Chronik | Lawine

Pill: „Als sie den Bub nicht mehr gefunden haben, war der Schreck groß“

Die Lawine in Pill, die den Oberpamerhof begrub, kam vor dem Haus der Familie Franz Raich zu stehen. Rosa Raich erzählt von einem Nachmittag voller Schrecken. Und Erleichterung.

Rosa Raich war in ihrem Haus in Platt als die „Lahne“ auf Pill niederging. Der Weiler in Moos in Passeiertal liegt auf 1.300 Metern, „von unserem Haus aus, haben wir alles gesehen“, erzählt Frau Raich. Alles gesehen, alles beobachtet, „das kann Vor- und Nachteile haben“, lacht die Mitte 60-Jährige. Heute ist sie erleichtert. Doch gestern sah die Welt anders aus.

So nah und so viel Schreck
„Meine Schwester wohnt am Unterpamerhof, die Lahne ist vor ihrem Haus stehen geblieben. Den Oberpamerhof hat es voll getroffen. Zum Glück war niemand im Haus.“ Rosa Raich lebt in Platt, ihre Schwester Barbara Raich in Pill. Schrecken, Unglauben, Hoffen und Bangen. „Ich hab dann gleich mit meiner Schwester telefoniert“, erzählt Frau Raich, „sie war sehr aufgeregt, weil sie ihren Enkelsohn nicht gefunden hat. Der war mit dem Nachbarsbub unterwegs mit der Rodel.“ Frau Raich hält inne, „ja, das merkt man erst, welche Anspannung das war, wenn man darüber redet.“ Der Bub taucht unversehrt auf, „beim Nachbarn in der Küche haben sie ihn gefunden.“ Zu acht wohnt die Familie am Unterpamerhof, „vier Kinder, meine Schwester, mein Schwager, die Tochter und der Mann.“

„Ich hab dann gleich mit meiner Schwester telefoniert“, erzählt Frau Raich, „sie war sehr aufgeregt, weil sie ihren Enkelsohn nicht gefunden hat.

Evakuiert, sicher bis wann?
Evakuiert aus dem Weiler Pill, am Donnerstag, 6. Februar, wurden mit dem Hubschrauber 20 Personen. Darunter auch die achtköpfige Familie Raich. Ihr Hof beinahe unversehrt, „ein paar Fenster sind zerschlagen, aber sonst ist nichts passiert“, erzählt die Frau. "Die Schwester hat vom Fenster aus genau gesehen wie Lahne immer näher gekommen ist, und sie hat geschaut, dass alle im Haus bleiben, die Kinder eben. Denn da ist es doch sicherer."

Platt liegt auf 1.200 Höhenmetern, „bei herrscht keine Lawinengefahr“, sagt Rosa Raich, „und auch in Pill haben sie gesagt ist die Gefahr gebannt, aber weiter oben, da sitzt noch so viel Schnee...“ Die Nacht vom 6. auf den 7. Februar war ruhig, doch weitere Schneemeldungen verheißen nichts Gutes. „Meine Schwester ist dann gestern gleich zu mir gekommen, ist hier gesessen, der Schreck war sehr groß für uns alle. So etwas haben wir noch nie erlebt.“

„Meine Schwester ist dann gestern gleich zu mir gekommen, ist hier gesessen, der Schreck war sehr groß für uns alle. So etwas haben wir noch nie erlebt.“

Die 70-jährige Pillerin Barbara Raich und ihre Familie sind jetzt bei ihrer Tochter in St. Leonhard in Passeier. „Zum Füttern ist der Schwager heute rauf gegangen zum Hof.“ Kühe und Hennen harren der Dinge und 20 evakuierte Personen, die bei Verwandten und in Gasthöfen untergekommen sind. Niemand wurde in Pill verletzt, alle sind wohlauf. Und sich bewusst, welch großes Glück sie hatten.