Wirtschaft | Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit: Kein Umschwung am Horizont

Historischer Höchststand in Italien, weiterhin steigende Tendenz in Südtirol: Die Arbeitslosigkeit im Land bleibt ein Dauerbrenner. Zumindest bis zum Jahresende erwartet man beim Amt für Arbeitsmarktbeobachtung keine Trendumkehr.

Erneute Negativmeldungen von der Arbeitslosenfront: Mit einer Quote von 13,6 Prozent verzeichnet Italien im ersten Quartal des Jahres den absoluten Arbeitslosenrekord seit Beginn der Messung im fernen  1977. Knapp 3,5 Millionen Menschen im ganzen Land sind demnach ohne Arbeit; immer dramatischer die Lage in der Altersgruppe der 15 bis 24-Jährigen, in der bei einer Arbeitslosenquote von 46 Prozent fast jeder Zweite ohne Arbeit ist.

Auch in Südtirol hat man laut den aktuellen Astat-Daten im ersten Quartal mit 5,3 Prozent die Fünf-Prozent-Schwelle überschritten – nach 4,5 Prozent in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Das entspricht 13.400 Arbeitssuchenden und einem saisonbereinigten Wert von 4,6 Prozent. Laut dem  Direktor des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther deuten auch die Daten von April und Mai auf keine Besserung, sondern vielmehr auf einen weiteren Anstieg von rund 10 bis 15 Prozent hin. „Wir sehen keine großen Umschwung“, erklärte Luther im Morgentelefon von RAI Südtirol. Vielmehr sei davon auszugehen, dass Südtirols Arbeitslosenquote auch zu Jahresende weit näher bei fünf als bei vier Prozent liegen werde.

Eine Prognose, die auch Christian Tommasinis Ankündigung vom Stopp für weitere öffentliche Großaufträge im Bausektor keineswegs verbessert. Damit scheint derzeit kein Hoffnungsschimmer für das größte Sorgenkind des Arbeitsmarktes, die Bauindustrie, in Sicht. Erholt hat sich dagegen laut Luther in den vergangenen Monaten das Bauhandwerk; einiges wettmachen konnten auch starke Sektoren wie die Automobilzulieferindustrie, die vor allem im Pustertal boomt. „Doch insgesamt sind die positiven Entwicklungen in einzelnen Wirtschaftsbereichen noch zu schwach, um die allgemeine Tendenz umzukehren“, urteilt der Arbeitsmarktexperte. Vor allem im Vergleich zum Norden hat Südtirol seinen Musterschüler-Status in Sachen Arbeitsmarkt verloren. Hier stehen österreichische Bundesländer wie Salzburg oder Tirol weit besser da; allen voran im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit, die laut Luther in Südtirol doppelt so hoch ist wie in Tirol.