Und noch einmal: Arrivederci Fiat!
Wenn die Besten gehen, sollte sich ein Land Gedanken machen. 5.000 sind es in Italien jedes Jahr. Abgeschlossenes Studium, kreative und ökonomische Ideen im Kopf, die anderswo zu Taten werden.
1899 wurde die Fiat SpA in Turin gegründet. Der schleichende Niedergang ist seit Jänner 2014 auch örtlich besiegelt. Der neue Konzern Fiat Chrysler Automobiles wird, so wurde vor einem halben Jahr entschieden, seinen rechtlichen Firmensitz in den Niederlanden haben. Die Aktien des Konzerns sollen in New York und Mailand gehandelt werden.
Zum letzten Mal trafen sich am Freitag, 1. August 2014, die Aktionäre in Turin, künftig werden sie Amsterdam ansteuern und sich dort die Hände schütteln. Finanzverwaltung und Steuererklärungen von „Fiat Chrysler Automobiles“ gibt es nun in London.
Längst eingetreten ist, was sich vor wenigen Jahren weder italienische Ökonomen noch Gewerkschafter vorstellen konnten: Italien ist im Moment keine bedeutende Autonation mehr, zumindest gemessen an der Autoproduktion. 2013 wurden weniger als 400.000 Autos gefertigt. Von den einst fünf Autofabriken ist eine völlig aufgegeben, die anderen vier, mit einer theoretischen Produktionskapazität von 1,4 Millionen Autos, liegen meist still. Die Beschäftigte beziehen vom Staat außerordentliche Unterstützungszahlungen für „Kurzarbeit Null“, weil die regulären Fristen für das italienische Kurzarbeitergeld längst überschritten sind.
Protegiert von der Politik war Fiat irgendwann nicht mehr wettbewerbsfähig. Und die Geschicke des italienischen Automobilherstellers und der italienischen Wirtschaft wurden entflochten.
So durfte Giovanni Agnelli vom Notenbankgouverneur eine Abwertung der italienischen Lira verlangen. So wurde es Ford verwehrt, Alfa Romeo zu übernehmen. Japanische Autos wurden vom italienischen Markt ferngehalten, und auf Fiats Wunsch musste in ganz Europa die Einführung von Abgaskatalysatoren für Kleinwagen verzögert werden. Mehr lesen Sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Fiat-Chef Sergio Marchionne krempelte den Konzern um, mittelmäßig wollte er nie sein. "Für die Zukunft, nach der Fusion mit Chrysler zum siebtgrößten Autokonzern der Welt, gilt der Leitsatz: „Wir begnügen uns nicht damit, mittelmäßig zu sein.“ Doch den Gewerkschaften stoßen solche Sätze sauer auf:
Leider sind die bei Fiat vertretenen Gewerkschaften wie der überwältigende Teil von Italiens Politikern nicht bereit, eine derart radikale Wende mitzutragen. Marchionne ist ihnen kein Vorbild. Im Gegenteil, er hat sich wegen klarer Worte und unbequemer Entscheidungen unbeliebt gemacht. Die Gewerkschaften schwelgen noch in der Vergangenheit, als die Fiat-Fabriken mit bis zu 50.000 Arbeitern zum Studienobjekt des kommunistischen Theoretikers Antonio Gramsci wurden oder als monatelange Riten um Tarifverhandlungen das ganze Land in Atem hielten.
Davon will Marchionne nichts mehr hören, Mitte Juni reagiert der Fiat Chef scharf auf einen Streik im Turiner Stammwerk Mirafiori. Unverständlich für die Gewerkschaften.
Il manager ha definito "irrazionale e incomprensibile" l'agitazione di lunedì scorso, che ha causato la mancata produzione di 11 auto: per Marchionne si è trattato di "perdite produttive in un momento così delicato" che "non possono essere prese con leggerezza".
Italy - love it or leave it- und dann?