„Ich konnte daran wachsen“
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Vor genau 70 Jahren haben engagierte Menschen Spenden gesammelt, um in der Nachkriegszeit benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein neues Zuhause zu geben. Das Südtiroler Kinderdorf in Brixen ist seitdem gewachsen und nimmt längst nicht mehr nur ladinisch- und deutschsprachige Kinder auf, sondern alle, die Hilfe brauchen. Eine von ihnen heißt Franziska Knapp.
Die 19-Jährige kam vor fünf Jahren ins Kinderdorf. Bis zum Alter von 14 Jahren hat ihre Großmutter sie großgezogen. Dann wurde gemeinsam mit dem Sozialdienst entschieden, dass die Jugendliche in eine Wohngemeinschaft des Kinderdorfes zieht.
„Ohne das Kinderdorf würde ich heute nicht dort stehen, wo ich bin.“
„Die erste Nacht war schrecklich, ich wollte nur nach Hause. Weil aber die Corona-Pandemie war, konnte ich für fünf Monate meine Familie nicht besuchen. Ich habe es aber trotzdem durchgezogen und mit der Zeit hat es sich wie eine echte Gemeinschaft angefühlt“, berichtet Knapp. Nun hat die junge Frau berufsbegleitend eine einjährige Ausbildung zur Tagesmutter begonnen und arbeitet in einer Kindertagesstätte (Kita).
„Die Arbeit mit kleinen Kindern hat mir schon immer großen Spaß gemacht und nach mehreren Praktika habe ich mich nun für diesen Beruf entschieden. Mein nächstes Ziel ist es, in das Haus meiner Oma zurückzuziehen, weil dort eine Wohnung für mich frei wäre“, sagt sie. Einfach war der Weg dorthin für sie in den letzten Jahren nicht.
„Wenn man das nicht selbst durchgemacht hat, kann man das verstehen, aber sich nicht hineinfühlen.“
„Mein Leben hat mich stark geprägt. Wenn man das nicht selbst durchgemacht hat, kann man das verstehen, aber sich nicht hineinfühlen. Ich habe meine Vergangenheit lange nicht anschauen wollen. Als ich damit begonnen habe, mir anzuschauen, was mich bedrückt, konnte ich diese Themen reflektieren und daran wachsen“, sagt die 19-Jährige. „Ohne das Kinderdorf würde ich heute nicht dort stehen, wo ich bin.“
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Das Kinderdorf in Brixen
Im Kinderdorf leben derzeit rund 50 Kinder und Jugendliche und im Haus Reinegg sieben Mütter mit ihren Kindern. Das Kinderdorf begleitet darüber hinaus rund 20 Familien in der mobilen Familienarbeit vor Ort und setzt mit Kido.IMPULS auf Prävention und Information. Die Organisation setzt sich aktiv für den Schutz von Kindern und Jugendlichen ein und hat dazu gemeinsam mit internen und externen Fachleuten ein eigenes Schutzkonzept entwickelt.
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