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Hindernisse bei der Lehrlingsausbildung

Der Entscheidung für oder gegen die Aufnahme von Lehrlingen gehen einige Überlegungen voraus – ob aus monetärer, organisationaler oder sozialer Sicht.
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Lehrlingsausbildung
Foto: Adobe Stock Images
  • Wer denkt, die Entscheidung, Lehrlinge auszubilden oder nicht falle Unternehmen leicht, täuscht sich. Neben dem Bürokratiedschungel fallen oftmals auch Kosten ins Gewicht oder es fehlen schlichtweg die Ressourcen. Die Ausbildung von Lehrlingen erfordert Zeit, Geld und Unterstützung seitens des Betriebs, was nicht immer finanzierbar und aus personeller Sicht oftmals nicht möglich ist. In Zeiten des Fachkräftemangels wächst bei vielen Unternehmen die Sorge, den eigenen Arbeitskräften zu viel zuzutrauen. Maßnahmen wie staatliche Anreize, eine Unterstützung während der Ausbildung sowie Sensibilisierungskampagnen könnten dazu beitragen, die Bereitschaft der Betriebe zur Aufnahme von Lehrlingen zu erhöhen und damit dem Lehrlingswesen neuen Schwung zu verleihen.

    Die Lehrlingsausbildung in Südtirol 

    Die Diskussion um die Lehrlingsausbildung gestaltet sich auch in Südtirol komplex und das Thema geht weit über die Frage der Höhe des Lohns hinaus. In einem im Jahr 2016 veröffentlichten AFI-Zoom mit dem Titel „Warum Betriebe ausbilden“ wurde die Debatte der Lehrlingsausbildung im Land neu aufgerollt. Der Fokus der Untersuchung liegt stark auf den monetären Aspekt der Ausbildung, sprich den (zusätzlichen) Kosten für Betriebe, den Lohn für Lehrlinge und den Nutzen für das Unternehmen insgesamt. Doch so manche:r vergisst, dass eine Lehrlingsausbildung mehr als nur eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist: Sie symbolisiert den Übergang von der schulischen Ausbildung in die Arbeitswelt und erfüllt für den lokalen Arbeitsmarkt eine Vielzahl an Funktionen, die nicht nur monetär, sondern vor allem auch gesellschaftlich von hoher Relevanz sind.

     Doch so manche:r vergisst, dass eine Lehrlingsausbildung mehr als nur eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist: Sie symbolisiert den Übergang von der schulischen Ausbildung in die Arbeitswelt und erfüllt für den lokalen Arbeitsmarkt eine Vielzahl an Funktionen, die nicht nur monetär, sondern vor allem auch gesellschaftlich von hoher Relevanz sind.

    Schlusslicht unter den Vorreitern

    In den Jahren 2016 und 2017 beobachtete die Arbeitsmarktbeobachtungsstelle einen Rückgang der traditionellen Lehrlingszahlen in Südtirol. Diese Entwicklung alarmiert Akteur:innen am Südtiroler Arbeitsmarkt weiterhin, da die Berufsausbildung unter anderem einen erheblichen Beitrag zur Eindämmung der Jugendarbeitslosigkeit leistet und eine Weiterentwicklung der lokalen Wirtschaft, allen voran des Handwerks, garantiert. Obwohl die Situation in Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen Italiens weniger dramatisch ist, gilt es dennoch, negativen Trends präventiv entgegenzuwirken. Wirtschaftspolitische Maßnahmen wie die Senkung der Lehrlingsgehälter in einigen Branchen stellt nur eine - -und lang nicht die erfolgreichste - der vielen Möglichkeiten dar, wie das Südtiroler Lehrlingswesen wiederbelebt und Unternehmen wieder stärker in Richtung Lehrlingsausbildung gelenkt werden können. Wirtschaftspolitische Anreize sollten in erster Linie die Motivation der Betriebe steigern, Lehrlinge auszubilden und ihnen in einem zweiten Moment die Vorteile einer betrieblichen Lehrlingsausbildung vor Augen führen. 

