Georg Aichner
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Wirtschaft | Tourismus

Sommer ohne Italiener

Mittels einer Online-Umfrage wollte sich der HGV Klarheit zum Thema Umsatzentwicklung bei den Mitgliederbetrieben verschaffen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Mitschuld trägt vor allem das Ausbleiben italienischer Gäste.

Zu Ferragosto herrscht Reisezeit in Italien. Das weiß man in Südtirol. Vermutlich deswegen, weil man es gewöhnt ist, zu dieser Zeit einfach überall italienische Gäste anzutreffen: Auf der Alm, an den Badeseen und natürlich im Stau. Will man jedoch einer Umfrage des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) Glauben schenken, kommt man zur Einsicht: Zu Ferragosto herrschte Reisezeit in Italien. Denn die Ergebnisse der erste Online-Umfrage zur Umsatzentwicklung der Mitgliedsbetriebe, ist ernüchternd. 900 Betriebe nahmen an der Befragung teil. „Bei 67 Prozent ist der Umsatz heuer geringer, bei jedem zweiten Betrieb liegt die Bettenauslastung im August nur bei 15 bis 18 Prozent. Das ist ein gewaltiger Rückgang”, berichtet HGV-Präsident Manfred Pinzger. Einer der Hauptgründe? Ein Rückgang der italienischen Gäste, den 80 Prozent der Befragten verzeichnen.

Wenn Urlaub, dann billig

Italiener, die früher das Südtirol-Bild im August prägten, die ihren Bergurlaub teils schon Monate im Voraus planten und dem Tourismus ein Segen waren, bleiben jetzt also aus? Der Sextner Hotelier Erwin Lanzinger vermutet in der prekären wirtschaftlichen Situation den Grund dafür: „Die Wirtschaftskrise spiegelt sich im steigenden Gästeschwund wieder. Der italienische Mittelstand muss neuerdings mehr aufs Geld schauen”. Früher habe der Italiener beim Urlaub noch auf Qualität geachtet, sagt Lanzinger, da sei man in der Regel noch in teuere Hotels abgestiegen. Im Pustertal, weiß der Hotelier, steige nun die Nachfrage bei den günstigeren Hotels. Wenn man schon in den Urlaub fahre, dann billig. Das laut HGV-Umfrage 60 Prozent der Betriebe das Konsumverhalten der Gäste bemängeln, kann Lanziger nachempfinden: „Bevor sie etwas ausgeben, denken die meisten jetzt zweimal nach”.

Nur übers Wochenende

Ob die Zukunft rosiger aussieht, kann Erwin Lanzinger auch beantworten: „Wenn Wirtschaft und Politik in Italien wieder stabilisiert sind, dann kann es besser werden, so schnell wird das aber nicht der Fall sein.” Als Ausgleich sollte vermehrt auf Urlauber aus anderen Ländern gesetzt werden, sagt Lanzinger. Diese müssten verstärkt angesprochen und im Tourismusmarketing einbezogen werden. Südtirols Hoteliers sollten sich aber auch bewusst sein, dass die Langzeiturlauber immer schwerer zu finden sind. HGV-Präsident Pinzger meint dazu: „Viele kommen nur mehr übers Wochenende nach Südtirol. Solche Touristen buchen eher spontan ihren Aufenthalt”. „Wenn die kommen sind wir aber auch froh”, fügt er zuversichtlich hinzu, „Betten sind ja frei”.