Chronik | gedemütigt

Wer Hass sät...

Vittorio Sgarbi zieht in einem Video über eine salto-Autorin her, erntet Applaus von Landesrat Massimo Bessone und setzt die junge Frau Hass und Sexismus aus.
Vittorio Sgarbi
Foto: Screenshot/Youtube

Vittorio Sgarbi fühlt sich als freier Mann. Frei, zu denken, zu sagen, was er denkt und frei, zu kritisieren wen und wie er will. Diese Freiheit ist dem Kunstkritiker, Politiker und Präsident des Trentiner MART-Museums für Moderne und Zeitgenössische Kunst heilig. Weniger zu scheren scheinen ihn die Folgen, die die Freiheiten, die er sich nimmt, mit sich bringen: Hass, Sexismus, vulgäre und in zutiefst beleidigende Kommentare. Die hat Elisa Brunelli jüngst abbekommen. Als Teilnehmerin des Wettbewerbs “Tempora” schreibt die 25-jährige Trientnerin derzeit für salto.bz.

Vor zwei Wochen berichtet Brunelli von Sgarbis Besuch im Trentino und in Südtirol, bei dem er von Lega-Landesrat Massimo Bessone begleitet wurde und bei dem er sich nicht nur ohne Schutzmaske und Mindestabstand für ein Gruppenfoto ablichten ließ. Sondern auch in seiner gewohnt untergriffigen Art äußerte.

Der 68-Jährige, der für Forza Italia in der Abgeordnetenkammer sitzt und gegen die Maskenpflicht ist, empfiehlt anstelle der Masken den “Arschgesichtern” (“teste di cazzo”) Kondome aufzusetzen.
Weiters nennt er Bessone “meinen Freund Landesrat für Hochbau und Vermögen, der ein großer Fi**er (‘un gran chiavatore’)” sei. Im Hintergrund zieht sich Bessone seine Maske unter den Mund und krümmt sich vor Lachen.
Das mag lustig finden, wer mag. Der Besuch von Sgarbi in Bozen wird jedenfalls von mehreren Seiten kritisiert. Diese Kritik lässt Elisa Brunelli in ihren Artikel “Lo Sgarbi-show tra mascherine e omofobia” einfließen und fragt bei Gesundheitslandesrat Thomas Widmann nach, was er denn vom Verhalten seines Kollegen Bessone hält, der auch im Video, das Sgarbi auf seiner Facebook-Seite stellt, zeitweise ohne Maske dicht hinter demselben zu sehen ist.

Es dauert ein paar Tage. Dann schlägt Sgarbi zurück. In mehreren Tobsuchtanfällen, wie er sie immer wieder im TV und den sozialen Medien zum Besten gibt, fällt er in einem Video über den salto-Artikel und dessen Autorin her. Ganze 23 Minuten lang schimpft der immer wieder auf Elisa Brunelli, die er immer wieder mit falschem Namen anspricht. Sgarbi beruft sich auf das “diritto alla battuta”, das “Recht, zu scherzen”, das Brunelli angeblich missverstanden habe, und nimmt Landesrat Bessone in Schutz. “C’è una battuta, il diritto alla battuta anche in Alto Adige, chiaro Brunelli? (…) Viva Bessone che ride perché è un uomo libero. E adesso basta, avete rotto i coglioni, miei e di tutto il mondo.”

Mit dem “basta” ist das Ganze jedoch lange noch nicht zu Ende. In den Kommentaren unter dem Video, das Sgarbi auf Youtube und Facebook stellt, gehen User mit Beschimpfungen und äußerst sexistischen Beleidigungen auf Elisa Brunelli los.


Auch Massimo Bessone kommentiert das Video auf Facebook:

 

“Giuste le precisazioni!”, applaudiert der Landesrat Sgarbi öffentlich. Ein lächerliches und unwürdiges Schauspiel zweier gewählter Volksvertreter, die sich von einer jungen Autorin derart gedemütigt fühlen, dass sie sie ihrerseits den Demütigungen und Anfeindungen eines Mobs preisgeben, der über alles herfällt, was ihnen ein “Onorevole” zum Fraß vorwirft.