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Foto: Centro giovani TILT
Politik | 

Beppe Grillos Liebe zu Gandhi

Das streaming aus den Versammlungen des M5S offenbart, daß die Bewegung unter denselben Krankheiten leidet wie traditionelle Parteien: sie ist durch inhaltliche und persönlichen Differenzen gelähmt.

"Sono stanco di essere gandhiano" stöhnt Beppe Grillo. Daß einer, der jeden Tag eine Kriegserklärung absetzt, sich als Anhänger Gandhis outet, gehört zu den zahllosen Ungereimtheiten, die täglich aus dem losen Mundwerk des Ex-Komikers sprudeln. "Siamo in guerra" verkündet er denn auch von seinem Blog. Und widmet sich zum wiederholten Mal seiner Leidenschaft-der Jagd auf "Verräter": "Chi vuole guardarsi l'ombelico si tiri fuori. Il M5S non é il suo ambiente." Diesmal steht  Senator Luis Orellana an der Spitze der Proskriptionslisten. Sein Vergehen: Dialogbereitschaft. "Siamo solo 50 e dobbiamo dialogare con quelli della maggioranza", fordert Orellana. Für die Pasdaran in der Partei ist er ein Abweichler. "Siamo in guerra. E chi non é all'altezza, verrá selezionato naturalmente", diktiert Nicola Morra, der die Wahl zum Fraktionssprecher gegen Orellana nur um eine Stimme
gewonnen hatte.  Auf Grillos Blog wird der Senator bereits als "Scilipoti" verleumdet, der bekannteste unter Berlusconis Wendehälsen.  Damit wird kaschiert, was das wirre  Dauerstreaming aus der Versammlung der M5S-Parlamentarier unmißverständlich offengelegt hat:  die Bewegung leidet bereits wenige Monate nach der Wahl an derselben Krankheiten wie andere Parteien: sie ist inhaltlich und persönlich tief zerstritten. "Als cloaca maxima degli insulti" wertet Senator Carlo Martelli das whatsapp, über das die interne Kommunikation läuft. Der Arzt Maurizio Romani scheint
resigniert: "E'emerso un grande astio qui dentro. Anche se nessuno ha il coraggio di ammetterlo. Siamo gíá divisi in due gruppi, forse tre." Selbst Fraktionsspreche Nicola Morra leugnet nicht, daß sich in der Bewegung ein "clima faticoso" entwickelt hat. Neben zahlreichen persönlichen Reibereien spielen dabei viele Faktoren eine Rolle: die Frustration über die politsche Bedeutungslosigkeit , Meinungsverschiedenheiten über Strategie und politische Inhalte, Verärgerung über die "aggressivitá verbale e scritta" von Beppe Grillo und dessen plötzliche Wende zum porcellum, dem bisher verpönten Wahlrecht, das er noch vor wenigen Monaten als "Werk von linken Säuen und rechten Schweinen" verteufelt hatte. Grillos autoritärer Stil stößt aufwachsenden Widerspruch: "Mi sono scocciata di atteggiamenti dittattoriali e paternalistiche", macht die Senatorin Alessandra
Bencini ihrem Ärger Luft. Und Fabrizio Bocchino verweist resigniert auf das Grundübel der Bewegung: "Non c'é una politica comune tra gli attivisti."

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Michael Bockhorni Di., 10.09.2013 - 12:54

wer solch eine leidenschaft pflegt erinnert mich eher an stalin als an ghandi. in einer basis-demokratischen bewegung hat das nichts verloren bzw. darf nicht zum bestimmenden aspekt der politischen arbeit werden.

Di., 10.09.2013 - 12:54 Permalink