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„Sieht so eine Niederlage aus?“

Der Bauernbund hat es geschafft, drei seiner vier Kandidaten in den Landtag zu bringen. Mehr habe ich mir nicht erwartet, sagt Leo Tiefenthaler.
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Foto: Bauernbund
  • In verschiedenen Medienberichten wurde die jüngste Landtagswahl unter anderem als „Denkzettelwahl“ für die Lobbys und Verbände bezeichnet. Was für den HGV und den LVH gelten mag, trifft für den Südtiroler Bauernbund jedoch nicht zu, ist Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler überzeugt. Auch wenn die bäuerlichen Kandidaten, die sich der Wiederwahl stellten, samt und sonders Verluste hinnehmen mussten, sei der Wahlausgang in der Gesamtperspektive doch als Erfolg zu werten. So müsse die provokante Frage, ob sich die Bauern von der Politik abgewandt haben, mit einem klaren Nein beantwortet werden. „Uns als Bauernbund ist es sowohl bei den Landtagswahlen im Jahr 2018 als auch 2023 gelungen, drei von vier nominierten Kandidaten in den Landtag zu entsenden. Sieht so eine Niederlage aus?“, fragt Tiefenthaler. 

  • Uns als Bauernbund ist es sowohl bei den Landtagswahlen im Jahr 2018 als auch 2023 gelungen, drei von vier nominierten Kandidaten in den Landtag zu entsenden. Sieht so eine Niederlage aus?

  • Aufgerechnet auf 13 SVP-Mandatare stelle der Bauernbund damit 23 Prozent der SVP-Kandidaten, rechne man Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler sowie die bäuerlichen Vertreter der anderen Parteien, wie beispielsweise Jürgen Wirth Anderlan, Andreas Leiter Reber und Thomas Widmann hinzu, sei die Landwirtschaft sogar außerordentlich gut repräsentiert. „Für uns ist das relativ viel, denn mittlerweile haben nur mehr zwischen 7 und 9 Prozent der Bevölkerung einen Bezug zur Landwirtschaft – das ist vergleichsweise noch viel, denn in Baden-Württemberg sind es mittlerweile nur noch 1 Prozent“, so Tiefenthaler. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass Raumordnungslandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer der Wiedereinzug nicht gelungen sei.  

  • Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler: „Ich finde es nicht richtig, dass jemand der nur knapp über Tausend Stimmen erhalten hat, ein Mandat bekommt, aber anderen, die 5.000 Stimmen erhalten, bleibt das verwehrt.“ Foto: SBB
  • „Besser wäre es allerdings gewesen, wenn mehr Parteien die Courage gehabt hätten, an der Bauernbund-Basis-Wahl teilzunehmen – eine Vorentscheidung, die heuer übrigens zum dritten Mal organisiert wurde und die demokratische Entwicklung des Bauernbundes untermauert“, erklärt der Bauernbund-Obmann. Bedauerlicherweise habe an diesem Entscheidungsfindungsprozess neben der SVP nur eine weitere Partei, und zwar das Team K mit seinem Kandidaten Thomas Zössmayr, teilgenommen. Aus dieser Vorwahl sind die SVP-Kandidaten Luis Walcher, Sepp Noggler, Franz Locher und Maria Hochgruber Kuenzer als Sieger hervorgegangen – Walcher, Noggler und Locher konnten schlussendlich auch das Ticket für den Landtag lösen. „Mehr hätte ich mir nicht erwartet“, so Tiefenthaler, der die Stimmenverluste für die bäuerlichen Kandidaten unter anderem mit dem Parteien- und Kandidaten-Zuwachs erklärt. Waren es 2018 noch zwölf Parteien, die sich der Landtagswahl stellten, waren es 2023 bereits 16. Von 430 Kandidaten im Jahr 2018 stieg die Zahl auf 488 im Jahr 2023. Damit sei es automatisch zu einer breiteren Streuung in der Stimmverteilung gekommen. 

  • Mehr hätte ich mir nicht erwartet.

  • Allerdings habe man auch erkennen müssen, dass sich viele Wähler von der SVP abgewandt hätten. Letztendlich spiele es jedoch keine Rolle, mit wie vielen Stimmen man das Mandat erreichen konnte, zeigt sich der Bauernbund-Obmann überzeugt. Besorgt zeigt sich Tiefenthaler allerdings über die zunehmende Zersplitterung der Parteienlandschaft. Seiner Meinung nach müsse das derzeitige Wahlgesetz dringend reformiert werden bzw. eine angemessene Prozenthürde eingeführt werden. „Ich finde es nicht richtig, dass jemand der nur knapp über Tausend Stimmen erhalten hat, ein Mandat bekommt, aber anderen, die 5.000 Stimmen erhalten, bleibt das verwehrt“, so der Bauernbund-Obmann, der befürchtet, dass aufgrund dieser Entwicklung das Land in den nächsten Legislaturperioden unregierbar werden könnte. Die zunehmende Zahl an Ein- und Zwei-Mann-Fraktionen sei nicht nur besorgniserregend, sondern eine regelrechte Katastrophe. „Die Regierung wird dadurch erpressbar, wenn so viele Mandatare ohne jeglichen Fraktionszwang plötzlich eine Mitbestimmung einfordern“, so Tiefenthaler.

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Salto User
Günther Alois … So., 05.11.2023 - 06:37

Hätten sie wohl gerne,dass ihr auch in kommemder Zukunft wieder alles diktatorisch alleine entscheiden könnt Herr Tiefenthaler. Zum Glück ist dies nicht mehr die Svp Realität ,ENDLICH nach 75 Jahren.

So., 05.11.2023 - 06:37 Permalink