„In Memoriam Poldo“
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Heute Abend findet im UFO Bruneck die große Session „In Memoriam Poldo“ statt. Damit erinnern Musiker und Freunde des Schlagzeugers Arnold „Poldo“ Obwexer (1957-2025) an ihren Weggefährten. Jeder Musiker, jede Musikerin, der/die für einen Song oder zwei auf die Bühne möchte, kann das tun, indem er oder sie sich bei den Organisatoren vor Ort oder per Mail ([email protected]) meldet. Es gibt eine Band, in die man sich einklinken kann und auch das notwendige Equipment ist vorhanden.
salto.music hat vier Musiker kontaktiert, die mit Poldo über viele Jahre hinweg die Bühne geteilt haben. Andreas Gozzi, Armin Gatterer, Walter Kusstatscher und Andreas Ladurner.
Ein Interview mit den beiden Organisatoren des Abends für Radio Freier Fall ist hier zu hören. Das Gespräch mit Thomas Pircher und Werner Huber beginnt bei 01:12:28.
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Route 66, die erste gemeinsame Band von Andy Gozzi und Poldo 1992, auf die dann Four Roses folgen sollte (v.l.n.r.): Andy Gozzi (Gitarre), Helmuth Holzinger (Stimme), Walter Kusstatscher (Bass), Werner Bauhofer (Gitarre), Arnold „Poldo“ Obwexer (Schlagzeug) und Stefan Müller (Keyboards). Foto: Archiv: Andy Gozzi -
Andreas Gozzi (mit Poldo in Route 66 und Four Roses)
„Poldo war ein sehr netter und ruhiger Mensch. Ich lernte ihn kennen, als wir 1992 die Band Route 66 zusammen mit Werner Bauhofer, Walter Kusstatscher, Stefan Müller und Helmuth Holzinger gründeten. Lange wusste ich nicht, dass er eigentlich Arnold hieß. Als ich ihn einmal zum Proben abholte, war sein Vater im Hof, der meinte: ‚Du wartest auf Arnold?‘. Und ich dachte: ‚Wer ist Arnold?‘. Wir spielten viele Jahre in verschiedenen Bands, Poldo war dabei immer der ruhige Pol und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Oft meinte er vor unseren Auftritten: ‚Bitte net zu schnell und zu laut‘. Es war eine tolle Zeit, an die ich immer wieder gerne zurückdenke.“
Der Bozner Gitarrist Andreas Gozzi war mit Poldo vor allem in den Neunzigerjahren gemeinsam unterwegs, zuerst mit der Bluesrock-Band Route 66 (im Bild oben) und dann in Four Roses (im Bild unten), eine Band die auch eigene Songs geschrieben hat und auch ein Album veröffentlichte. Gozzi ist heute Gitarrist der Bozner Southern-Rock-Band Backbone Boogie.
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Walter Kusstatscher (mit Poldo in Route 66 und in der Blues Project Band)
„Wir kommen beide aus Gries, Bozen“, erinnert sich Gitarrist und ehemaliger Bassist Walter Kusstatscher. „Poldo war zwar 7 Jahre älter als ich, aber dieser Altersunterschied war für uns kein Problem, weil Poldo das nicht hat spüren lassen. Ich erinnere mich noch gut, dass wir sehr viel bei ihm zu Hause gespielt hatten. Poldo hatte damals auch schon eine Band, Abraxas, und als wir ihn mit der Band live gesehen hatten, war das auch der Punkt, wo wir selbst auch eine Band machen wollten.“
Jahre später, zu Beginn der Neunzigerjahre, spielten Kusstatscher und Poldo gemeinsam in der Bluesrock-Band Route 66, Kusstatscher damals noch am Bass. Danach trennten sich die musikalischen Wege der beiden vorerst, Poldo seinerseits ist nach Bruneck gezogen. Kusstatscher: „Ich war damals wegen meiner Arbeit sehr viel in Südtirol unterwegs und jedes Mal, wenn ich in der Brunecker Gegend war, hab ich ihn angerufen und wir sind gemeinsam zum Mittagessen gegangen.“ Der Kontakt, die Freundschaft zwischen den beiden ist über die Jahre hinweg nie abgebrochen.
