Gesellschaft | meran

Wie warst du gekleidet?

Eine Wanderausstellung zu sexueller Gewalt an Frauen zeigt die Formen, die diese Gewalt annehmen kann und lenkt das Augenmerk weg vom Opfer und hin zur Tat.
com eri vestita
Foto: cerchi D'Acqua

Was hast du gemacht? Was hast du angehabt? Wie hast du dich verhalten? Warum gehst du in der Dunkelheit allein aus dem Haus?

Am Samstag wurde in Meran die Wanderausstellung zur sexuellen Gewalt an Frauen "Com'eri vestita / Wie warst du gekleidet?" eröffnet. Die Kunstinstallation der Sozialgenossenschaft Cerchi D'Acqua lässt Frauen, die sexuelle Gewalt überlebt haben, durch und über ihre Kleidung sprechen und macht deutlich, dass es für Gewalt an Frauen keine Rechtfertigung gibt.

 

Frauen- und Mädchenkleider

 

Ausgestellt werden Kleidungsstücke, die symbolisch für jene stehen, die Frauen während wirklich erlebter Gewaltepisoden getragen haben. Die 17 Kleidungsstücke – darunter auch drei Mädchenkleider – sind begleitet von den Aussagen der betroffenen Frauen über die ihnen angetane Gewalt. 

“Es ist eine sehr schlichte Ausstellung, die man auf sich wirken lassen muss”, so Sara Bagozzi vom Verein "Donne contro la violenza – Frauen gegen Gewalt": "Sie macht deutlich, dass Kleidung und das Verhalten des Opfers nichts zur Sache tun. Die Ausstellung will zum Nachdenken anregen und stereotype Vorstellungen über die Gewalt entlarven."

 

Die Kunstinstallation wurde in Mailand am 25. November 2018 anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen konzipiert. Es handelt sich um eine Wanderausstellung, die dank der Unterstützung der Beratungsstellen für Frauen in Gewaltsituationen "Donne in Rete contro la violenza" - welcher Cerchi D’Acqua und in Meran der Verein "Donne contro la violenza – Frauen gegen Gewalt" angehören - in ganz Italien gezeigt wird. Inspiriert wurde die Ausstellung durch das Gedicht "What I was Wearing" von Mary Simmerling, das in die Ausstellung mit einfließt und die Besucherinnen und Besucher (!) am Ende der Ausstellung zum Nachdenken und Handeln anregen soll.

 

Ohne Rechtfertigung

 

"Wenn es um Gewalt an Frauen geht, wird im öffentlichen Diskurs häufig nach einer Rechtfertigung gesucht", so der Verein "Donne contro la violenza", auch wenn es keine Rechtfertigung geben darf: War der Gewalttäter ein Unbekannter, wird danach gefragt, warum die Frau nicht vorsichtiger war; waren es Bekannte, wird danach gefragt, ob und wie die Frau die Gewalt provoziert hat; waren es die Ehemänner oder Partner, dann haben sie aufgrund zu großer Liebe, aus Eifersucht oder im Affekt gehandelt.

Durch die Ausstellung wird von erlebter Gewalt, Belästigungen, Vergewaltigungen und Missbrauch erzählt, ausgeübt durch Fremde, Gelegenheitsbekanntschaften, aber viel häufiger durch den Lebenspartner oder einen anderen Familienangehörigen, für den es kein "NEIN" geben darf im vermeintlich sicheren Zuhause. 

 

Die Ausstellung kann bis zum 12. Dezember im Frauenmuseum Meran besichtigt werden.

Mo – Fr: 8.00 bis 19.00 und Sa – So: 10.00 – 16.30 Uhr. Die Besichtigung ist kostenfrei.