Politik | Reaktion Gemeinderat Bruneck

Christian Tschurtschenthaler: "Da ist nichts zu beschönigen"

Der ehemalige Bürgermeister von Bruneck sitzt vor dem Computer und analysiert die Gemeinderatsergebnisse. "Ich hatte gerechnet, dass zehn Prozent Einbußen da sein werden."

Ein historisches Tief Herr Tschurtschenthaler bei der Wahlbeteiligung in Bruneck. Vierzig Prozent der WählerInnen blieben zu Hause. Hatten Sie sich das erwartet?
Ich hatte damit gerechnet, dass die Wahlbeteiliung um die zehn Prozent zurück geht. Latsch hat es vor einiger Zeit schon vorgemacht. Dass es so viel wird, hab ich mir nicht gedacht. Es ist nichts zu beschönigen, das ist sehr schade. Aber auch in den Landgemeinden, die gewählt haben ist die Wahlbeteiligung um zehn bis 15 Prozent zurück gegangen. In Bruneck als einzige Stadt, in der gewählt wurde, noch einmal mehr.

Erste Analysen schon erlaubt?
Nun ich habe mit einigen Wahlpräsidenten gesprochen und die haben mir gesagt, es seien sehr viele ältere Leute wählen gegangen. Wer gefehlt hat sind die jungen WählerInnen. Das gibt sicherlich zum Nachdenken.

Das Nicht-Wählen gehen, ein Denkzettel aufgrund der letzten Ereignisse um den Rentenskandal?
Das sind sicherlich die Auswirkungen. Die Leute haben das Vertrauen in die Politik verloren. Trotzdem möchte ich sagen, dass Roland Griessmair von vielen Menschen gewählt wurde. 3.400 Vorzugstimmen momentan können sich durchaus sehen lassen. Eine Stichwahl wird es nicht mehr geben.

Wie hoch waren ihre Vorzugsstimmen bei der letzten Gemeinderatswahl?
Bei meiner letzten Kandidatur konnte ich an die 4.600 Vorzugsstimmen gewinnen.

Sie sind in den letzten Wochen mit den KandidatInnen der SVP selbst zu den Menschen hinaus gegangen. Haben mit Ihnen gesprochen. Wie war die Resonanz?
Sehr gut, muss ich sagen. Die Leute unterscheiden sehr wohl zwischen Land- und Gemeindepolitik. Sie haben auch gesagt, 'ihr habt in Bruneck in den letzten Jahren eine sehr gute Politik gemacht.' Ich genieße ein großes Vertrauen in Bruneck, und gemeinsam mit Roland Griessmair waren wir mit 40 KandidatInnen ein gutes Team. Da ernten wir jetzt einfach die Früchte unserer Arbeit, die wir gut gemacht haben.

Sie meinen es sind vor allem die WählerInnen der Oppositionsparteien zu Hause geblieben?
Dass ein Bernd Ausserhofer momentan nur auf 394 Stimmen steht, ist ein Zeichen dafür. Dass die Freiheitlichen WählerInnen noch einmal mehr protestiert haben, indem sie nicht wählen gegangen sind. Aber einen Vertrauensverlust haben in den letzten Monaten alle Parteien erlitten, momentan ist das Volk mit seinen VertreterInnen nicht mehr so zufrieden. Und hier gilt es anzusetzen.