2017 haben sich die beiden dann auf dem Weihnachtsmarkt in Gries getroffen und dort kam dann die Idee einer gemeinsamen Band auf. Poldo kannte Armin Gatterer, Bassist aus Welschnofen, Kusstatscher holte den Meraner Gitarristen Andreas Ladurner dazu, und die Blues Project Band war geboren. Kusstatscher: „Die allererste gemeinsame Probe war ein wunderbarer Moment für mich. Wir haben einen Song gewählt, den alle kannten, vielleicht war es ein Song von Eric Clapton, etwas Einfaches auf alle Fälle, und der Groove war sofort da. Dass es groovt, ist das Wichtigste für mich in einer Band, weil wirklich zusammenspielen muss um das zu erreichen. Poldo war kein Schlagzeuger der vielen Fills, sondern hat immer das Wesentliche geliefert. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlagzeugern konnte er übrigens auch leise spielen, wenn es sein musste.“
Die Blues Project Band spielte ihr Programm auch Rock- und Bluesklassikern in den folgenden Jahren in den Live-Lokalen und bei unterschiedlichen Gelegenheiten, wusste das Publikum mitzureißen und wurde für Poldo, der parallel immer auch in anderen Projekten involviert war, zu jener Band, die ihm am meisten am Herzen lag, wie aus seinem Umfeld zu erfahren war.
Die letzte Probe dürfte Poldo auch mit dieser Band gemacht haben. Kusstatscher: „Wir hatten am 6. Juli ein Konzert und ich wollte davor noch eine Probe machen. Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht gut ging und ich habe ihn darauf angesprochen. Er hat zwar erwähnt, dass er zur Kontrolle ins Krankenhaus musste, war aber guter Dinge. Wir haben dann nur jene Songs kurz durchgespielt, wo es Unsicherheiten gab, ohne, dass Poldo sein Schlagzeug aufbauen musste.“ Zum Konzert ist es dann nicht mehr gekommen.
Was aus der Blues Project Band werden wird ist noch ungewiss. Armin Gatterer hatte die Band aus zeitlichen Gründen bereits 2024 verlassen und wurde fallweise von Aushilfsbassisten ersetzt. Jetzt fehlen Bass und Schlagzeug. Kusstatscher: „Wir spielen zwar keine komplizierten Sachen, aber das Zusammenspiel erreicht man nicht wirklich, wenn immer wieder neue Leute einspringen.“
Kusstatscher führt sein Solo-Projekt Jolly Mood mit Gitarre und Stimme weiter, auch, weil es für ihn, wie er sagt, „wie eine Therapie ist, diese Musik live zu spielen“. Die Blues Project Band liegt inzwischen auf Eis, auf unbestimmte Zeit.
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Armin Gatterer (mit Poldo in der Blues Project Band)
„Wie macht man gute Rockmusik? Also, man braucht eine Gitarre und einen Sänger. Oder, etwas mit Tasten, eine Gitarre und eine Sängerin. Oder alles zugleich oder alles gleich mehrmals.
Was ‚unsere‘ Musik aber vor allem braucht, ist ein guter Schlagzeuger – und Poldo war einer von dieser Sorte. Und was für einer! Je besser der Schlagzeuger, desto leichter geht das Bassspiel von der Hand, oder aus den Fingern. Und den Basser an der Seite von Poldo hab ich, der Armin Gatterer, an vielen Abenden und bei vielen Konzerten sein dürfen. Mit Bass und Schlagzeug haben wir gemeinsam die Gitarren, Sänger und Sängerinnen vor uns hergetrieben, haben unsere Musik zu dem gemacht, was wir daraus machen wollten: Gute Rockmusik mit solider rhythmischer Basis. Spaßmusik für unser Publikum – aber vor allem für uns selbst! Ja, es hat Spaß gemacht all die Jahre, die wir gemeinsam bei der Blues Project Band waren oder bei unseren gemeinsamen musikalischen Projekten, die uns ab und an vergönnt waren. Hab‘ Dank, mein Freund, für die gute Zeit!“
Armin Gatterer ist Bassist und seine allererste Band war, u.a. gemeinsam mit Pippo Filippin (Gitarre) und Lucki Steinmair (Stimme), die Brunecker Band Rubber Jam, es folgten Smokehouse, u.a. mit Werner Huber an den Drums, und für etliche Jahre dann die Band Shapes aus Welchnofen, die auch ein Album eingespielt hat und aus der dann die Blues-Band Queen Laurin hervorgegangen ist. Gatterer hat mit Poldo 2014 erstmals gemeinsam gespielt und zwar im Kontext eines Kindermusicals, für das er eine Band zusammengetrommelt hat. Gatterer: „Seither haben wir immer wieder zusammen gespielt, einmal mehr, einmal weniger. Die letzte Banda war dann eben die Blues Project Band, mit der wir gute sieben Jahre mehr oder weniger regelmäßig zusammen live gespielt haben.“
