Gesellschaft | Bildungsförderung

Studienbeihilfen: Studierende mit leeren Taschen

Bringen Italiens klamme Staatskassen nun auch Südtirols Studierende in Finanznöte? Ein entsprechender Alarm kommt von den Freiheitlichen. Die SH fordert generell mehr Sicherheit bei Studienbeihilfen

So unterschiedlich können die Perspektiven auch beim Thema Hochschulstipendien sein: Voll des (Eigen)-Lobs die scheidende Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, die am Montag in einer Bilanz der vergangenen fünf Jahre mit Genugtuung feststellte, wie viel für Südtirols Studierende getan wurde – unter anderem dadurch, dass bei den Studienbeihilfen kein Euro gestrichen wurde. Fast zeitgleich ein Alarm aus der Freiheitlichen Landtagsfraktion: Dort warnt Fraktionssprecher Pius Leitner davor, dass das Land die Hochschulstipendien für Studierende außerhalb Südtirols für das laufende Studienjahr nicht zeitgerecht auszahlen kann. Aufgrund der desolaten Finanzlage Italiens würden die entsprechenden Zahlungen aus Rom fehlen. „Das Land wartet immer noch auf ein entsprechendes staatliches Dekret, weshalb die Stipendien frühestens Anfang 2014 überwiesen werden können", so Leitner in einer Presseaussendung. Eine Information, die ihm die zuständigen Ämter bestätigt hatten, meint er gegenüber salto.bz.

Dementsprechend verwundert zeigt sich Leitner auch, dass „medial zwar Erfolgsmeldungen über finanzpolitische Weichenstellungen Südtirols in Rom verkündet werden, doch auf der anderen Seite offensichtlich fehlende Zahlungen durch Rom verschwiegen werden. Wichtig sei nun, dass das Land die notwendigen Finanzmittel für eine zeitgerechte Ausbezahlung auftreibe: „Denn es geht absolut nicht an, dass Studenten, die von Natur aus klamm bei Kasse sind, für die finanzielle Notlage Italiens herhalten müssen“, so Leitner.

Ungewissheit über finanzielle Lage

Verwundert über Leitners Alarm wiederum Martin Fink von der Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus): „Es gibt zwar einige Gerüchte, doch uns liegen keine entsprechenden Infos vor.“ Sollte tatsächlich der Staat daran Schuld tragen, sei es seltsam, dass beispielsweise die „opera universitaria“ in Trient offensichtlich nicht mit diesem Problem zu kämpfen hat und die Beihilfen für das laufende Studienjahr bereits zum Großteil ausbezahlt hat.

In Südtirol würde mit der Auszahlung  der ersten Beihilfen dagegen traditionell immer erst kurz vor Weihnachten begonnen. Sofern sich dies nun auf Jänner verschiebe, würden die letzten Stipendien voraussichtlich im März/April ausbezahlt; für die Studiengebührenrückerstattung müsse derzeit sogar über ein Jahr gewartet werden, so die sh.asus. „Man bekommt die Unterstützung für das Studienjahr also praktisch oftmals erst, wenn es schon quasi vorbei ist“, kommentiert Vorsitzender Thomas Hofer.

Das Hauptproblem in Südtirol sieht die Studentenvertretung aber vor allem in einer schlechten Informationspolitik des Amtes. „Denn, wenn die Auszahlungen schon später kommen, wäre es zumindest wünschenswert, dass die Studierenden im Oktober darüber informiert würden, ob sie eine Beihilfe erhalten und wie hoch sie ausfällt“, meint Martin Fink. Dies dürfte dank Bürgerkarte und Online-Ansuchen eigentlich kein Problem sein. „Und somit könnten die Studierenden ihr Studienjahr zumindest  finanziell besser planen“, so Fink.