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Des einen Freud...

Spieltag vier: Slowenien fixiert Aufstieg, Südkorea nahe am Abstieg, Italien verliert Krimi. Was war gestern und was steht heute, am letzten Tag, noch auf dem Spiel?
Italien Ungarn
Foto: Vanna Antonello
  • Es ist ein grauer Freitag, an dem der vierte Spieltag der IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft der ersten Division, Gruppe A stattfindet. Die Temperaturunterschiede innerhalb und außerhalb der Eiswelle sind nur geringfügig spürbar. Die Fanzone neben der Eiswelle ist wie immer in dieser Woche gut besucht, die Stimmung zeigt sich dem Wetter gegenteilig. Das Sportfest geht tatsächlich schon in seine vorletzte Runde, nun kommt es langsam zu den Entscheidungen.

  • Südkorea wandelt am Rande des Abstiegs

    Zum Mittagsspiel der Rumänen gegen Südkorea präsentiert sich die Eiswelle wenig besetzt. Knapp 250 Zuschauer finden sich für das erste Spiel des Tages ins Stadion ein. Die Stimmung ist davon aber nicht gedrückt, im Gegenteil. Man merkt: Es reichen ein paar dutzend gut aufgelegte Fans und für Atmosphäre ist bereits gesorgt. Und der gelbe Fanblock der Rumänen hatte allen Grund zur Freude: Gliga im ersten Drittel sowie Sandor-Szekely im zweiten Drittel sorgen für eine komfortable zwei-Tore-Führung bevor es zum finalen Drittel kommt. Die rund dreißig-köpfige Fanwand, die sich direkt hinter die Bank ihrer „Jungs“ positionierte, jubelt kräftig mit. Doch im letzten Drittel reißen die Ostasiaten das Ruder herum und schlagen zurück: Sang-Hoon und Jin-Hui sprengen die rumänische Party. Vorläufig. In Unterzahl aber wird Peter zum Held des Tages für die Südosteuropäer. Fünf Minuten vor Schluss bringt er Rumänien abermals in Führung. Jeder Puckgewinn wird nun lautstark bejubelt. Das Schlusssignal ertönt, aber die Rumänen sind noch lauter. Standing Ovations und Feierstimmung in der Eiswelle. Weitere drei Punkte für Rumänien, die höchstwahrscheinlich in der Division verbleiben und nun sogar noch vom Aufstieg träumen dürfen. Südkorea muss nach einem grandiosen Auftaktsieg und drei Niederlagen in Folge nun das Worst-Case-Szenario des Abstiegs verhindern. Und dafür müssen sie am letzten Spieltag die italienischen Gastgeber besiegen. Es ist wahrlich eine Weltmeisterschaft, wo bis zum Schluss noch fast alles offen bleibt.

  • Duell der Gegensätze?: Während Südkorea nach dem Auftaktsieg über Slowenien keinen Punkt mehr holen konnte, drehte Rumänien nach zwei Klatschen in Folge den Spieß um und ist wieder im Business Foto: Vanna Antonello
  • Slowenien hat allen Grund zur Freude

    Es kommt zum zweiten Spiel und die Eiswelle beginnt sich langsam zu füllen. Etwas über 1.700 Zuschauer, zum Großteil aus Slowenien, wohnen der Nachmittagspartie bei. Slowenien, zu diesem Zeitpunkt auf einem Aufstiegsplatz, muss gegen Japan aufs Eis, das siegreich aus dem Asienderby gegen Südkorea hervorging und somit die Chance auf den Aufstieg bewahrte. Doch Nippon erlebt ein bitteres erstes Drittel: Schwerwiegende Fehler im Aufbau, die Slowenien zweimal kaltschnäuzig ausnutzt. Ansonsten wirkt Japan, ab dem zweiten Drittel als das bessere Team. Japan drückt und drückt, kann den Puck aber nicht ins Netz unterbringen. Von Slowenien sieht man zu diesem Zeitpunkt wenig, sie lassen die Japaner gewähren. Ähnlich wie gegen Italien zieht sich Slowenien mit der Führung im Sack ein wenig zurück. Kroselj, der hervorragende Schlussmann der Slowenen, hält stark, aber Japan kann trotzdem auf 2:1 verkürzen. Sie gehen noch voll auf dem Ausgleich bevor es ins letzte Drittel geht, der will nicht gelingen. Die Slowenen kommen besser ins letzte Drittel rein, aber schon bald drücken die Japaner wieder vehement, der Ausgleich will trotzdem nicht gelingen. In den letzten Minuten kassiert Japan noch eine Strafe, während Slowenien mit Drozg im Powerplay den Sack endgültig zumacht. Japan war das ganze Spiel über engagiert, zumindest das Overtime wäre durchaus verdient gewesen. Eishockey ist aber kein Konjunktiv. Dank des ungarischen Sieges bedeutet dieses Ergebnis jedenfalls, dass Slowenien nächstes Jahr wieder in der höchsten Klasse des internationalen Eishockeys mitspielen darf. Japan, auf der anderen Seite, muss am letzten Spieltag noch einen möglichen Abstieg bekämpfen. 