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Die Band, in der Arnold „Poldo“ Obwexer die letzten Jahren gespielt hat (v.l.n.r.): Walter Kusstatscher (Gitarre), Arnold „Poldo” Obwexer (Schlagzeug), Armin Gatterer (Bass) und Andreas Ladurner (Gitarre) nach der Session im Auditorium der RAI Südtirol am Donnerstag, 28. November 2019. Foto: Roland Leitner -
Andreas Ladurner (mit Poldo in der Blues Project Band)
„Ich denke fast täglich an ihn“, erzählt uns der Meraner Gitarrist Andreas Ladurner, mit dem Poldo in der Blues Project Band gespielt hat. Die beiden haben sich praktisch bei der ersten Probe dieser Band, irgendwann 2017, kennengelernt, und es hat sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft auch abseits der Bühne entwickelt. Die Blues Project Band hatte von Anfang an ihren Proberaum in Gratsch bei Meran, am Hof von Ladurner. Ladurner erinnert sich an seine anfängliche Skepsis: „Wenn jemand für jede Probe von Bruneck nach Meran kommen muss, das hat mir schon zu denken gegeben, vor allem weil wir gerade am Anfang sehr viel geprobt haben. Die Begeisterung, mit der Poldo aber dabei war, hat mich erstaunt. Er wird wohl auch seine Mutter in Bozen besucht haben, aber trotzdem. Ich mochte Poldo wirklich sehr, wir haben uns unglaublich gut verstanden. Er war ein feiner, umgänglicher Mensch.“
Ladurner weiter: „Bei einem waren wir uns immer einig, nämlich, dass es bei der Musik nicht auf die Perfektion, sondern auf das Feeling ankommt. Wir waren eine Cover-Band, aber wir haben die Songs auf unsere Art und Weise gespielt und nicht, wie es das Original vorgibt. Er hat sich bei uns immer sehr wohl gefühlt, weil er meinte, wir wären unkompliziert. Es war wirklich angenehm in der Band.“
Dieses Gemeinsame widerspiegelte sich auch im Repertoire wider. Zwar kam laut Ladurner meistens Walter Kusstatscher mit den Songs, aber jeder hat Songs vorgeschlagen. Es waren stets Songs, die jedem entsprochen haben. „Wir haben auch Deep Purple gespielt“, erinnert sich Ladurner etwas wehmütig, „‚Lazy‘ hat Poldo sehr gern gespielt. Wir drei, Poldo, Armin (Bassist Armin Gatterer, Anm.d.Red.) und ich, wir waren ruhige Charaktere. Walter war der Aktive von uns... es hat für alle einfach sehr gut gepasst, so wie es war. Schade...“
Ladurner spielt Gitarre seit er vierzehn Jahre alt ist und war ständig irgendwo irgendwie musikalisch involviert: Nach ersten kleinen Bands, war er Gitarrist bei Four, der Band mit Evi Mair am Mikro, Dieter Oberkofler am Bass und Stefan Koler am Schlagzeug, es folgten Jahre in der Party-Band Tune-Up's, dann die beiden Tune-Up's-Nachfolgebands Feel Good (mit Ex-Cherry Moon-Sänger Domenico Bertolini) und No Way Out, und schließlich, ab 2017, die Blues Project Band. In letzter Zeit hat Ladurner parallel dazu eine neue Band aus Freunden zusammengestellt, bei der auch Poldo am Schlagzeug hätte sitzen sollen. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Die Band, Schüttelbrot Rock, wird Ende Jänner 2026 in der BASIS Vinschgau in Schlanders ihr erstes Konzert spielen.
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Links
Anmeldung zur Session „In Memoriam Poldo“: [email protected]
Facebook-Event „In Memoriam Poldo“: https://www.facebook.com/events/1687138509357372
The Blues Project Band: https://www.facebook.com/bluesprojectband
Interview mit Thomas Pircher und Werner Huber zum „In Memoriam Poldo“ für Radio Freier Fall (RAI Südtirol): http://www.raibz.rai.it/de/index.php?media=Pra1762458000
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