Gesellschaft | Nachhaltigkeit

Landwirtschaft der Zukunft

Klima-Killer? Wegbereiter zur Nachhaltigkeit? Welchen Weg muss die Landwirtschaft in Zukunft einschlagen?
Julia Fischer 1
Foto: @julia tappeiner

Wie kann Landwirtschaft so gestaltet werden, dass sie nicht mehr Verursacher von Umweltschäden ist, sondern vielmehr einen wichtigen Beitrag dazu leistet, Umwelt und Klima zu schützen? Unter dem Titel „Landwirtschaft der Zukunft“ findet am Mittwoch ein Online-Vortrag statt, in dem dieser Frage nachgegangen wird. Als Referentin konnte Jungbäuerin Julia Fischer gewonnen werden, die in Klerant bei Brixen gemeinsam mit ihren Eltern den Widmannhof bewirtschaftet und biologische Landwirtschaft betreibt.

 

 

Wie Julia Fischer Salto.bz erklärt, ist der Fokus des Vortrages nicht allein auf die biologische Landwirtschaft gerichtet, sondern auch auf die konventionelle Landwirtschaft und wie sie weltweit derzeit betrieben wird. „Die Landwirtschaft kann – wenn auch in Zukunft die Ernährung der Weltbevölkerung sichergestellt werden soll – nicht so weitermachen wie bisher“, ist Fischer überzeugt. Zurzeit würden nämlich immense Mengen an Treibhausgasen ausgestoßen und auch die industrielle Nutztierhaltung sei aus „ethischer Sicht eine Katastrophe“. Im Rahmen der Veranstaltung wird deshalb auch das Konsum- und Ernährungsverhalten zur Sprache kommen, das kritisch hinterfragt werden müsse, so Fischer. Die Jungbäuerin vertritt dabei die Meinung, dass sich die Landwirtschaft nur verändern könne, wenn sich gleichzeitig auch das Konsumverhalten der Menschen ändere.

Unterm Strich bedeutet das, dass tierische Produkte teurer werden müssen.

„Unterm Strich bedeutet das, dass tierische Produkte teurer werden müssen und nicht dreimal pro Tag Fleisch oder milchbasierte Produkte auf dem Teller landen können. So können dann auch die Bauern und Bäuerinnen einen fairen Preis für ihr Produkt erhalten.“ Der Wandel sei dabei bereits in vollem Gange und viele Konsumenten und Konsumentinnen würden die Umstellung inzwischen nicht mehr als „Verzicht“ ansehen, sondern als einen Mehrwert. Damit einher müsse eine Abkehr von der Massentierhaltung bzw. der Massenproduktion von tierischen Produkten gehen, „von denen ohnehin ein Großteil wieder in der Mülltonne landet.“ „Nicht nur die Gesellschaft auch die Politik vorneweg muss diesen Weg beschreiten – auch wenn die dafür notwendigen Prozesse noch Jahre und Jahrzehnte in Anspruch nehmen werden", zeigt sich die Bäuerin kompromisslos.

 

 

Initiativen von unten würden sich nämlich immer lauter Gehör verschaffen und die Forderungen der Konsumenten und Konsumentinnen nach fair produzierten tierischen Produkten unter der Einhaltung gewisser Tierwohlstandards, Beispiel Milch aus anbindefreier Haltung, werden immer lauter. Angesprochen auf die Auswirkungen, sollten tierische Produkte für bestimmte Gesellschaftsschichten zu Luxus-Gütern werden und nicht mehr alltäglich erschwinglich sein, betont die Jungbäuerin, dass dies sicher eine der großen Herausforderungen für die Zukunft sein wird. Bestätigung erhalte man jedoch von der Ernährungswissenschaft. So gebe es zahlreiche Studien, in denen auf die negativen Folgen von zu viel Fleisch- und Milchkonsum hingewiesen würde. Natürlich könne man das Problem als ein gesellschaftliches sehen, man könne es aber auch aus der Perspektive einer „enkelfreundlichen“ Zukunft betrachten, in der die Gesellschaft die Aufgabe hat, den zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Niemand muss Angst haben, dass er sich morgen keine Wurstsemmel mehr leisten kann.

Der Preis dafür wird unter anderem sein, dass gesamtgesellschaftlich und aus globaler Sicht ein Umstieg auf vermehrt pflanzenbasierte Ernährung erfolgen muss und ein sukzessiver Ausstieg aus der industriellen Landwirtschaft und Nutztierhaltung möglich wird, so Fischer. Befürchtungen, dass dies zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft führen könnte, habe sie nicht, wie sie selbst erklärt. „Niemand muss Angst haben, dass er sich morgen keine Wurstsemmel mehr leisten kann. Ich fürchte eher, dass dieser Wandel viel zu langsam geschehen wird und die Politik nur langsam und in kleinen Schritten Maßnahmen ergreift.“ Um so wichtiger sei es, dieses wichtige Thema immer wieder anzusprechen und die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren, so Fischer.

Ich teile diese Darlegungen zur Gänze. Unser Konsumverhalten muss wesentlich bescheidener werden, wenn wir nicht nur gesund bleiben, sondern auch überleben wollen. Dafür muss auch die Politik ihre Förderungspolitik ernsthaft überdenken und die Landwirte müssten im Interesse ihrer eigenen Zukunfstfähigkeit zu konsequenten Veränderungen bereit sein.

Mi., 09.03.2022 - 09:46 Permalink