Politik | Meran

Der Lega-Maestro

Alessandro Maestri ist der Bürgermeisterkandidat der Lega bei den Gemeindewahlen in Meran. Man sieht sich als echte Veränderung und will mit Matteo Salvini punkten.
Alessandro Maestri
Foto: Lega Meran

Nach dem versemmelten Wahlkampfauftakt vor zwei Wochen – eine Pressekonferenz wurde angekündigt und binnen zwei Stunden wieder abgesagt –, hat es dieses Mal geklappt: Die Lega Meran hat am Freitag Vormittag ihren Bürgermeisterkandidaten für die Gemeinderatswahlen vom 10. Oktober vorgestellt. Es ist der Lehrer und Lega-Urgestein Alessandro Maestri.

 

Keine rechte Heirat

 

Die Zeit drängt: Bis Dienstag, 7. September, müssen die Kandidatenlisten für die Wahlen im Meraner Rathaus hinterlegt sein. Bisher stehen sieben Bürgermeisterkandidaten fest: Paul Rösch (Liste Rösch/Grüne/PD/Ökosoziale Linke/M5S), Dario Dal Medico (La Civica per Merano/Alleanza per Merano/Think Lady/Forza Italia), Katharina Zeller (SVP), Joachim Ellmenreich (Team K), Reinhild Campidell (Südtiroler Freiheit), Otto Waldner (Freiheitliche), Susanne Zuber (ENZIAN). Fehl(t)en noch jene von Lega und Fratelli d’Italia.

FdI-Koordinator, Landtagsabgeordneter Alessandro Urzì, drängte wie bereits 2020 auf ein Wahlbündnis mit der Lega und einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten. “So wie es bei den Parlamentswahlen 2023 auf nationaler Ebene sein wird.” Doch die Lega zeigt Urzì (erneut) die kalte Schulter. Fratelli d’Italia sei nationalistisch eingestellt, die Lega hingegen fahre einen föderalistischen bzw. autonomistischen Kurs.

Für Urzì ist der Alleingang unverständlich. Er wirft der Lega Kurzsichtigkeit vor und die Chance auf den Wahlsieg zu verspielen, den er mit einer FdI-Lega-Allianz gesichert sähe. Denn eine solche wäre das einzige “echte” Mitte-Rechts-Bündnis. Im Gegensatz zu Dal Medicos Allianz, die Urzì links der Mitte verortet. Dabei kommt Dal Medico selbst aus Forza Italia, viele der Alleanza-Kandidaten aus Alleanza Nazionale. “Il no della Lega a stringere il patto con un Fratelli d’Italia che sta conoscendo un enorme e straordinario successo e crescita di consenso e credibilità ovunque è la dichiarazione di resa della stessa Lega alle forze a cui dichiara a parole di essere alternativa: tanto da fare pensare che anche a Merano non lo sia affatto”, tönt Urzì am Freitag Morgen, noch bevor die offizielle Präsentation des Lega-Bürgermeisterkandidaten beginnt.

 

Auf Antonio folgt Alessandro


Als Location hat sich die Lega den üblichen Ort ausgesucht: In der Eisdiele Bruno an der Meraner Passerpromenade hat man bereits 2020 den Bürgermeisterkandidaten vorgestellt. Antonio Battisti war auf den Plan getreten nachdem Sergio Armanini seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Battisti war zwar in den Gemeinderat gewählt worden, stellte sich heuer aber nicht mehr zur Verfügung. Nicht in den Gemeinderat hatte es 2020 hingegen Alessandro Maestri geschafft. Der 69-jährige Lehrer ist seit Jahrzehnten in der Meraner Lega aktiv.

 

Bei den Gemeinderatswahlen im Jahr 2000 erhielt er gerade einmal 22 Vorzugsstimmen, 2005 trat die Lega in Meran nicht an, 2010 zog Maestri mit 99 Vorzugsstimmen als einziger Leghista in den Gemeinderat ein und wurde Teil der Regierungsmehrheit. Ab 2015 saß er gemeinsam mit Rita Mattei im Gemeinderat, für die nach ihrer Wahl in den Landtag 2018 Sergio Armanini nachrückte. 2020 landete Maestri als Listenführer mit 81 Vorzugsstimmen auf Platz 6 der Lega-Liste und flog aus dem Gemeinderat.

Jetzt will er es erneut wissen – als Bürgermeisterkandidat.

 

Wahlkampfhilfe von ganz oben

 

“Alessandro Maestri ist seit 30 Jahren in der Lega, zweisprachig und bringt die richtigen Charaktereingenschaften für einen Bürgermeisterkandidaten mit”, streut ihm Sergio Armanini als Meraner Lega-Koordinator Rosen.

Das Ziel der Lega sei es, “mindestens die vier Gemeinderäte, die wir 2020 gemacht haben, zu halten oder noch mehr”. Dabei käme seiner Partei zugute, dass sie im Gegensatz zu den Mitbewerbern – FdI ausgeschlossen – auf nationaler Ebene tätig sei. “Außerdem regieren wir in Südtirol mit der SVP und sitzen in der Regierung in Rom”, meint Armanini. All das bringe den Vorteil, dass man sich dank eines “extrem gut funktionierenden Netzwerkes” mit anderen Lokalverwaltungen der Lega in ganz Italien austauschen könne.

 

Selbstbewusst wie immer erklärt Armanini, warum die Lega die erste Wahl für Meran sei: “Die Punkte auf unserem aktuellen Wahlprogramm sind dieselben wie 2010 – das heißt, dass die Probleme nicht gelöst wurden, es hat sich nichts geändert. Wenn die Meranerinnen und Meraner Veränderung wollen, dann sollen sie uns Vertrauen schenken, damit wir mit in die Stadtregierung gehen können.” Nie mit der Liste Rösch/Grüne würde die Lega in Meran regieren, sagt Armanini. Mit den Civiche und der SVP sei eine Koalition “durchaus machbar”. Er selbst wird am 10. Oktober nicht kandidieren.

Er sei beruflich und parteipolitisch zu sehr eingespannt, so Armanini. Den Wahlkampf wird er maßgeblich mitführen – und versuchen, Parteichef Matteo Salvini, Tourismusminister Massimo Garavagli, den Vize-Transportminister Alessandro Morelli sowie Senator und Mitglied der Sechserkommission Roberto Calderoli nach Meran zu holen.