Postkarte aus Palästina (5): Hoffnung und Besatzung

Dies ist die fünfte und letzte einer kleinen Serie von Postkarten aus dem Land, in dem letzte Woche Passover und Ostern gefeiert wurde.
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Ich habe keine Palästinenserin und keinen Palästinenser getroffen, die irgendeine Art von Hoffnung hätten.

Geschichte, zumindest die politische Geschichte, ist hier eine Abfolge von Katastrophen und Enttäuschungen. Dabei handelt sie nicht nur zugefügtem Unrecht, sondern von Enttäuschungen durch die, auf die man gehofft hat. Manche Menschen, denen ich begegnet bin, sprachen, oft im Scherz, von einer Serie von Enttäuschungen erst durch Fatah, dann die linken Parteien PFLP und DFLP, dann die Islamisten, und durch die Amerikaner und Europäer sowieso.

Die Zeit (http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-04/westjordanland-intifada/komplettansicht) frägt nach der Möglichkeit einer dritten Intifada. Auch hier debattieren alle dauernd, wann denn die dritte Intifada anbrechen wird. Doch die Erklärung (des Zeit-Artikels), es werde keine dritte Intifada geben, weil die Palästinenserführung es nicht wolle, ist völlig verfehlt; wenn schon, dann wird sich ein palästinensischer Frühling gerade auch gegen die Autonomiebehörden richten. Sie hebt fast keine Steuern ein, weil sie im Gegenzug auch fast nichts zu bieten hat. Ich habe keinen Palästinenser getroffen, der nicht über ihre Unfähigkeit, Korruptheit, und Kollaboration mit den israelischen Besatzern beklagt hätte.

Als letzten Gruß eine Miniatur des Absurden, die vieles hier zusammenfasst: Wie Besatzung und Urlaubsplanung zusammengehen, oder eben nicht: In Ramallah bin ich einer ganz normalen Familie begegnet, deren Leben von den kalt-logischen Gesetzen der Besatzung erschwert wird. Weil der Vater aus Gaza stammt, die Mutter aus Jerusalem, haben Eltern und Kinder unterschiedliche Papiere. Obwohl sie in Ramallah leben, gilt es, die Ansässigkeit in Jerusalem zu erhalten, um die damit verbundene „blaue ID“ Karte nicht zu verlieren, die die Einreise nach Jerusalem und ins historische Palästina von vor 1948 ermöglicht.

Ergebnis: Bei einer Reise von Ramallah nach London entzweit sich die Familie, die eine Hälfte muss über Amman in Jordanien reisen, die andere über den Flughafen Tel Aviv, erst in London trifft man sich wieder. Unter der Voraussetzung, dass beide Hälften ein Visum bekommen.

Gewiss, ein Luxusproblem, nur für diejenigen, die überhaupt an eine Reise ins Ausland denken können. Aber trotzdem zeigt es, wie sehr hier alles, vom wichtigsten bis zum Trivialsten, von der Ihtilal, der Besatzung bestimmt wird.

Beste Grüße, und bis bald...