    Zur eigentlichen Ausbildungsproblematik gesellt sich eine weitere Herausforderung: die Erfassung wichtiger Daten zur Ausbildungslage innerhalb des Landes. In Südtirol gibt es auch heute noch wenig zugängliche empirische Daten über die Anreizstruktur und mögliche Hindernisse für die Aufnahme von Lehrlingen beziehungsweise das Anbieten von Arbeitsplätzen. Im Gegensatz zu Südtirol und dem Rest Italiens verfügen Länder wie Österreich, Deutschland und der Schweiz über eine Vielzahl von Daten, die sowohl Unternehmensverbänden als auch Gewerkschaften helfen, einen Überblick über die allgemeine Lehrlings- und Ausbildungssituation zu verschaffen. Im deutschsprachigen Ausland kann man auf umfassendere Erhebungen zurückgreifen, die beispielsweise zeigen, dass Betriebe nicht ausbilden, weil Lehrlinge zu wenig im Betrieb anwesend sind oder weil es zu wenige geeignete Kandidaten gibt. 

    Warum viele Betriebe Lehrlinge scheuen

    Die Komplexität der Entscheidung, ob ein Betrieb Ausbildungsplätze anbieten soll oder nicht, ist vielschichtig. Neben finanziellen Überlegungen spielen auch soziale und fachliche Aspekte eine entscheidende Rolle. Studien aus dem deutschsprachigen Ausland belegen, dass die Entscheidung für die Aufnahme von Lehrlingen in erster Linie darauf fußt, den Fachkräftebedarf des Betriebs decken zu wollen – der Lehrling wird anders gesagt als eine Art „Investition in die Zukunft“ gesehen. Genauso umfassend sind die Argumente, die gegen die Aufnahme von Lehrlingen sprechen. Dazu zählen der Mangel an qualifizierten Kandidaten, zu hohe Anforderungen und Auflagen durch Jugend- und Arbeitsschutzgesetze sowie die Abwerbungsgefahr und der Verlust des traditionellen Charakters als Ausbildungsbetrieb. Eine wichtige Rolle spielt im Rahmen der Studie die Erkenntnis, dass der Nutzen der Ausbildung oftmals erst nach Beendigung einer Ausbildung ersichtlich wird, was den Betrieben die Abschätzung des Nutzens im Vergleich zu den vorab anfallenden Kosten erschwert. Im Gegensatz dazu entstehen viele Kosten aufgrund von Vorbereitungen, Ausbildungsanforderungen und Organisationsaspekten bereits vor Beginn der Ausbildung. 

    Eine wichtige Rolle spielt im Rahmen der Studie die Erkenntnis, dass der Nutzen der Ausbildung oftmals erst nach Beendigung einer Ausbildung ersichtlich wird, was den Betrieben die Abschätzung des Nutzens im Vergleich zu den vorab anfallenden Kosten erschwert.

    Mechanismen verstehen und Maßnahmen ergreifen

    Die Lehrlingsausbildung ist also ein komplexes Geflecht aus ökonomischen, gesellschaftlichen und zeitlichen Aspekten. Für eine nachhaltige Förderung der Lehrlingsausbildung in Südtirol ist es essenziell, die Bedingungen und Beweggründe zu verstehen, die Betriebe daran hindern oder dazu motivieren, Lehrlinge auszubilden. Zielgerichtete Maßnahmen sollten die Qualität der Lehre im Betrieb fördern und anheben, damit der Wert der Ausbildungsleistung gesteigert wird und die Lehrlingsausbildung als tragende Säule im Übergang von Schule zur Arbeitswelt gestärkt wird.

    Selbst kleine Betriebe können dem Abwerbungsrisiko von Lehrlingen standhalten und können attraktive Arbeitgeber sein. Wo sie in puncto technischer Ausstattung, Lohn oder flexible Arbeitszeiten nicht mithalten können, können sie etwas anderes anbieten, beispielsweise durch die fast-familiäre Atmosphäre bzw. ein besonders gutes soziales Klima. Das berufliche Lernen im Betrieb basiert vor allem auf die praktische Ausübung eines Berufs, weshalb sich eine Ausbildung gerade für Jugendliche, die in formellen Bildungssystemen Schwierigkeiten haben, besonders gut eignet. 

    Ein Fazit

    Insgesamt erfordert die Lehrlingsausbildung in Südtirol eine ganzheitliche Herangehensweise. fundierte Daten, gezielte Fördermaßnahmen und die Anerkennung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wertes der Lehrlingsausbildung sind entscheidend, um die Ausbildung junger Menschen zu stärken und den Übergang in die Arbeitswelt erfolgreich zu gestalten.

     

    Quellen: