain Resort oberhalb von Lana gebracht. Neue Kompositionen werden vom Ensemble Adapter und vom Performanceduo The Icelandic Love Corporation dargeboten.

Welche Dimensionen des Wortes "Privatsache" stehen im Raum, wenn extreme äußere Bedingungen das Dasein bestimmen? Dies fragten sich Clara Inanotta und Anna Kubelik, als sie auf ein frappierendes Naturereignis stießen. In einem Artikel lasen sie von zwei Garnelen, die als Larven in einen Schwamm gespült wurden. Eingeklemmt in die Strukturen einer raumgreifenden Skulptur simulieren in Iannottas Musiktheater Skull Ark vier Sängerinnen, Musikerinnen und Tänzerinnen die widersprüchlichen Umstände einer fast vollständigen Einschränkung privater (Instinkt-)Bedürfnisse und fragen in der Bozner Ex-Electronia nach verbliebenen Handlungsmöglichkeiten in Zuständen absoluter Isolation.


In einer intensiven Laufstunde zeigt das Projekt Running Piece (Jacques Poulin-Denis – Grand Poney) am 27. September im Bozner Stadttheater unterschiedliche Lebensphasen, sowie die Furcht am Ende vom Laufband zu kippen.

 

Der Transart-Abschluss gilt den zeitgenössischen Zirkusartisten von Circa, die mit Humans alle akrobatischen Register einer zeitgenössischen Performance ziehen. Die Akrobaten unter der Leitung von Yaron Lifschitz zeigen sich am 28. September bei der Firma Niederstätter in Blumau in all ihrer Verwundbarkeit. 

 

An den zwei sogenannten Movie Mondays (16. und 23. September) werden die Filme RIAFN (Regie: Hannes Lang) und Das erste Jahrhundert des Walter Arlen (Regie: Stephanus Domanig), sowie der Film Le livre d'image (Regie: Jean Luc Godard) im Filmclub Bozen projiziert.