Schwarzes Bozen
OdioPuro haben mit „Sangue Nero” ein atmosphärisch extrem stimmiges und sehr reizvolles düsteres Rap-Album geschaffen.
Dem Release des Debüts war – Ende Jänner - das Video zu „Non si confonde” vorausgegangen, ein Song, der bereits den dunklen Schatten erahnen ließ, den „Sangue Nero” einhüllt. Und gleich das Intro lässt aufhorchen und beruhigt gleichermaßen. Kein Piano, sondern Synth-Sounds und die von Scratches zerrissenen Vocals schaffen die Atmosphäre, die sich durch das gesamte Album ziehen wird. Es wird dunkler werden. Die beiden Bozner Eson und Tecosoul haben als OdioPuro mit „Sangue Nero” ein atmosphärisch extrem stimmiges und sehr reizvolles düsteres Rap-Album geschaffen.
Es sind vor allem die Gäste, die die dunklen Seite von „Sangue Nero” etwas ausgleichen und, wenn man so will, etwas verdaulicher machen: Criva von Hunting Dogs und Samon, Mind und Beast von IGDN steuern in je einem Song ihre angriffslustige (Criva) und die fast verspielte und provozierende Art (IGDN) bei.
Und wenn Eson und Tecosoul den größten Teil der vierzehn Tracks auch im eigenen OverLimit Studio produziert haben, so haben sie auch diesbezüglich je einen Song an die befreundeten Producer Redrum und Dallenz abgegeben. An dieser Stelle zu erwähnen sind natürlich auch die in drei Tracks eingearbeiteten Scratches von Equilibrio Zero.
Dadurch erhält das Album ein Mehr an Farben, ohne aber den düsteren Grundton zu verlieren. Das zeugt von der kreativen Kraft und der Originalität, die Eson und Tecosoul in diesem gemeinsamen Projekt zu entfachen gelingt. „Sangue Nero” hat hat zwar den erwähnten tiefen Grundton, aber der wird – und das ist eine weitere Qualität des Albums – durch die immer wieder überraschende Soundauswahl ausgeglichen, ob das beispielsweise die kurz auftauchende Reggae-Gitarre bei „La differenza” ist oder etwas der Chor in „Nessuna scorciatoia”.
OdioPuro sind in der Tradition von 2DPicche zu sehen: Schwer, mit deutlich spürbarer, aber stets unterschwelliger Härte und bedrohlich. Wer mit diesen Begriffen etwas anfangen kann, wird dieses Album lieben.
Unsere Favoriten (und also Empfehlungen): „ODP”, „Nessuna scorciatoia (feat. Criva)“, „Polvere e detriti“ und „La differenza“.
Links:
Interview mit OdioPuro auf salto.music: https://www.salto.bz/de/article/26012022/odiopuro-su-sangue-nero
OdioPuro auf Instagram: https://www.instagram.com/odiopuro39100/
YouTube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCr88BqX51XLEyUG14rGA6rg