Kühne Pinselstriche
Das, was LH Arno Kompatscher und der Präsident der Lombardei Roberto Maroni am Stilfserjoch unterschrieben haben, bleibt vorerst heiße Luft. Denn niemand weiß, wie etwa eine Machbarkeitsstudie eines möglichen Tunnels ausschauen könnte. Welche Trasse untersucht werden soll, bleibt völlig unklar. Worüber denn die Bevölkerung, die Bürgermeister und die Landespolitik diskutieren soll, ist bislang nur Prinzip oder Vision oder Utopie oder was auch immer. Der Rotary Club aus dem Veltlin, der im Hintergrund die Fäden zieht und Anstöße gibt, hat über einen jungen Ingenieur Skizzen erarbeiten lassen, die die Visionen in kühne Linien gießen. Es ist gelungen, an die Skizzen zu gelangen und der morgige Vinschgerwind (www.vinschgerwind.it) bringt exklusiv mögliche Details für eine Eisenbahnverbindung zwischen Bormio und Mals. Die Skizzen, über die im Vinschgau, im Münstertal und im Lande herzlich diskutiert werden darf, stammen von Ingenieur Matteo Sambrizzi aus dem Veltlin. Demnach ist die kürzeste Verbindung zwischen Bormio und dem Vinschgau die 15,8 km lange Tunnellösung nach Sta. Maria im Val Müstair. Von Sta. Maria geht es oberirdisch bis oberhalb des Calva-Waldes, laut Skizze kühn den prächtigen Schuttkegel Turnauna durchschneidend, um dann mit einem 4 Kilometer langen Tunnel den instabilen Hang zwischen Calva-Wald und Laatsch zu umgehen. Oberhalb von Laatsch tritt die Trasse wieder an die Oberfläche, durchzieht die Malser Haide und wird dann - mit einer kurzen Untertunnelung der Malser Handwerkerzone - mit dem bestehenden Bahnhof Mals verbunden.
Bei der Skizze von Matteo Sambrizzi handelt es sich nur um eine kleine Vorstudie, mit einigen Geologen abgesprochen. Diese kann aber als konkreter Anhaltspunkt durchaus als Diskussionsgrundlage dienen. Schließlich freute sich auch der Vertreter aus dem Val Müstair über mögliche Initiativen von Seiten der Region Lombardei und der Provinz Bozen. Denn auch das Val Müstair hat Probleme mit Anschlüssen und mit dem Tourismus. Umgekehrt ist aus den Beiträgen am Stilfserjoch jedenfalls mit keinem Wort eine mögliche Trasse oder eine mögliche Verbindung zu einem der anderen Vinschger Bahnhöfe angesprochen worden, etwas Prad-Spondinig oder Schluderns.
Die Diskussion ist eröffnet, wie sie auch schon in der Vergangenheit des öfteren eröffnet war. Es wird sich weisen, ob die Initiative einer Untertunnelung nicht als Futter für Ingenieurbüros aus Grenzgemeindengelder sein wird.