Politik | Landtag

Weißer Rauch

Über ein Jahr dauert die Suche nach einem italienischen Verwaltungsrichter. Am Donnerstag ist die Entscheidung gefallen. Der neuer Richter heißt Sarre Pirrone.

Der Name deutet nicht darauf hin, aber der Mann ist Südtiroler durch und durch. Sarre Pirrone ist 1956 in Brixen geboren, lebt seit vielen Jahren in der Gemeinde Eppan und ist seit knapp drei Jahrzehnten Staatsadvokat in Trient. Der Verwaltungsrechtler wird im kommenden Jahr als neuer italienischer Richter in das Bozner Verwaltungsgericht einziehen.

Sarre Pirrone: Neuer Verwaltungsrichter in Bozen.

Am Donnerstag kurz nach 13 Uhr haben sich die fünf italienischen Landtagsabgeordneten darauf geeinigt. Elena Artioli, Alessandro Urzi, Robert Bizzo, Christian Tommasini und Riccardo Dello Sbarba haben Pirrone einstimmig zum neuen Verwaltungsrichter designiert. Weil der Landtag sich an das Votum der italienischen Abgeordneten halten muss, ist die Nominierung nur mehr ein Formsache. Sarre Pirrone wird auf der ersten Sitzung des Landtages im Jänner 2016 formell ernannte werden.

Eine unendliche Geschichte

Es ist das durchaus überraschende Ende einer unendliche Geschichte. Bereits Ende vergangenen Jahres war die Auswahl eine italienischen Verwaltungsrichters gestartet. An der Bozner Gerstburg sind acht Richter tätig. Die Hälfte davon werden vom Staat, die andere Hälfte vom Landtag ernannt. Der Landtag sollten jetzt einen italienischen Richter nominieren.
Insgesamt haben sich 30 Kandidatinnen und Kandidaten an der öffentliche Ausschreibung beteiligt. Schon bald aber blieben kaum mehr als eine Handvoll ernsthafte Anwärter übrig. Die Nominierungen der Richter werden laut Gesetz von den Abgeordneten vorgenommen, deren Sprachgruppe der Richter angehört. Demnach müssen die fünf amtierenden italienischen Landtagsabgeordneten den neuen Verwaltungsrichter designieren.
Doch hier kristallisierte sich schon bald das Problem heraus. Fünf Abgeordnete und jeder mit seinem eigen Kandidaten. Nachgeben wollte keiner und keine.

Der PD-Konflikt

Dass sich man sich monatelang nicht einigen konnte, liegt auch daran, dass es auch in diesem Fall zu einem PD internen Konflikt kam. Wie immer ging es dabei um Christian Tommasini gegen Roberto Bizzo und umgekehrt.
Tommasinis Favorit war der Bozner Rechtsanwalt Alberto Zocchi. Zocchi, ehemaliges Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse, saß in der Sechserkommission. Dann musste er dort ausgerechnet Roberto Bizzo Platz machen. Lange sah es so aus, als würde Zocchi vom Staat zum Richter am Verwaltungsgericht Bozen ernannt werden. Doch dann setzte sich in Rom Karl Zellers Lebensgefährtin Alda Dellantonio durch. Zocchi sollte deshalb jetzt vom Landtag nominiert werden.
Die Lösung gefiel Robert Bizzo aber gar nicht. Sein unausgesprochener Kandidat war Marco Cappello, Verwaltungsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
Die beiden PD-Landesräte blockierten sich gegenseitig. Weil auch die anderen Mitglieder des Quintetts sich nicht einig waren, schaffte bisher niemand ein Mehrheit.

Der Durchbruch

Der Durchbruch erfolgte am Mittwoch Abend. Auf der Sitzung diskutierte man den Vorschlag von Roberto Bizzo eine Expertenkommission einzusetzen, die einen Kandidaten auswählt. Es war der grüne Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba, der die Diskussion in die entscheidende Richtung lenkte. Dello Sbarba erinnerte daran, dass laut Autonomiestatut der Präsident des Bozner Verwaltungsgerichtes eine Richterlaufbahn vorweisen muss. Demnach sollte man jemand nominieren, der oder die bereits jetzt im Range eines Richters steht.


Riccardo Dello Sbarba: Sein Vorschlag brachte den Durchbruch.

Als man nach diesem Kriterium die 30 Bewerber durchging, blieben nur mehr zwei Kandidaten übrig: Die Bozner Arbeitsrichterin Eliana Marchesini und der Staatsadvokat Sarre Pirrone. Mit diesem Vorschlag waren sowohl Christian Tommasini, wie auch Robert Bizzo einverstanden. Recht bald kristallisierte sich dabei ein Mehrheit für Pirrone heraus.
Christian Tommasini und Elena Artioli erbaten sich am Mittwoch noch Bedenkzeit aus. Als man sich am Donnerstag kurz nach 13 Uhr dann wieder zusammengesetzt hat, ging das ganze wie beim Nudelschmelzen.
Sarre Pirrone wurde mit 5 Stimmen nominiert.