  • Slowenien behält die Oberhand: Japan hält zwar gut dagegen, kann die Niederlage letztendlich aber nicht abwenden Foto: Vanna Antonello
  • Die Fanzone bei der Eiswelle: Stets gut gefüllt, vor allem mit Ungarn Foto: SALTO
  • Der Bozen (Süd)-Krimi

    Bozen Süd wird am Abend überlaufen von Magyaren. Der Showdown steht an. Italien gegen Ungarn. Grün-Weiß-Rot gegen Rot-Weiß-Grün. Ein „Endspiel“ für beide. Im Falle, dass Italien verliert, würde das Blue Team gegen Südkorea sogar noch um (besser gesagt gegen) den Abstieg spielen. Der Gewinner hat aber hervorragende Aussichten auf den Aufstieg. Es steht so einiges auf dem Spiel. Und den etwa 5.400 (darunter um die 1.500 Ungarn) Zuschauern bot sich ein einzigartiges Spektakel, das spannendste Match bisher (wird wohl auch so bleiben). Die Azzurri traten beherzt auf, voller Leidenschaft. Die „Tifosi“ beider Lager peitschen ihre Teams unermüdlich nach vorne. Die Atmosphäre ist greifbar. Italien spielt so hart wie noch nie zuvor bei dieser WM, ist schnell, präsent und beharrlich, Ungarn kann sich recht erfolgreich wehren, die besseren Torchancen kreiert das Blue Team. Die Chancenverwertung ist aber nach wie vor ein Problem, das die Azzurri nicht so recht in den Griff zu bekommen scheinen. Es sind die Magyaren, die als erstes jubeln dürfen. Sofron lässt Amorosa aussteigen, lupft die Scheibe ins Eck und verwandelt die Eiswelle nach etwa 30 Minuten in eine ungarische Party. Acht Minuten drauf löst Pietroniro ein Erdbeben aus: Sein wuchtiger Distanzschuss wird von einem Ungarn unhaltbar abgefälscht, der Lärmpegel steigt nochmals. Gleiches Bild im letzten Drittel, die Ungarn gehen mit Mihaly wieder in Führung, kurz darauf ist es Publikumsliebling Frank, der den Ausgleich wiederherstellt. Es geht ins Overtime, die Luft in der Eiswelle war zum Schneiden dick. Italien lässt abermals hervorragende Chancen liegen, Ungarn macht das besser. Varga umrundet Clara nach simplen Kombinationsspiel und netzt ein. Die Eiswelle wird zu Mini-Budapest, die Curva feuert die Azzurri trotz der Niederlage weiter an. Immerhin, auch wenn das Happy End letztendlich den Ungarn gehörte, es war ein Thriller vom Feinsten, die pure Eishockey-Unterhaltung. Und die Fanlager trugen ihren Teil dazu bei.

  • Hochumkämpft bis zum Schluss: Am Ende können die Magyaren lächeln Foto: FISG/Valentina Gallina
  • Der finale Spieltag

    Wenn man den einem Punkt, den die Azzurri gegen Ungarn mitnehmen konnten etwas positives abgewinnen möchte, dann dass Italien damit mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht absteigt. Dafür müsste heute alles gegen Italien laufen. Nichtsdestotrotz war der Aufstieg das erklärte Ziel. Ein wenig Hoffnung besteht allerdings noch. Am heutigen letzten Spieltag muss Italien auf die Rückendeckung von Slowenien hoffen, das als Aufsteiger schon feststeht, während die Azzurri mit einem Sieg das letztplatzierte Südkorea zum Abstieg verdammen müssen. Im Duell Japan gegen Rumänien geht es für Japan nur noch darum den Abstieg zu verhindern, während für Rumänien der Aufstiegstraum noch nicht vom Tisch ist. Dafür müsste Rumänien die vollen drei Punkte holen, Ungarn dürfte nicht mehr als einen Punkt erzielen und Italien dürfte nicht in regulärer Spielzeit gewinnen. Der letzte Tag des Sportfest hat so einiges zu bieten.

  • Spieltag 5, Samstag, 4. Mai und Tabelle

    12.30 Uhr Rumänien-Japan

    16.00 Uhr Italien-Südkorea

    19.30 Uhr Ungarn-Slowenien

     

    1. Slowenien 9 (13:6)

    2. Ungarn 8 (13:7)

    3. Italien 6 (12:9)

    4. Rumänien 6 (7:15)

    5. Japan 4 (9:13)

    6. Südkorea 3 (11:15)