Gesellschaft | Vorsorge
Gesundheit selbst in die Hand nehmen
Foto: LPA/Fabio Brucculeri
Michaelangelos David im Dienst der Früherkennung: Auf einer für Jugendliche und junge Männer gedachten Webseite dienen seine Geschlechtsorgane als Anschauungsbeispiel zur richtigen - und einfachen - Selbstabtastung, für die man auch gleich einen diskreten, monatlichen Kalendertermin downloaden kann (Check Your X).
Das Land Südtirol folgt damit dem Trend der „Movember“-Bewegung, welche ausgehend von Adelaide, Australien seit 2003 auf Themen der Männergesundheit, insbesondere Prostata- und Hodenkrebs, aber auch Depression und Bipolare Störungen aufmerksam machen möchte. Von diesen gehäuft oder ausschließlich Männern betreffenden Themen hat man sich in erster Linie für die Hodenkrebs-Vorsorge entschieden, eine zu 99% heilbare Erkrankung, bei der es lediglich auf eine rechtzeitige Feststellung des Problems ankommt. „Hodenkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren, und er ist heilbar.“, weiß auch Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher bei der Pressekonferenz. Umso wichtiger ist es, Wissen um die Krankheit und zur Vorbeugung dieser Zielgruppe näherzubringen, so Kompatscher weiter.
Eine Zielgruppen-orientierte Annäherung (in Zusammenarbeit mit dem Forum Prävention) an das Thema bedeutet nicht nur eine für Jugendliche als angemessen erachtete grafische Gestaltung, insbesondere am Smartphone, sondern auch, dass die aufbereiteten Informationen, die Jugendlichen erreichen müssen. Die Landesschuldirektionen aller drei Sprachgruppen werden als Partner auf den Jungen-Toiletten Plakate und Sticker mit QR-Code anbringen, der Verband der Sportvereine Südtirol, ebenfalls Partner, plant selbiges in Umkleidekabinen zu tun. Jugendzentren und -dienste, Pubs, Diskotheken und Kinos sind ebenso eingeladen, die Kampagne zu unterstützen.
Zeit ist bei Hodenkrebs, der wichtigste Faktor betont Armin Pycha, Primar der Abteilung für Urologie am Zentralkrankenhaus Bozen: „Wir sehen immer wieder Patienten, die entweder aus Unwissenheit oder Scham viel zu spät in unsere Abteilung kommen.“. Daher finden sich am Fuß der Seite direkt die Kontaktinformationen der Urologie-Abteilungen von Meran, Bozen und Brixen, um die Hemmschwelle möglichst gering zu halten.
Evi Comploj, Fachärztin für Urologie und Kinderurologie am Krankenhaus Bozen weiß auch vom Verbesserungspotential, welches in Südtirol in Sachen Jungen-Gesundheit besteht: „In Südtirol liegt beispielsweise das Durchschnittsalter für operative Korrekturen von Hodenfehllagen bei fast vier Jahren. Das ist viel zu spät, idealerweise sollte vor dem 18. Lebensmonat operiert werden. Denn je früher wir operieren desto seltener kommt es zu Fertilitätsproblemen und/oder Hodentumoren im Erwachsenenalter.“
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