Politik | Verwaltungsgericht

Das Stechen

Nächste Woche wird der Landtag einen neuen italienischen Verwaltungsrichter ernennen. Der ehemalige Bozner Staatsanwalt Andrea Sacchetti geht als Favorit in Rennen.
Sacchetti, Andrea
Foto: Staatsanwaltschaft Bozen
Am Ende ist es ein Duo.
Am kommenden Dienstag treffen sich vor der offiziellen Landtagssitzung die acht italienischen Landtagsabgeordneten zur Vorentscheidung. Es geht dabei um die Wahl eines neuen italienischen Richters oder eine Richterin am Bozner Verwaltungsgericht. Wird man sich an diesem Tag einig, wird wenig später die offizielle Wahl im Landtag erfolgen.
Seit November läuft das Auswahlverfahren für die Besetzung einer Richterstelle am Bozner Verwaltungsgericht, die der italienischen Sprachgruppe vorbehalten ist. Anfang 2022 ging mit Sarre Pirrone ein italienischer Verwaltungsrichter in Rente. Diesen gilt es jetzt zu ersetzen. Im Spätherbst hat der Landtag die Auswahlkommission nominiert, die die technische und fachliche Eignung der Kandidatinnen und Kandidaten prüfen soll. Ernannt wurden die Südtiroler Staatsrätin Ulrike Lobis als Präsidentin der Kommission, der Innsbrucker Universitätsprofessor Walter Obwexer, Mara Bertagnolli, Richterin am Verwaltungsgericht Venedig und die Bozner Anwältin Laura Polonioli.
Vier Personen haben sich um die Richterstelle beworben. Daniela Cinque, Vizegeneralsekretärin und langjährige Leiterin des Rechtsamtes der Gemeinde Meran, Nicola De Nigro, Leiter des Rechtsamtes der Gemeinde Brixen, die Mailänder Rechtsanwältin Raffaella Ferraris und der ehemalige Bozner Staatsanwalt Andrea Sacchetti.
Sie wurden Ende Februar von der Auswahlkommission angehört und diese hat zwei Kandidaten für geeignet erklärt. Es sind: Raffaella Ferraris und Andrea Sacchetti.
 
 
 
Die 50jährige Anwältin Raffaella Ferraris arbeitet für die Mailänder Kanzlei „Barberi Bellini Rondinone Santaroni & Partners“. Die in Mailand geborenen Anwältin hat die deutsche Schule besucht und gibt interessanterweise in ihrem Profil Deutsch als Muttersprache an. Nach einem Berufspraktikum in London hat sie sich vor allem auf Handelsrecht spezialisiert. 
Perfekt zweisprachig ist auch Andrea Sacchetti. Der 41jährige Bozner studiert in Innsbruck Rechtswissenschaften und beginnt 2011 seine Laufbahn in der Gerichtsbarkeit. Sacchetti arbeitet 11 Jahre lang als stellvertretender Staatsanwalt am Landesgericht Bozen, wo er in den vergangen Jahren zusammen mit Staatsanwalt Igor Secco einige der wichtigsten Ermittlungen in Südtirol bestritten hat. Anfang des Jahres wechselte Sacchetti überraschend als Richter an das Berufungsgericht nach Bologna.
Jetzt aber könnte er nach Bozen zurückkehren. Denn Andrea Sacchetti gilt für die Wahl im Landtag als klarer Favorit. Zum einem dürfte es nicht einfach sein, eine Nicht-Südtirolerin zur Verwaltungsrichterin zu machen. Und zum anderen würde mit Andrea Sacchetti endlich wieder ein Berufsrichter in die Bozner Gerstburg einziehen. Erst vor einem Jahr war der Bozner Richter Carlo Busato bei dieser Wahl völlig überraschend gegen den Landesbeamten Fabrizio Cavallar unterlegen.
Mit der Wahl von Andrea Sacchetti wäre am Bozner Verwaltungsgericht auch das Geschlechterverhältnis ausgeglichen: 4 Richterinnen und 4 Richter.