Umwelt | Zoom #16

Klein aber oho

Das Naturmuseum Südtirol verfügt über eine der bedeutendsten Kleinsäugersammlung im Alpenraum. Ein Zufallsfund zeigte sogar eine neue Säugetierart für Südtirol auf.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Small Mammals - Weisszahnspitzmaus
Foto: Eva Ladurner

Seit 1996 erforscht und bearbeitet Eva Ladurner aus Marling als externe Forscherin in enger Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol die Kleinsäuger Südtirols, also Nagetiere und Insektenfresser. Im Laufe der Jahre konnte eine beachtliche Sammlung aufgebaut werden. Heute werden rund 1200 Exemplare im Museum in der Bozner Bindergasse verwahrt. Heute ist die Sammlung wichtige Anlaufstelle für Forscher in ganz Europa und auch für den in Kürze erscheinenden neuen Atlas der Säugetiere Italiens konnte die Kleinsäugersammlung aus Südtirol wichtige Daten liefern. Kleinsäugersammlungen sind generell selten, im Alpenraum gibt es nur in Chur in der Schweiz eine mit Südtirol vergleichbare Sammlung. Woran das liegt? „Kleinsäugersammlungen sind im Gegensatz zu Schmetterlingssammlungen oder anderen Insektensammlungen keine klassischen Museumssammlungen“, erklärt Petra Kranebitter, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Naturmuseums, „außerdem ist die Präparation und Pflege einer Kleinsäugersammlung sehr aufwändig.“

 

Nicht ohne fremde Hilfe

Bis zu zwei Stunden benötigt Eva Ladurner für die Präparation eines toten Tieres, denn es müssen der Schädel, der Balg sowie eine Gewebeprobe für genetische Analysen aufbereitet, katalogisiert und etikettiert werden. Die Belege bekommt sie von naturinteressierten Personen, die von der Sammlung wissen, tot aufgefundene Tiere im Gelände einsammeln und ins Museum bringen. „Auf diese Zufallsfunde bin ich angewiesen“, erklärt Ladurner, „rund 30 bis 40 tote Tiere werden pro Jahr bei mir abgegeben. Die meisten davon sind bereits bekannte und häufige Arten. Aber immer wieder ist auch ein spannendes Exemplar dabei.“

Ein neues Säugetier in Südtirol

So wurde durch einen Zufallsfund der bislang einzige Nachweis der Walliser Spitzmaus erbracht und damit eine neue Säugetierart für Südtirol entdeckt. Erst 2002 wurde die Walliser Spitzmaus aufgrund genetischer Analysen als eigene Art von der Waldspitzmaus abgetrennt. Es war davon auszugehen, dass sie auch in Südtirol vorkommt, nachdem sie in den Nachbarregionen mit vergleichbaren Bedingungen zu finden ist. Und tatsächlich gab es unter den 200 in der Kleinsäugersammlung verwahrten Waldspitzmäusen genau ein Exemplar, das dieselben genetischen Eigenschaften aufwies. Weitere Vertreter dieser Art in Südtirol konnten bisher trotz gezielter Nachforschungen nicht gefunden werden.

Aufwändige Erhebungen

Kleinsäugererhebungen sind sehr aufwändig. Deshalb ist Eva Ladurner auf Zufallsfunde aus der Bevölkerung angewiesen. Vor allem was die Verbreitungsdaten der einzelnen Arten betrifft, ist dies nicht unwesentlich. Um auf ihre Arbeit und die Bedeutung der Kleinsäuger aufmerksam zu machen ist Eva Ladurner viel in Schulen unterwegs und bietet Kurse für Interessierte an. So hält sie das Interesse an den Kleinsäugern wach und schafft die Grundlage, dass die Sammlung im Naturmuseum Südtirol samt Datenbank immer weiter ausgebaut werden kann. Im damit verknüpften Internetportal www.florafauna.it können stets die neuesten Erkenntnisse aus der Welt der Kleinsäuger in Südtirol verfolgt werden.