Kultur | Festival Incanti

Preis für Eva Sotriffer und Max Castlunger

Auszeichnung für Eva Sotriffer und Max Castlunger in Turin beim Festival "Incanti." Ihr neuestes Stück „Dracula“ beeindruckt.

"Was Puppentheater für mich ist?" Eva Sotriffer hält kurz inne. „Vielleicht U-Kunst und E-Spiel. Leben und Sterben für jedermann/frau/kind in 35 Minuten.“

Sie kommt aus der Philosophie, hat das Spiel mit den Puppen vor fünf Jahren für sich entdeckt. Straßentheater, dann Kostümbildnerei und Arbeit als Theaterschneiderin. Nun hält sie einen Preis in der Hand, „ja, da das ist schon ganz toll“, sagt Sotriffer, „das ist eine Bestätigung für meine Arbeit.“ Beim Turiner Festival Incanti, das in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal über die Bühne ging, überzeugte Sotriffer gemeinsam mit dem Südtiroler Percussionist, Musiker und Instrumentensammler Max Castlunger. „Diese Kombination aus Puppenspiel und Live Musik, die Geräusch auch, das sich Aufeinander abstimmen, das hat die Jury überzeugt“, erzählt die Bozner Puppenspielerin.

Der „Cantiere“

Im Frühjahr die Ausschreibung zum Wettbewerb, Projekteinreichung von Sotriffer und Castlunger, sie kommen in die engere Auswahl und dürfen am 3. Oktober 2013 ihre Studie „Dracula“ uraufführen. „Studie, denn es ist kein völlig ausgereiftes Stück, dafür war zu wenig Zeit. Normalerweise wächst ein Puppenspiel bei mir ein Jahr lang, bis ich es zur Aufführung bringe“, sagt Sotriffer, Figuren müssen reifen, Charakterstärke entwickeln, bevor sie zeigbar werden. 26 Teilnehme haben den begehrten Preis „Cantiere“ in Turin umworben, vier Teams oder Einzelpersonen sind übrig geblieben, spielten nacheinander einer Jury ihr Puppenspiel vor. Gewonnen haben die zwei Südtiroler.

Mit „Dracula“ auf Tournee

„Das ist eine tolle Chance für uns, denn der „Cantiere“ ermöglicht es uns sozusagen mit dem „Dracula“ auf Tournee zu gehen. Wir werden zu Festivals in ganz Italien eingeladen, ja, schön, denn bislang hatte ich noch wenig Gelgenheiten hier vor zu dringen.“ Sotriffer ist zufrieden. Vier Handpuppen groß ist das aktuelle, ausgezeichnete Stück des blutsaugenden Vampirs. „Inspiriert hab ich mich an den alten Nosferato Filmen. Ja, eigentlich eine tragische, eine müde, depressive Draculafigur ist es geworden.“ Das Nicht-Sterben können ist das Grundthema des Draculas von Sotriffer, „ich hab das dann verbunden mit einem ganz alten Element des klassischen Puppentheaters wo die Todesfigur so bestimmend ist.“ Und so kommt es wie es kommen muss: Graf Dracula trifft den Tod. Das alles im traditionellen Bühnenambiente mit rotem Vorhang.

Puppen im Koffer

In Tramin wohnt Sotriffer, die vielen Puppen, die sie seit 2009 von Hand anfertigt hat „sind in Koffern verstaut. Jedes Stück hat seinen Platz in meiner Werkstatt." Mehr Platz für den Transport von Festival zu Festival brauchen die Instrumente von Max Castlunger. Eine inspirierende Zusammenarbeit, so umschreibt Sotriffer den Zusammenklag mit dem Musiker. „Wir treffen uns gar nicht so oft, nachdem ich das Stück entwickelt habe. Max ist extrem schnell im Finden, wir wählen Instrumente aus, er bringt Vorschläge. Ich arbeite weiter, dann gibt es einen gemeinsamen Ablauf und dann basteln wir wieder weiter.“

Und der Dracula -  das Puppenspiel - welchen Lauf nimmt es? "Tja, der Dracula", schmunzelt Sotriffer,  er unternimmt wirklich alles, er will sterben, er hängt sich auf, es gelingt ihm nicht, er will den Tod fangen, dieser entkommt.“ Doch dann entdeckt der Vampir was wirklich dahinter steckt, hinter seinem Leben: die Hand des Puppenspielers. „Ein ganzes Spiel ums Puppenspiel, ums Leben und Sterben," fasst Sotriffer zusammen. Philosophische Essenz also gemischt mit dem Blick für die Puppe, die Hand fürs Konstruieren und der richtigen Geräuschekulisse. "Ich atme durch die Puppen", erklärt Sotriffer, "es ist nicht mehr klar, wer bin ich, wer ist die Puppe." Illusion also, Leben schlussendlich.